Die Entfuehrung der Wochentage
im Türstock. Er runzelte seine Stirn, als er den Faustabdruck auf dem Kissen bemerkte, doch dann lächelte er süffisant.
»Oh das Kätzchen hat Aggressionen? Süß!«
Sie stierte ihn finster an, aber er ließ sich von seinem Lächeln nicht abbringen, sondern machte eine einladende Geste, ihm zu folgen. »Komm Kätzchen, ich hab etwas für dich, was dich ein wenig auspowern wird.«
Sie zuckte ängstlich zusammen und die Bilder des Kellers schossen ihr durch den Kopf, aber bevor sie in Panik verfallen konnte, ergänzte der Herrscher seinen vorigen Satz: »Bist du schon mal geritten?«
Augenblicklich entspannte sie sich wieder und rief sich Donnerstags beruhigende Worte ins Gedächtnis. »Einmal als Jugendliche im Ferienlager.«
»Und?«, fragte er neugierig nach. »Kannst du es noch?«
Sie sah verlegen zu ihm auf. »Ich denke schon. Ist das nicht wie Radfahren? Man verlernt es nicht, wenn man es einmal kann?«
Seine Augen funkelten verschmitzt. »Wir werden es erfahren. Komm schon, die anderen Mädchen warten schon alle mit ihren Schattenmännern. Sie sind aufgeregt und ungeduldig, wir sollten sie nicht zu lange auf die Folter spannen.«
Mit ihren Schattenmännern, wiederholte Sofia in Gedanken Toms Satz. Tristan war ihr Schattenmann, aber er blieb verschollen. Wollte er nicht kommen oder durfte er nicht?
Der Atem stockte ihr, als sie auch noch eine dritte Möglichkeit in Betracht zog: Vielleicht war dem jungen Sklaven auch etwas zugestoßen. Schließlich war dem Herrscher alles zu zutrauen.
»Aber«, setzte sie behutsam an, um Darkson nicht zu verärgern. »Ist Tristan nicht mein Schattenmann?«
Seine Körperhaltung wirkte bedrohlich, als er sich vorneüber beugte, und ihr zu flüsterte: »Sieht so aus, als müsstest du mit meiner Wenigkeit vorlieb nehmen.« Seine Stimme wurde noch eine Spur rauer und dunkler: »Irgendwelche Einwände?«
»Nein«, stotterte sie eingeschüchtert. »Ich habe mich nur gefragt, ob es dem Sklaven gut geht.«
Tom van Darkson zuckte mit seinen Schultern. »Keine Ahnung, da muss ich mich nachher bei Alexa erkundigen.«
Alexa? Wieder durchflutete sie ein nagendes, stechendes Gefühl. Wer war diese Frau und warum war er bei ihr?
»Alexa?«, versuchte sie , möglichst beiläufig zu fragen. »Ist das auch eine Sklavin?«
Er ergriff ihre Hand und zog sie mit sich, während er leise antwortete: »Ich würde das nicht in ihrer Gegenwart wiederholen. Sie mag es nicht, wenn man sie an ihre Vergangenheit erinnert. Sie ist keine Sklavin mehr, sondern gehört zu meinem Führungsstab.«
Er blieb stehen und drehte sich zu ihr um. »Und außerdem ist sie Samirs Frau, du musst also nicht so ein eifersüchtiges Gesicht machen.«
Ertappt biss sich Sofia auf ihren Lippen herum und wagte es nicht, den Herrscher anzusehen. Sie hörte, wie er enttäuscht ausatmete: »Frag nicht mehr nach ihm, denn du gehörst mir. Ich will dich haben, besitzen und dich mit meinen Händen formen. Du bist mein Eigentum, meine Sklavin, mein Wochentag. Vergiss das nicht.«
Seine große Hand strich unvermittelt über ihre Wange und sie hielt die Luft an. Die Finger verweilten einen Moment auf ihrer Haut, dann entfernte er sie wieder und sprach kalt: »Erwähne nie wieder den Namen des Sklaven in meiner Gegenwart.«
Seine zornigen Augen verharrten auf ihr, bis sie ein Nicken andeutete. Schlagartig verbesserte sich seine Laune. Ein vollkommen anderer Tom van Darkson stand jetzt vor ihr. »Ich habe angeordnet, dass wir nicht in der Reithalle trainieren, sondern einen Ausritt am Strand machen. Die anderen Mädchen werden Augen machen!« Er grinste vergnügt vor sich hin, während Sofia über seinen Persönlichkeitstausch nur fassungslos den Kopf schütteln konnte.
Sie hielten vor der gesicherten Eingangstür und er holte einen kleinen Schlüssel heraus, um das Sicherheitsarmband zu lösen. Mit wenigen Handgriffen öffnete er das Schloss und legte den Reif samt dem Band vorsichtig auf den Boden.
»Los komm«, drängelte er sie, obwohl er noch nicht einmal die Tür geöffnet hatte. Sie hatte das Gefühl, dass er sich am meisten auf den Ausflug freute. Aber als sie hinaus trat, konnte sie in die seligen Gesichter der anderen Wochentage sehen, der Herrscher war also mit seiner Freude doch nicht so alleine.
Sie seufzte. Wahrscheinlich war sie das einzige undankbare Biest, welches dieses Geschenk des Herrschers nicht wertschätzen konnte.
Sie hob die Hand und beschattete ihre Augen, um die Szene vor ihr besser
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