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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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beide Hände im Spiel.
    „Morgen packen wir’s an“, sagte
Neschke. „Aber heute abend speisen wir mal ordentlich. Ich häng mir den Bart
um. Du stülpst dir die Perücke auf. So können wir uns in die Badestuben wagen.
Kennst du nicht, nein? Ist ‘ne tolle Freß-Pinte direkt beim Olympia-Bad. Also
los, fahren wir hin.“
    Sie fuhren.
    Als sie vor dem großen Hallenbad
parkten, packte Uckmann seinen Komplicen am Arm.
    „Hansjörg! Mensch! Das Mädchen da! Ja,
die Blonde, die dort ihr Rad abstellt. Das... das... ich wette, das ist sie.“
    „Die Glockner-Göre?“
    „Genau. Sie geht schwimmen. Was sagst
du dazu?“
    „Vielleicht schwimmt sie gern.“
    „Ich meine doch unseren Dusel. Daß sie
jetzt unseren Weg kreuzt. Phantastisch! Wir lassen das Essen sausen. Wir
warten. Und wenn sie nachher nach Hause radelt...“
     
    *
     
    Die Straße war dunkel und still. Gaby
fuhr rasch. Auf der einen Seite begleitete eine Grünanlage, auf der andern
standen Zäune und die Mauern abgeschirmter Gärten.
    Gaby kam von Frau Feinschnitt, hatte
sie gerade noch angetroffen und freudestrahlend das Kettchen in Empfang
genommen. Wie ehedem hing es ihr jetzt um den Hals, als sie die Mondscheingasse
hinunter strampelte.
    Hinter ihr näherte sich ein Wagen. Sie
hörte ihn und wurde auch berührt vom Scheinwerferlicht.
    Dann überholte sie ein Kombi. Ein Stück
voraus hielt er. Jemand stieg aus. Gaby achtete nicht darauf. Sie fuhr an dem
Wagen vorbei.
    Plötzlich war eine Gestalt neben ihr.
Für den Bruchteil einer Sekunde sah sie das von einer Strumpfmaske verzerrte
Gesicht.
    Ihr blieb keine Chance, als sie
hinterrücks gepackt wurde.
    Eine derbe Hand erstickte den Schrei.
Ein Tuch mit üblem Geruch wurde ihr auf Gesicht und Nase gepreßt. Sie
strampelte und wollte um sich schlagen. Aber schon wurde sie von der Ohnmacht
übermannt.
    Der Kombi hielt neben Uckmann. Er riß
die Heckklappe auf, schob die Bewußtlose hinein und zerrte eine Decke über sie.
Niemand hatte den Überfall beobachtet.
     
    *
     
    Sie behausten eine Bruchbude am
Stadtrand. Einziger Vorteil war, daß es keine Nachbarn gab, und die
dickwandigen Kellerräume ließen keinen Laut hinaus. Gaby lag auf dem Feldbett
und atmete schwer. Sie war noch bewußtlos.
    Uckmann und Neschke saßen auf wackligen
Stühlen. Immer noch drückten Strumpfmasken die Gesichter schief.
    „Sie wird nicht wach“, knurrte Uckmann.
„Ob ich mal mit Ohrfeigen nachhelfe?“
    Bevor es dazu kam, schlug Gaby die
Augen auf.
    Ganz allmählich breitete sich Entsetzen
über ihr Gesicht. Sie entsann sich. Wie ein verängstigtes Reh starrte sie die
Verbrecher an.
    „Keine Angst“, sagte Uckmann. „Dir
geschieht nichts. Aber dein Vater wird den Schlüssel rausrücken müssen, damit
du wohlbehalten zu ihm zurückkehren kannst. Verstanden? Andernfalls schneiden
wir dir die Ohren ab — und dann die Nase.“
    Langsam richtete Gaby sich auf.
Ungläubiges Erstaunen verdrängte die Angst in ihren Zügen.
    „Wovon reden Sie? Was für ein
Schlüssel? Hat meine Mami einen bestimmten Schlüssel, den Sie brauchen?
    Uckmann runzelte die Stirn, als er
sagte: „Was faselst du von deiner Mutter? Die hat den Gemüseladen. Wir meinen
deinen Vater, den Bul... den Kommissar. Er hat den Schlüssel, auf den es uns
ankommt.“
    „Was?“ rief Gaby. „Ich verstehe nicht.
Mein Vater ist doch schon seit zehn Jahren tot. Damals bei dem Unfall... Ich
bin Halbwaise. Außerdem war mein Vater Ingenieur. Wie kommen Sie auf Kommissar?“
Sie hielt inne. Ein kleines Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Ach? Denken Sie
vielleicht, ich wäre Gabriele Glockner? Denken Sie das?“
    „Du... bist die Glockner-Göre!“
    Trotz des Chloroforms, das ihr noch in
Kopf und Nase steckte, schwang Gaby die Beine vom Feldbett und brach in helles
Lachen aus.
    „Da muß ich Sie aber enttäuschen, Herr
Kidnapper. Sie haben sich vergriffen — und sehr zu Ihrem Nachteil. Ich bin
nicht Gabriele Glockner, sondern Ute Rohrbacher. Ich wohne nicht hier, sondern
in Berlin. Daß ich hierher zu Besuch kommen konnte, verdanke ich dem
Schüleraustausch. Ich bin Gast in der…“
    „Du lügst“, schrie Uckmann. „Das ist ein
elender Trick. Du siehst aus wie die Glockner-Göre und...“
    „Das ist es ja“, fiel sie ihm lachend
ins Wort. „Mich haben schon Klassenkameraden mit Gaby verwechselt. Denn
natürlich gehe ich auch hier zum Unterricht. Deshalb habe ich Gaby neulich
kennengelernt und festgestellt, daß wir uns wirklich sehr ähneln. Aber

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