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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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mal seine Pistole
verstecken konnte, für die er keinen Waffenschein hat. Jetzt ist er erstmal
dran wegen unerlaubten Waffenbesitzes. Aber damit kommt Papi nicht weit. Das
Telefongespräch zwischen Uckmann und Neschke ist zwar auf Band aufgenommen. Das
berechtigt zur vorläufigen Festnahme. Aber vor Gericht ist sowas kein Beweis.
Um das italienische Pärchen auf Dauer hinter Gitter zu bringen, gibt es nur
eine Möglichkeit: Uckmanns Aussage. Das heißt, er muß geschnappt werden. Um
sich ein paar Vorteile einzuhandeln, wird er dann vor Gericht bestimmt den Mund
aufmachen und seinen Auftraggeber belasten. Davon ist Papi überzeugt.“
    „Ich würde heute abend gern zu euch
kommen“, sagte Tarzan, „und mit deinem Vater über alles sprechen.“
    „Ich auch“, sagte Karl rasch.
    „Selbstverständlich bin ich dabei“,
fügte Klößchen hinzu.
    „Ich sage Mami, daß ihr zum Essen kommt“,
nickte Gaby. „Um sieben, ja. Aber auf mich müßt ihr verzichten. Heute ist
Training im Schwimmclub.“
    „Wird Zeit, daß du wiedermal hingehst“,
meinte Klößchen. „Hast verdammt oft geschwänzt. Sonst verlernst du noch, wie
man in Rückenlage krault.“
    Unter Gabys Blick schien er zu schrumpfen.
    „Schon gut“, griente er, „bist ja immer
noch die schnellste Nixe. Und die schönste sowieso.“
    Tarzan legte seiner Freundin behutsam
die Hand unters Kinn und schob den Kragen ihrer Bluse auseinander.
    „Trägst du das Kettchen nicht mehr?“
    „Du, das ist weg.“
    „Weg?“
    „Wahrscheinlich habe ich’s verloren.“
    „Naja.“
    „Mir tut’s echt leid. Ich hatte mich
sehr daran gewöhnt. Außerdem hast du’s mir geschenkt. Wenn ich mich nur
erinnern könnte, wann ich’s zum letzten Mal bei mir hatte!“
    „Ob’s davon zurückkommt.“
    Als Gaby traurige Augen machte, legte
er ihr den Arm um die Schulter und wechselte das Thema.
    „Bis wann habt ihr Training?“
    „Um neun ist Schluß.“
    „Gut. Ich hole dich ab. Punkt neun
stehe ich vor dem Olympia-Bad. Dann müssen dein Vater oder deine Mutter nicht extra
mit dem Wagen los.“
    Gaby verdrehte die Augen. „Manchmal
komme ich mir vor wie ein Baby. Aber ich bin fast 14, gewieft wie 16 und
selbständig wie 18.“
    „Aber darauf nehmen die Ganoven keine
Rücksicht“, grinste er. „Denen ist es egal, über wen sie herfallen. Hübsche
Mädchen sind natürlich besonders gefährdet. Und die Handtaschen der Omas auch.
Eine Großstadt wie unsere ist nun mal ein heißes Pflaster. Also sei froh,
Gabriele Glockner, daß du ein Judo-As wie mich als ständigen Begleiter und
Heimbringer hast. Neuerdings spezialisiere ich mich auf Straßenkampf. Trägt der
Zeit, in der wir leben, Rechnung. Ist roher, bringt aber was im Falle eines
Falles.“
    „Unter deinen Fittichen“, sagte Gaby, „werde
ich mich zeit meines Lebens wie ein Baby fühlen.“
    Karl und Klößchen grinsten. Dann tönte
der Gong über den Pausenhof, und die TKKG-Bande sockte zurück in die Klasse.

15. Ute Rohrbacher
     
    Startsprünge klatschten ins Wasser. Man
hörte das Prusten der Schwimmer. Die Kommandos der Trainer nervten. Die Luft
roch nach gechlortem Wasser, und die Scheiben des Olympia-Hallenbads
beschlugen, denn der Großstadt-Abend war draußen erheblich kühler als hier
drin.
    Es war 20.29 Uhr. Wiedermal herrschte
Wahnsinnspower, denn die Nixen und männlichen Wasserflöhe des Schwimmclubs
waren unter sich.
    Gaby saß auf einer Bank am Beckenrand
und verschnaufte. Ihr Goldhaar steckte unter einer schnittigen Badekappe. Der
Schwimmanzug war einteilig und mußte sitzen wie eine zweite Haut, um beim Kampf
um Hundertstel-Sekunden nicht zu hemmen, sondern ein Höchstmaß an Wasserschlüpfigkeit
zu bieten.
    Gaby war viermal 200 Meter und dreimal
100 Meter in Rückenlage gekrault und zufrieden mit ihren Zeiten.
    Das Handtuch hing ihr um die Schultern.
Sie blinzelte das Chlorwasser aus den Augen.
    Karola Otter, eine Sportlehrerin, die
heute das Training der Mädchen leitete, kam vorbei.
    „Na, Gaby. Du fühlst dich wohl
pudelwohl, wie?“ lächelte sie.
    „Ja, sehr. Nur das Wasser ist etwas zu
warm. Und...“
    Sie stockte.
    Das Stichwort fuhr ihr wie eine
Erleuchtung ins Hirn — und löste, wie bei allen Schnelldenkern, eine
Gedankenkette aus.
    Pudelwohl? Nein! Zu dem Hundesalon geht
Oskar nicht mehr, sondern zu Frau Feinschnitt in der Mondscheingasse. Und dort
— flash! — hatte ich mein Halbmond-Kettchen noch. Ist mir aber vom Hals gerutscht
auf den Nabel. Dann habe ich’s in die

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