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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ausgeführt wird
das meist in den Privatkliniken von Schönheitschirurgen. Die hauchfeinen Narben
heilen sehr schnell — nach fünf Wochen sieht man nichts mehr. Uckmann — ich
gehe jede Wette ein — hat sich umbauen lassen. Neue Nase, neuer Augenschnitt,
zernarbte Haut, gefärbtes Haar — nur an den Stimmbändern hat niemand
rumgeschnippelt. Deshalb klingt die Stimme wje ehedem.“
    „Mich haut’s aus den Schuhen“, murmelte
Karl. „Aber du hast recht. Beim Sockenschuß! Du hast recht!“
    „Eins muß man ihm lassen“, sagte
Tarzan. „Der Kerl hat Nerven wie Kabel. Spaziert einfach in seine alte Bude
rein und verlädt uns für dumm. Himmel, begreift ihr, welche Gefahr das für den
Kommissar ist! Immerhin wollte und sollte Uckmann ihn umbringen. Vielleicht
will und soll er noch.“
    „Aber erstmal will er da sein, wenn
Neschke am Rohr tönt.“
    Tarzan nickte. „ Und wie er den Mieter
gespielt hat! Echter geht’s nicht.“
    „Ist echt ein Schauspieler“, sagte
Klößchen. „Aber vorher war er hübscher. Jetzt ist er mehr der Typ für
Charakterrollen. Ich meine, für Ganoven.“ Plötzlich schnellte er hoch. „Himmel,
mein Eis zerläuft. Seit wann ist denn das da?“
    Er grapschte sich den Löffel und begann
wie irre zu schaufeln.
    Tarzan stand auf.
    „Ich rufe Gabys Vater an.“
    Der Kommissar war gerade in seinem
Büro.
    Tarzan berichtete und wurde mit keinem
Wort unterbrochen.
    Auch als er geendet hatte, schwieg Glockner
sekundenlang.
    „Du kannst stolz auf dich sein, Tarzan“,
sagte er dann. „Deine Fähigkeit, genau zu beobachten, verhindert jetzt die
große Katastrophe. Ich glaube nicht, daß du dich täuscht. Heute morgen in den
Frühnachrichten wurde gemeldet, daß Hansjörg Neschke ausgebrochen ist. Uckmann
hat das gehört — und sofort gehandelt. Mit außerordentlicher Geschicklichkeit,
denn ich hatte keinen Verdacht und war keinen Moment mißtrauisch. Jetzt werden
wir sein Telefon anzapfen. Davon ahnt er nichts. Und sobald er sich mit Neschke
trifft, kassieren wir beide ein. Das ist dann dir zu verdanken.“
    „Ich kann’s nun mal nicht leiden“,
sagte Tarzan, „wenn einer so unflätig spuckt. Sowas fällt mir auf.“
     
    *
     
    Um zwei Uhr früh wurde Gehlert vom
Schrillen des Telefons aus dem Schlaf gerissen. Er sprang aus dem Bett, war
sofort hellwach und nahm den Hörer ans Ohr.
    „Ja? Hallo? Einen schönen guten Morgen“,
meldete er sich.
    „Hallo, Gus“, sagte Hansjörg Neschke am
anderen Ende der Leitung. „Du bist hoffentlich allein. Oder läuft bei dir ‘ne
Party?“
    „Ich bin allein, Kumpel.“
    „Hast du gelesen, daß ich getürmt bin.“
    „Aber ja. Es kam gestern in den
Nachrichten und heute stand’s in allen Zeitungen. Deshalb bin ich hierher
zurückgekommen und... Aber das erzähle ich dir nachher.“
    „Gut. Hast du deinen Schlüssel?“
    „Selbstverständlich.“
    „Eben habe ich meinen aus dem Versteck
geholt“, sagte Neschke. „Die Beute wartet auf uns.“
    „Sie hat Sehnsucht nach uns.“ Uckmann
lachte. „O Mann. Das Wichtigste war, mit dir Kontakt aufzunehmen. Das ist jetzt
geschehen. Und wir holen uns die Beute. Aber, Hansjörg, das schieben wir einen
Tag auf. Erst muß ich nämlich einen längst fälligen Auftrag erledigen. Einmal
ist es in die Hose gegangen. Aber jetzt kann ich dem Kerl auf den Pelz rücken,
ohne daß er was ahnt. Ich muß den Typ beseitigen. Von Gianni Paresano habe ich
den Auftrag. Stell dir vor! Und du fällst auf den Rücken, wenn du hörst, wer
gemeint ist.“
    „Nämlich?“
    „Derselbe Bulle, der dich gefaßt hat.“
    „Was? Dieser Glockner?“
    „Der! Genau der!“
    „Da mache ich mit. Aber weshalb stört
sich Paresano an ihm?“
    „Glockner hat seinen Dealer-Ring
zerschlagen.“
    Neschke stieß ein schnaufendes Lachen
aus. „Wenn der Spaghetti kein Geld einnimmt, sieht er rot, was? Uns soll’s
recht sein.“
    „Eben. Übrigens ist Paresano hier in
der Stadt. Seit heute abend. Zusammen mit der süßen Sophia. Wohnen im Hotel
Fünfte Jahreszeit und denken sicherlich, sie müßten sich einen neuen Killer
besorgen — weil ich für fünf Wochen abgetaucht war. Das wird sie aber freuen,
wenn Glockner plötzlich das Zeitliche segnet. Mach dich auf die Socken, Junge.
Wir treffen uns in der Olympia-Straße, Ecke Kleist-Park, ja? Ich komme mit dem
Taxi.“
    „Ich muß mir erst noch ‘nen Wagen
klauen.“
    „Nochwas, Hansjörg! Wundere dich nicht,
wenn ich völlig verändert aussehe. In Frankreich habe ich

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