Die Entführung in der Mondscheingasse
Fahrgast wurden
geschüttelt, daß ihnen Zähne und Knochen klapperten. Aber alle waren
angeschnallt. Verletzungen fanden nicht statt. Nur die Fahrzeuge hatten sich
ineinander verkeilt.
Die Karosserien wimmerten noch, als der
empörte Taxifahrer ins Freie sprang.
„Wohl verrückt geworden!“ brüllte er,
ein ältlicher Mann. „Verkehrsrowdy! Raser! Diese Fahrweise ist kriminell. Jetzt
bist du den Führerschein los, Mann!“
Auch Neschke stieg aus.
Er war klein, aber breit wie ein
Schrank. Vom runden Schädel standen die Haare wie Borsten ab.
Er hätte das Taxi genommen, um seine
Flucht fortzusetzen, sah aber, was damit los war. Hier half nur noch
Abschleppen.
Der Fahrer packte Neschke am Arm.
„Und jetzt willste abhauen, was?
Hiergeblieben, Tiefflieger!“
Im selben Moment schob sich der
Fahrgast aus dem Fond. Sein Gesicht verriet Entschlossenheit.
Der will mir was, dachte Neschke. Na
gut, dann haue ich eben beide zusammen. Erst den Großen. Der ist der
gefährlichere!
Der vermeintliche Gegner machte einen
langen Schritt und schlug dem Taxifahrer die Handkante ins Genick.
Wie vom Blitz getroffen fiel der Mann
um.
„Mensch, Hansjörg! Was machst du für
Sachen? Ich will dich hier abholen, und du bringst mich fast um.“
„Gus? Das darf nicht wahr sein! Nie
hätte ich dich erkannt. Ist ja umwerfend, wie du... Aber bloß weg hier! Was
glaubst du, weshalb ich gerast bin. Da hinten wimmelt es von Typen. Einer hat
geschossen. Hinter Büschen kamen sie hervor — und aus jeder dunklen Ecke. Sah
mir verdammt nach Bullen aus. Hast du die bestellt?“
„Was?“ Uckmann glotzte. Dann stieß er
Flüche aus, die in keinem Wörterbuch stehen. „Verdammt! Dieser Bulle! Hat er
meinen Apparat also doch angezapft. Hätte ich nicht gedacht. Jetzt kann ich’s
mir aussuchen. Hat der mich durchschaut, oder... Nein! Der hat nur überprüft,
ob Gehlert auch alles richtig macht. Und dabei...“
„Sag mal!“ unterbrach Neschke. „Wovon
redest du eigentlich?“
„Das erkläre ich dir. Aber erst
verkrümeln wir uns.“
*
Von Gaby erfuhren die Jungs am nächsten
Morgen, was sich abgespielt hatte.
Klößchen schüttelte sein Lachen aus,
als wäre der Vorrat unerschöpflich, schwieg aber abrupt (jäh), als ihn
Karl in die Rippen knuffte.
„Du wieherst, du Esel. Die Tränen
sollten dir kommen. Die verdammten Verbrecher sind entwischt. Für den Kommissar
besteht jetzt höchste Gefahr, und in der Haut des armen Weixelberger möchte ich
nicht stecken.“
„Ja, du hast eigentlich recht“, nickte
Klößchen. „Aber du übersiehst die Komik. Da hat Tarzan die Erleuchtung und
erkennt den tollkühnen Uckmann unter Gelehrts neuem Gesicht. Gabys Vater läßt
das Telefon anzapfen und stellt eine Super-Organisation auf die Beine. Es
klappt auf die Minute. Die Falle ist geöffnet. Neschke und Uckmann nahen in
ihren Autos, und... also, ich könnt’ mich trotzdem beölen. Der Weixelberger...
hahahahihihi... gibt einen Warnschuß ab... Darauf werden zwei Wagen zu Schrott,
und der Taxifahrer wacht mit Gehirnerschütterung im Krankenhaus auf. Und alles,
weil Weixelberger...hahahahihihi...“
„Sowas nennt man menschliches Versagen“,
fuhr Gaby ihn an. „Ist auch dir schon passiert. Und nicht nur einmal.“
„Ich schieße aber nicht in die Luft“,
verteidigte sich Klößchen.
„Nein. Aber du hustest beim
Anschleichen, niest, wenn wir uns verstecken, und neulich hast du in der Kirche
beim Gottesdienst dein Kofferradio angestellt, weil du unbedingt daran
rumspielen mußtest. Also gackere nicht so, wenn andern Menschen was
Menschliches, ich meine, ein Fehler passiert.“
„Komisch ist es trotzdem“, beharrte er
und zog den Kopf etwas ein. „Außerdem könnt ihr euch freuen, daß ich als
Alleinunterhalter den Jokus (Ulk) immer voll drauf habe.“
„Was wird denn nun mit Weixelberger?“
fragte Tarzan.
„Im Bericht hat Papi geschrieben, daß
die Panne infolge eines technischen Defekts (Schaden) passiert ist.
Damit es nicht an Weixelberger hängen bleibt. Papi will dem armen Kerl nicht
die Karriere versauen.“
„Was ist mit Paresano und der... wie
heißt sie?“
„Sophia Burropasti. Offenbar ein
schönes Weib, aber kriminell ,“ antwortete Gaby und
fuhr fort:
„Wie mein Papi von den Mailänder
Kollegen weiß, gehört die Frau zur Verbrechersippe und ist durch und durch
schlecht. Paresano und sie wurden letzte Nacht im Hotel Fünfte Jahreszeit
festgenommen. Das kam so überraschend, daß Paresano nicht
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