Die Entfuehrung der Wochentage
beleidigt und starrte ihn finster an.
Er zuckte mit den Schultern und begann, still für sich zu lesen.
Als sie die Tatenlosigkeit nicht mehr aushielt, wisperte sie: »Du Tristan?«
Er legte das Buch beiseite. »Ja?«
»Warum hat er diese Art der Bestrafung gewählt? Er hätte auch Ron zu mir schicken können, dann hätte er mich … «, sie sprach nicht weiter, aber Tristan nickte ihr zu und beendete den Satz, »…dich und deinen Willen gebrochen.«
Sie schluckte. »Hmm.«
Seine Finger spielten am Einband des Buches herum und er sah sie unvermittelt an: »Nein, was soll er mit einer Puppe? Lust, und das Verlangen danach, ist ein schöneres Mittel, jemanden an sich zu binden. Alles andere ist nur erzwungene Kooperation, die vielleicht für den Moment erfolgreich ist, aber langfristig ist das eine sinnlose Strategie.«
»Aber woher wusste er, dass ich dich … mag?«
»Mögen, so?«, er lachte leise und hob fragend seine Augenbrauen. »Ist es das, ja? Ich dachte eher, du begehrst mich. Aber um auf deine Frage zurückzukommen, van Darkson besitzt eine gute Menschenkenntnis, aber auch wenn er sich geirrt hätte, was hätte es für einen Unterschied gemacht? Er hat es ausprobiert, wenn es schiefgegangen wäre, hättest du die Folgen tragen müssen, nicht er. So sind die Regeln.«
»Aha«, erwiderte sie darauf nur gefühllos.
Er legte das Buch zurück auf seine Knie, schlug die Seite auf, wo er stehengeblieben war, und murmelte, ohne aufzusehen: »Zudem, und das wird dich vielleicht freuen, ist Ron derzeit nicht in der Lage, einer Frau etwas anzutun. Dafür hat Darkson gesorgt, denn er versteht keinen Spaß, wenn sich jemand an seinem Eigentum vergreift. Blöder Fehler!«
»Hmm«, murmelte sie weiterhin recht schweigsam und Tristan vertiefte sich mit einem kurzen Stirnrunzeln wieder in sein Buch.
Ankunft
Sofia tigerte in Tristans Kammer auf und ab. Er hatte sie alleine gelassen und alle Türen sorgfältig abgeschlossen. Er ließ ihr mehr Freiheiten in letzter Zeit, sie musste nicht ständig die Fesseln tragen oder im Bett liegen, sondern durfte sich frei in seinem Zimmer bewegen. Sie empfand es als ein kleines Privileg, das sie auf keinen Fall wieder verlieren wollte, daher verhielt sie sich im Gegenzug kooperativ. Widerstandslos ließ sie sich die Wunden eincremen und war bemüht, Tristans Aufforderungen zügig nachzukommen.
Die Tage auf dem Schiff verliefen in einem gleichmäßigen Trott. Tom van Darkson, Samir oder einen anderen Mann hatte sie seit ihrer letzten Bestrafung nicht mehr zu Gesicht bekommen. Nur Tristan mit dem sie sich das Zimmer fortan teilte. Er brachte ihr Essen und Wasser, manchmal auch Bücher. Wenn ihr sehr langweilig war, unterhielten sie sich auch, wobei Tristan das Gespräch immer oberflächlich und belanglos hielt. So plauderten sie über das Wetter, Sofias Beruf oder über die Qualität des Essens.
Aber heute war irgendetwas anders. Tristan war früh aufgestanden, seine Miene hatte angespannt und ernst gewirkt. Er hatte sie nicht, wie jeden Morgen, freundlich geweckt, sondern sie unsanft wachgerüttelt, und war danach einfach verschwunden. Sie hatte auf seinen Weckversuch nur träge reagiert und war sofort wieder eingeschlafen. Erst durch das grelle Licht der Mittagssonne, die erbarmungslos durch das Bullauge auf das Bett schien, war sie hochgeschreckt.
Und jetzt lief sie eine gefühlte Ewigkeiten in dem kleinen Zimmer auf und ab. Das Gesicht von dem Sklaven ließ ihr keine Ruhe, sobald sie es sich ins Gedächtnis rief, wusste sie, dass etwas nicht in Ordnung war.
Sie stieß mit ihren Zehen gegen die Wandleiste, kehrte um und ging die fünf Schritte zur anderen Wand zurück. Was war los?, dachte sie fieberhaft.
Endlich hörte sie Schritte und Tristan trat ein. Er blieb im Türrahmen stehen und schüttelte seinen Kopf, als er ihren angespannten Zustand bemerkte. »Na du«, begrüßte er sie liebevoll. »Bist du endlich aufgestanden?«
»Ja«, antwortete sie im kurz angebunden.
Er lächelte, doch sein Lachen wirkte matt. »Schön, wir sind nämlich angekommen.«
Eisige Kälte schwappte über ihren Körper hinweg und sie krallte ihre Hand haltsuchend in die Stuhllehne. Sie hatte gewusst, dass der Tag kommen und ihre Reise in Marelando enden würde, aber sie fühlte sich nicht bereit. Kein Stück.
»Tristan«, bettelte sie. »Ich will nicht auf diese verdammte Insel. Ich will nicht ein Teil seiner Sammlung werden.«
»Du bist sein Eigentum«, seufzte der Sklave und trat vor.
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