Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
Vom Netzwerk:
Tür zugefallen, hörte sie sein leises, gedämpftes Lachen durch das Holz dringend. Immer noch Kichernd entfernten sich seine Schritte, bis das Haus ruhig und verschlafen dalag.

Ekel
    Tristan wusch sich die Hände zum zehnten Mal und trotzdem kriegte er den Geruch nicht los. Er stank, seit dem aufgezwungenen Intermezzo mit Mittwoch, nach Lust, Sex und Körperflüssigkeiten. Es ekelte ihn, denn die Gerüche erinnerten ihn an seine Zeit im Bordell und verursachten einen Gedankensturm, der ihn marterte und seinen Körper unruhig werden ließ. Die Abscheu ließ sich nicht mit Seife und Schwamm entfernen, sooft er auch über seine Haut rieb, sie blieb an ihm haften. Er verzweifelte beinahe an seinen Gedanken und Erinnerungen. Er wollte die Bilder aus seinem Gedächtnis löschen, aber es gelang ihm nicht, sobald die Nacht hereinbrach, spürte er die lüsternen Männerhände auf seinem Körper, wie sie ihn quälten, folterten und schlussendlich missbrauchten.
    Er ging zum Kühlschrank und riss die Tür auf. Er brauchte jetzt Alkohol, das einzig wirksame Mittel, um für einen kurzen Moment alles auszulöschen, was ihm widerfahren war. Er wollte sein Bewusstsein zum Schweigen bringen, Ruhe haben, vergessen. Fassungslos starrte er auf den leergeräumten Inhalt und den kleinen, gelben Zettel, den jemand an das Flaschenfach geklebt hatte.

    Lieber Tris,
    ich habe mir erlaubt, deinen Kühlschrank für dich aufzuräumen und alle alkoholischen Getränke zu entfernen.

    P.S.: Such erst gar nicht nach Tabletten, auch die habe ich an mich genommen (nette Verstecke hattest du!)

    Grüße Samir

    Mit einem gutturalen Schrei schlug Tristan die Tür zu und trat mit dem Fuß gegen das Plastik. »Scheißkerl«, knirschte er. »D er verdammte Scheißkerl.«
    Blass und mit verschwitzter Haut ließ er sich auf den Küchenstuhl sinken und legte seine Wange auf der Lehne ab. Ihm war zum Heulen zu mute, und wahrscheinlich hätte er auch geweint, wenn er dazu fähig gewesen wäre, aber sein damaliger Herr hatte ihm das Weinen schnell mit der Peitsche ausgetrieben und nur eine leere, gefühlskalte Hülle hinterlassen. Jedenfalls hatte er das angenommen, bis er Sofia begegnet war.
    Sofia! Genau! Er musste zu ihr, denn in ihrer Gegenwart fühlte er sich wohl, ihren Körpergeruch ertrug er, bei ihr konnte er Trost erfahren.
    Mit taumelnden Schritten wankte er aus seinem Zimmer und zum Mädchenhaus zurück, aus dem er gerade erst gekommen war.
    Er schwitzte. Sein Puls raste. Er musste sich beeilen, denn er spürte die aufsteigende Panik, die ohne Betäubung durch Alkohol oder Drogen nicht zu ertragen war.
    Schnell! Schneller! Er trieb sich selbst voran und rief sich das Bild von Sofia vor Augen, wie sie zusammengerollt im Bett lag, das blonde Haar ihr helles Gesicht umspielte und die großen, treuen Augen verschlafen dreinblickten. Ein beruhigendes, harmonisches Bild.
    Keuchend erreichte er ihre Tür, seine Hand lag schon auf der Klinke, als er Stimmen vernahm. Die männliche Tonlage mit dem dunklen, herrischen Unterton erkannte er sofort. Der Herrscher war bei Sofia.
    Die Erkenntnis riss ihm den Boden unter den Füßen weg. Seine letzte Hoffnung auf Rettung schwand dahin, das Zittern seines Körpers wurde stärker und es kostete ihn all seine Kraft, umzukehren. Er schlich wie ein geprügelter Hund zurück ins Haupthaus und seine Gedanken kreisten um das Mädchen.
    Sie gehörte Tom van Darkson, er hatte es in seiner Not vergessen, wahrscheinlich verdrängen wollen. Aber es stand ihm nicht zu, sie zu lieben und ihre Nähe zu ersehnen, denn sie war des Herrschers Eigentum.
    Der Kummer bahnte sich ohne Betäubungsmittel schmerzhaft seinen Weg in seine Seele. Gequält betrat er seine Wohnung und marschierte zu den zahlreichen Drogenverstecken, die er eingerichtet hatte, doch egal welches Geheimversteck er aufsuchte, sie alle waren vollkommen ausgeräumt. Samir musste die Wohnung wohl zusammen mit Spürhunden durchsucht haben.
    »Scheißkerl«, brummte er erneut und drückte seine heiße Stirn gegen das kalte Mauergestein. Seine miserable Verfassung spiegelte sich in seinen zittrigen Bewegungen wider, als er auf den Flur hinaus wankte.
    Überall griffen diese imaginären Hände nach ihm. Sie wollten ihm Schmerzen ohne Lust zufügen. Sie wollten ihn brechen, schreien und leiden sehen. Seine Qual war ihre Lust.
    Totenfratzen verfolgten ihn, er konnte geronnenes Blut riechen und der Gestand von Verwesung hüllte ihn ein.
    Er stolperte den Gang entlang. Das

Weitere Kostenlose Bücher