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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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und sie lächelte diebisch. Sie war das Wildpferd, das ausbrach.
    Aber aus dir mache ich auch noch eine brave Stute , dachte er erbost und ritt auf sie zu.
    Doch gerade als er sie fast erreicht hatte, schnalzte sie mit ihrer Zunge und stieß ihre Hacken erneut in die weichen Flanken des Tieres.
    Damit hatte sie das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht.
    Als er auf gleicher Höhe mit dem Gaul ritt , krallte er seine Hände in die Mähne des Tieres, zog den Kopf des armen Pferdes zu sich, um sich anschließend in dem Zaumzeug zu verkrallen.
    Sand und Wasser spritzte n durch die Luft, das Pferd wieherte schmerzvoll auf, während Sofia aufschrie.
    Er riss das Tier mit voller Wucht herum und endlich hielt es an.
    »Steig ab«, knurrte Tom. Doch sie blieb regungslos auf dem Rücken des Tieres sitzen und lächelte ihn nur unverhohlen an.
    »Spinnst du?«, fragte er, als sie weiterhin nur stoisch lächelte.
    Tränen liefen über ihre Wangen, während sie tapfer grinste. »Ich wollte nur einmal das Gefühl haben, wieder frei zu sein.«
    Er seufzte tief auf. Seine Wachen hatten sie inzwischen eingeholt, schwangen sich von ihren Tieren und zerrten Sofia vom Rücken des Pferdes. Sie wehrte sich nicht, auch nicht, als sie in den feuchten Schlamm gedrückt wurde und bei der nächsten Welle ordentlich Salzwasser einatmete.
    Sie hustete. Ihr Körper war voller Sand und kleinere Abschürfungen, die wohl der groben Behandlung der Wachmänner geschuldet waren, zeichneten ihre Knie und Ellenbogen.
    Er sah auf sie herab, wie sie dort lag und das Wasser ausspuckte. »War es das wert?«, wollte er rau wissen.
    Sie wischte sich die Spucke vom Kinn und das Meerwasser aus den Augen.
    »Ja.«
    »Du bist wirklich verrückt«, murmelte er.
    »Sollen wir sie in den Keller bringen, Sir?«, fragte einer der Männer.
    Tom van Darkson nickte mit dem Kopf. »Ja, aber fasst sie mir nicht an. Ich kümmere mich heute Abend um sie, aber jetzt will ich ausreiten. Die anderen Wochentage haben nicht verdient, dass wir alles wegen dem Miststück abblasen.«
    Nachdenklich folgte Tom dem Reittrupp. Ein Mann war mit Sofia zurückgeritten.
    Darkson grübelte nach. War er zu nachsichtig mit ihr umgegangen? Vor ein paar Tagen hatte sie noch zitternd geschworen, ein braves Mädchen zu sein, solange er sie nie wieder in den Keller schickte. Und jetzt war alles vergessen?
    Woher nahm sie die Willenskraft gegen ihn zu rebellieren, wenn sie doch wusste, was jetzt für Qualen auf sie warteten?
    Kleines, dummes Wildpferd.

Psychologie
    Sie saß im Keller auf einer Bank und wartete auf das Erscheinen ihres Peinigers, der sich erstaunlich viel Zeit ließ. Sie hatte mit seinem Auftauchen schneller gerechnet, aber auch nach Stunden blieb sie weiterhin alleine im Verlies.
    Sie rutschte auf der schmalen Holzbank, an die sie gekettet war, unruhig hin und her. Die Uhren im Bestrafungsraum tickten anders. Zäh tropften die Minuten dahin, die Stunden wollten gar nicht vergehen, selbst jedes Augenblinzeln währte Ewigkeiten und die Zeiger der großen Stahluhr bewegten sich träge vorwärts.
    Missmutig streckte sie ihre Beine aus, jedenfalls soweit es die klirrende Kette um ihr Fußgelenk zuließ.
    Sie fragte sich, was die anderen Wochentage gerade machten. Genossen sie nach dem Ausritt ein gemeinsames Abendessen, während sie hier im Keller schmorrte?
    Wütend riss Sofia an der Fußfessel, sie wusste, dass es ein sinnloses Unterfangen war, aber es verschaffte ihr dennoch Erleichterung. Irgendwie vermittelt e es ihr das Gefühl, nicht tatenlos zu sein, zudem vertrieb sie somit die Langweile, die sich allmählich unter die Angst mischte.
    Die martialische Standuhr zeigte ihr an, dass sie schon mehr als fünf Stunden hier saß.
    Langsam verschwand die Frucht und machte dem Zorn Platz. Wie konnte er es wagen, sie hier sitzen zu lassen?
    Sie legte sich rücklings auf die Bank und starrte zur Decke, die sich felsig und abweisend über den Raum spannte. Ein richtiger Folterkeller eben.
    Als ihr Rücken auf dem harten Holz zu schmerzen begann, setzte sie sich wieder auf, ein Blick auf das Ziffernblatt verriet ihr, dass sie weitere drei Stunden hier verbracht hatte.
    Doch gerade als sie jede Hoffnung aufgeben wollte, schwang die Tür auf.
    Ein gutgelaunter Tom trat ein. »Entschuldige die Verspätung, aber wir waren nach dem Ausritt noch im Meer baden und danach Eis essen. Es war ein toller Tag und Abend.«
    Ob seiner Schwärmereien verdunkelte sich Sofias Miene.
    »Ich hab mich auch

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