Die Entfuehrung der Wochentage
»Daran kann ich nichts ändern. Und jetzt komm.«
Sie schüttelte abwehrend ihren Kopf und wich zurück, als er ihr nachsetzte. »Nein, ich bin nicht bereit.«
Tristans Hand schlang sich um ihren Oberarm und er zog sie zu sich heran. »Halte deinen Mund und erwähne das bloß nicht vor dem Herrn, sonst wird er dafür sorgen, dass dich jemand für ihn bereit macht . Glaub mir, das willst du nicht erleben.«
Unerbittlich zerrte er sie auf den Flur und die Treppe hoch. Sie hielt sich wie ein kleines, bockiges Kind am Treppengeländer fest, was ein irrwitziges Bild abgeben musste, da der Sklave wütend an ihr zog und sie plärrend dagegenhielt.
»Was ist hier los?«, donnerte Toms Stimme plötzlich über ihnen, ein Körper beugte sich herunter und der Herrscher lugte auf die Streithähne hinab. »Spinnst du jetzt total?«, meinte er scharf zu Sofia gewandt. Mit zwei Sprüngen war er hinter Tristan, langte nach vorne und bog ihr kurzerhand die Finger um. Verblüfft, wie flink und wendig der Herrscher sein konnte, ließ sie das Gelände los. Da Tristan aber seine Bemühungen, sie heranzuziehen, nicht eingestellt hatte, landete sie jetzt schwungvoll in seinen Armen. Als sie gegen seinen Oberkörper gepresst wurde, konnte sie wieder seinen Herzschlag fühlen, der ihr so vertraut vorkam. Seine Anwesenheit beruhigte sie.
Tom drehte sich, nach erledigter Intervention, abrupt um und stieg die Treppe wieder hinauf, während der Sklave Sofia auf das Deck beförderte.
Unfreiwillig folgte sie ihm zur Reling und hing ihren düsteren Gedanken nach, während das Schiff anlegte. Ein kleiner Ruck ging durch den Bug und sie beobachtete, wie der Steg ausgefahren wurde.
Ihr Blick schweifte vom Steg hinzu der Insellandschaft, die sich ihr bot. Der weiße, pudrige Sand glitzerte verlockend im Sonnenlicht. Die kleinen Strandhäuser, die den Strand säumten, waren im Kolonialstil gehalten, weiß getüncht und mit schönen Holzterrassen versehen, aber ein entscheidendes Detail trübte das friedliche Bild. Überall patrouillierten bewaffnete Männer und die Fenster der Gebäude waren größtenteils vergittert.
Tristan, der neben sie getreten war, deutete ihren Gesichtsausdruck richtig. »Nein, hier gibt es kein Entkommen, Süße.«
»Sieht so aus«, antwortete sie ihm düster und folgte ihm, als er sie wieder am Handgelenk packte und sie den Steg hinabführte. Sie stapften durch den weichen Sand, zu einer kleinen Straße hin, wo mehrere Geländewagen mit laufenden Motoren warteten. Tom van Darkson und Samir stiegen in ein großes, massives Modell ein, während Tristan Sofia zu einem kleineren Wagen brachte.
»Steig ein«, befahl er knapp und öffnete die Hintertür. Doch bevor sie reagieren konnte, schubste er sie regelrecht auf den Rücksitz. Dann stieg er ebenfalls ein, und bevor die Tür überhaupt ganz ins Schloss fallen konnte, raste das Auto auch schon los.
Sie holperten über schlechtbefestigte Landstraßen, durch kleine, dschungelähnliche Wälder und gepflegte Städtchen. Man hätte die beschauliche Kulisse auch für ein beliebtes Urlaubsziel halten können. Alles sah so friedlich und regelrecht niedlich aus. Die Verlogenheit der Landschaft, die eine Harmonie vorgaukelte, die es nicht gab, passte gut zu Tom van Darkson Doppelleben, der seine dämonische Identität hinter der blütenreinen Fassade eines Polizeichefs verbarg.
»Was denkst du?«, fragte Tristan sie plötzlich und sie ruckte herum. In seinen Augen spiegelte sich ehrliches Interesse.
»Wie die Hölle das Antlitz eines Himmels haben kann.«
Er kicherte. »Oh, Sofia, du kannst ja richtig philosophisch sein.« Seine Augen streiften lustlos und flüchtig die Umgebung, die an ihnen vorbeiflog. »Ja, dieses Paradise in seiner Falschheit hat seine Tücken. Schon manch einer ist darauf reingefallen.«
»Wohin bringst du mich?«, fragte sie, ohne auf seine letzte Aussage einzugehen.
Er wandte ihr wieder sein Gesicht zu. »Zu den anderen Frauen.«
»Zu diesen sechs Sklavinnen, die in Toms Besitz sind?«
»Mhm.«
»Wirst du auch da sein, Tristan?«
»Warum sollte ich?«
»Weil ich Angst habe.«
»Ach, Süße«, in seinem strengen Tonfall schwang eine sanfte Komponente mit. »Solche Emotionen solltest du ablegen. Sie fressen dich sonst innerlich auf.«
»Lenk nicht ab, sondern beantworte mir meine Frage: Wirst du auch da sein?«
»Ich weiß es nicht.«
Sie verzog säuerlich die Mundwinkel. »Wie meinst du das?«
Er zuckte mit den Schultern. »Warten wir ab, was
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