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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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anderes Foto von demselben Mädchen, nur aus der Nähe aufgenommen. Es hebt eine Seite ihres Gesichts besonders hervor. Nicht die Wange, eher die Partie unter dem Ohr. Die Stelle, wo Männer Koteletten haben.«
    Allison musste heftig schlucken. »Was ist da zu sehen?«
    »Nur ihr Profil. Derselbe glückliche Gesichtsausdruck, genau wie auf dem anderen Foto.«
    »Welche Seite von ihrem Gesicht ist zu sehen?«
    »Die linke.«
    »Fällt Ihnen irgend etwas auf? Muttermale, Leberflecken oder so was?«
    »Ja, tatsächlich. Sie hat vier Pigmentflecken direkt vor ihrem Ohr. Ziemlich deutlich. Wenn man einen Stift nähme und die Flecken verbinden würde, käme ein richtiges kleines Quadrat dabei heraus - wie die Punkte auf einem Würfel.«
    Allison blieb fast das Herz stehen. Die Tränen schössen ihr in die Augen. Sie hielt sich eine Hand vor den Mund und konnte kaum sprechen. » Gott im Himmel. Das ist Emily.

Teil 5

48
    Harley betrat die Beobachtungskammer, ohne anzuklopfen. Spontan verstaute Allison ihr Handy in ihrer Handtasche. An seinem Gesichtsausdruck konnte sie ablesen, dass das Verhör zu Ende war. Sie schluckte ihre Gefühle herunter und bemühte sich, ihr Gesicht nicht wie ein offenes Buch erscheinen zu lassen.
    »Stimmt was nicht?« fragte er.
    Ihre Augen waren feucht. Sie musste sich etwas einfallen lassen, um ihren aufgelösten Zustand zu erklären - etwas, das nicht der Wahrheit entsprach; schließlich hatte sie Tanya versprochen, das FBI auszuschließen. »Ach, ich weiß auch nicht.« Sie tupfte ihre Augen mit einem Taschentuch ab. »Wahrscheinlich habe ich nur ein bisschen Selbstmitleid.«
    Er schloss die Tür und warf ihr einen misstrauischen Blick zu. »Das kaufe ich Ihnen nicht ab. Allison Leahy sitzt nicht herum und heult aus Selbstmitleid. Was ist los?«
    Sie überprüfte ihr verschmiertes Make-up in einem Taschenspiegel. »Was los ist? Nichts. Eine verpatzte Lösegeldübergabe. Ein toter Siebzehnjähriger in der U-Bahn. Und das alles an einem Tag.«
    »Hören Sie, wir fühlen uns alle beschissen. Aber es ist schließlich nicht so, als ob diese Strolche unschuldige Zuschauer wären.
    »Diese Jungs hatten keine Ahnung, dass der Bursche, der sie angeheuert hat, Kristen Howes Entführer ist. Sie sind hereingelegt worden, genau wie wir auch.«
    »Wahrscheinlich. Der Entführer war intelligent genug, zu wissen, dass niemand, der versuchen würde, in der U-Bahn an den Koffer zu kommen, mit einer Million Dollar heraus marschieren würde. Er konnte sich denken, dass Sie seine Anweisungen nicht befolgen und den Schutz des FBI genießen -zumindest beim ersten Versuch. Diese Jungs wussten das nicht, aber sie sind zu dem Zweck angeheuert worden, einen Koffer in ihren Besitz zu bringen. Sie wurden angeheuert, um in eine Falle zu laufen und um Ihnen eine Lektion zu erteilen: Beim nächsten Mal lassen Sie das FBI zu Hause.«
    Harley schwieg und wartete auf eine Reaktion. Allison erweckte nicht einmal den Anschein, als ob sie zuhörte. Es schien sie etwas anderes zu beschäftigen als der Vorfall in der U-Bahn.
    Dann sah er das geöffnete Handy zuoberst in ihrer Handtasche liegen. »Mit wem haben Sie telefoniert?«
    Sie blickte nach unten. Das Handy war noch betriebsbereit, seine Abdeckung noch offen. Es hatte keinen Zweck zu leugnen. »Mit niemand, der Sie etwas angeht.«
    »Sind Sie deshalb so aufgewühlt?«
    »Verdammt noch mal, Harley. Ich hab doch gesagt, dass es niemand war, der Sie etwas angeht.«
    Ihr Tonfall zwang ihn zu mehr Zurückhaltung. »Tut mir leid. Ich mache mir nur Sorgen, das ist alles.«
    »Wir alle machen uns Sorgen. Es ist ein Wunder, dass Kristen noch lebt.« Sie hätte sich selbst ohrfeigen können, als ihr klarwurde, dass sie sich verplappert hatte.
    Harley setzte nach. »Also haben Sie mit Tanya geredet. Sie wissen jetzt von dem Foto und der Botschaft auf der Rückseite.
    Sie verzog ärgerlich das Gesicht. Ein solcher Ausrutscher war untypisch für sie, aber nach acht Jahren des Wartens und des Hoffens zitterte sie immer noch wegen der Nachrichten von Emily. »Ja, ja, ich habe gerade mit Tanya gesprochen, wenn Sie es unbedingt wissen wollen.«
    »Hat Sie Ihnen gesagt, was im zweiten Umschlag war - der an Sie adressiert war?«
    »Ja. Und das ist etwas zwischen mir, Tanya und den Entführern.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich glaube, Tanyas Reaktion kann ich verstehen. Aber ich bin nicht sicher, ob ich Ihre verstehen kann.«
    »Ich fühle mich verpflichtet, Kristen lebendig

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