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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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Jugendlichen stand von seinem Sitz auf. Die Hosenbeine der ausgebeulten Jeans schlackerten um die teuren Hightops von Nike. Die zu langen Ärmel seiner unförmigen Jacke bedeckten seine Hände. Auf dem Kopf trug er eine Mütze der Georgetown Hoyas mit nach hinten geschobenem Schirm. Er kam breitbeinig den Gang entlang und fixierte Allison, als er sich näherte.
    Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln und vermied den direkten Blickkontakt in der Hoffnung, er würde vorbeigehen. Ein dünner Schnurrbart, merkte sie sich, wie Jugendliche ihn tragen, die sich noch nie rasiert haben
    Er blieb neben ihr stehen. Ihr Puls schlug schneller. Ganz schön groß für sein Alter, dachte Allison. Wie ein Basketballer.
    »Sie sitzen auf meinem Platz«, sagte er.
    Sie sah nicht auf und blickte starr geradeaus. »Gnädigste«, sagte er. Er beugte sich diesmal vor und sah auf sie hinab. »Ich sagte, Sie sitzen auf meinen Platz.«
    »Und du verstellst mir die Sicht«, antwortete sie. »Geh mir gefälligst aus den Augen.«
    In einer rhythmischen Bewegung, die mit einiger Phantasie als Tanz hätte durchgehen können, wirbelte er herum und wurde höhnisch. »Du glaubst, ich versperre dir die Sicht? Das ist noch gar nichts, du Schlampe.« Er machte seinen Rücken krumm und streckte ihr seinen Unterleib entgegen. »Wenn du das Maul noch weiter aufreißt, werde ich es dir hiermit stopfen. Ich wette, das würde dir gefallen, hä?«
    »Lass sie sie in Ruhe.« Das war der Geschäftsmann, der auf der anderen Seite des Gangs saß.
    Der Flegel sah ihn an. »Halt dich da raus, du Arschloch.«
    »Lass uns doch in Ruhe«, sagte der Geschäftsmann schon etwas weniger überzeugend.
    Ein weiterer Typ kam zur Unterstützung seines Kumpels den Gang entlang geschlendert. Er war genau in derselben Aufmachung. Das Outfit einer Jugendgang. »Was haben wir denn hier?« höhnte er und baute sich vor dem Mann auf. »Der Buchhalter riskiert 'ne dicke Lippe?«
    »Hört zu«, sagte Allison. »Jetzt beruhigen sich erst mal alle wieder, okay?«
    Der Flegel hob seine Stimme. »Beruhigen, sagst du? Du meinst, ich soll mich beruhigen? Verschwinde verdammt noch mal von meinem Platz, dann beruhige ich mich.«
    Allison wurde stocksteif. Alles war ruhig im Wagen, niemand machte einen Mucks. Der Obdachlose auf dem Behindertenplatz murmelte im Schlaf. Allison sagte: »In Ordnung, ich gehe.« Sie erhob sich langsam und hielt den Koffer ganz fest. Als sie schon halb im Flur stand, schnappte der Bursche danach.
    »Hey«, schrie sie und versuchte, ihn abzuschütteln.
    »Lass los!« mischte sich der Buchhalter ein.
    Ein dritter Typ kam den Gang entlang gerannt. Der Obdachlose sprang auf. Er murmelte nicht länger, sondern rief laut und deutlich: »Jetzt!« Der Zug quietschte auf den Schienen und machte eine Vollbremsung. Passagiere flogen auf die Sitze vor ihnen. Allison stürzte zu Boden. Der Koffer flog geradeaus den Gang entlang bis zur Wagenmitte. Einer von der Gang warf sich hinterher und schnappte ihn sich.
    »Mein Koffer«, schrie Allison.
    Der Obdachlose hielt sich an einer Stange fest und zog eine Pistole hervor. Die Passagiere schrien und versuchten, sich in Sicherheit zu bringen.
    «FBI!« schrie er. »Keine Bewegung!«
    Der Bursche schleuderte den Koffer gegen ihn. Sein Kumpel zog eine Pistole. Der Obdachlose drückte ab und traf ihn in die Brust. Das Blut spritzte auf Allisons Mantel, als der junge Mann im Gang neben ihr hinfiel. Sie beugte sich über ihn und entwand ihm die Waffe. Sie sah auf. Der verkleidete FBI-Agent hielt die beiden anderen auf dem Boden mit seiner Pistole in Schach.
    Der Verwundete sah zu ihr auf. Er rang nach Luft. Fast noch ein Kind, dachte sie. Aber ihr Mitleid verschwand, als sie plötzlich an Kristen dachte. Der Plan war schiefgegangen, und vielleicht würden die Entführer ihr jetzt Gewalt antun, wenn sie das Geld nicht bekamen.
    »Du hast alles vermasselt!« schrie sie und wünschte sich, dass sie ihm helfen könnte, aber genauso gut hätte sie ihn am liebsten umgebracht. »Du Idiot! Was zum Teufel machst du hier eigentlich?«
    Er zitterte am ganzen Körper. Seine Augen rollten nach hinten in die Augenhöhlen. Sie schüttelte ihn, um ihn wiederzubeleben. »Wie heißt du?«
    Er gab keine Antwort.
    »Wie heißt du?«
    Er keuchte laut und schnappte nach Luft. Seine Augen wurden für einen Moment wieder klar. Er strengte sich an, etwas zu sagen, und erstickte fast an seinen Worten. »Scheiße, Lady. Ich wollte bloß diesen

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