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Die Entfuehrung der Wochentage

Die Entfuehrung der Wochentage

Titel: Die Entfuehrung der Wochentage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Kleine
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konnte, aber sicher nicht aus diesem hinaus und ihr war gerade nicht nach einer weiteren Bestrafung.
    Sie ließ ihren Blick durch den sauberen, ordentlichen, aber schmucklosen Raum gleiten. Ihre Augen hefteten sich an das kleine Türschild, auf dem das Wort „Willkommen Sonntag“ eingraviert worden war. Hitze wallte durch ihre Adern, als sie immer und immer wieder jene Buchstaben las, die jetzt zu ihrem Leben gehören würden.
    Ein leises Klicken zog ihre Aufmerksamkeit zur Tür hin, die kurz darauf aufschwang. Tom van Darkson stand im Türrahmen und Sofia konnte ihre Enttäuschung kaum verbergen. Tristan wäre ihr um einiges lieber gewesen, aber um den Herrscher nicht zu verärgern, rang sie sich ein gequältes Lächeln ab.
    Er wirkte aufgrund ihrer Bemühung, freundlich zu bleiben, amüsiert, trotzdem klang seine Stimme schneidend, als er befahl: »Komm mit, ich zeige dir dein neues Reich.«
    Er dirigierte sie durch das Haus und sie nahm sofort Notiz von der seltsamen Schiene, die an eine Vorhangschiene erinnerte, nur das diese um einiges massiver wirkte und mit dicken Metallbolzen an der Decke befestigt worden war.
    »Sehr schön«, kommentierte er ihren neugierigen Gesichtsausdruck, während sie das seltsame Gebilde musterte. »Du hast also schon die Führungsschiene entdeckt.«
    Sie machte große Augen, was sollte denn das für ein Teil sein?
    Ihrem fragenden Ausdruck entsprechend deutete er auf die Decke. »Damit können sich meine Sklavinnen frei im ganzen Haus bewegen, ohne dass eine Flucht möglich wäre oder sie ständig bewacht werden müssen. Ich schätze es sehr, wenn ich sie nicht ständig in ihrem Zimmer anbinden muss.«
    Sie runzelte die Stirn, sie verstand das Prinzip dahinter nicht. »Wie funktioniert das?«, wollte sie wissen, denn es schien ihr sinnvoll, informiert zu sein, wenn sie eines Tages abhauen wollte.
    »Oh«, erklärte Tom. »Das ist ganz simpel. Dir wird später ein Armband, das durch eine Kette mit der Führungsschiene verbunden ist, angelegt. Die Schiene steht unter Strom, aber keine Angst, die Fessel ist sehr gut isoliert, sodass du nichts zu befürchten hast, außer, wenn du versuchst, dich zu befreien. Dann … « Er deutete auf ihr Handgelenk. »Drücken sich kleine Metallstifte durch das weiche Material des Reifs und die Isolierung hebt sich auf. Ich würde dir daher raten, keinen großen Zug auf deinen Arm zu legen. Also reiß nicht daran, sonst durchstechen die Spitzen das Plastik und ein Wächter muss den Strom abstellen, um dich loszubekommen.«
    Sie warf dem Ding über ihrem Kopf einen bitteren Blick zu. Auf eine so ausgeklügelte Technik hätte sie sehr gut verzichten können. Aber irgendwo würde das Ding ja auch einen Schwachpunkt haben, oder? Sie unterzog es einer genaueren Prüfung und ihr fielen die kleinen Kreisel auf, die in einigen Abständen kamen. Hier verzweigte sich die Schiene kurz, um dann wenige Zentimeter später wieder zusammenzulaufen.
    Sie machte eine Kopfbewegung dahin. »Wozu ist das gut?«
    »Hm«, meinte er lapidar. »Hier wohnen sieben Frauen, irgendwie müsst ihr ja auch aneinander vorbei kommen. Sonst gibt es einen Stau. An diesen Punkten gelingt es euch.«
    Er hatte wirklich an alles gedacht. Sofias Hoffnung auf Flucht schwand weiter.
    »Du wirst heute Abend dein Armband bekommen, meine Liebe. Vorher möchte ich dir aber noch die anderen Wochentage vorstellen.«
    Schon allein für den Ausdruck „Wochentage“ wäre sie ihm am liebsten an die Gurgel gesprungen. »Was … also … benutzt du uns alle gleichzeitig?«
    Tom lächelte verstohlen. »Nein. Hättest du das gerne? Bist du bi? Vielleicht lässt sich da ja was einrichten!«
    »Nein«, knurrte sie böse und missachtete geflissentlich seinen strengen Gesichtsausdruck, ob ihres unhöflichen Verhaltens.
    »Ehe ich es vergesse«, raunte er. »Ab jetzt hast du mich mit „Herr“ anzusprechen. Zudem wünsche ich mir, dass du nicht nur mich, sondern auch die anderen Wochentage mit Respekt behandelst. Ich dulde in meinem Haus keine Zickerein, haben wir uns verstanden?« Er grinste diabolisch und anzüglich, während er mit Genuss fortfuhr: »Die anderen Wochentage wirst du nämlich brauchen, wenn du mal zarte und nicht nur harte Hände auf deinem Körper spüren willst.«
    Wut stieg in ihr hoch. »Du bist wirklich ein Schwein.«
    Er kicherte und bedachte sie mit einem langen, intensiven Blick. »Du solltest mit den Schimpfwörtern sparsamer umgehen, sonst bleibt dir nichts mehr für später

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