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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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stattdessen wie ein taktisch kluger Seemann manövrieren. Ein guter Seemann weiß, dass er, wenn er eine Bucht durchqueren will, nicht einfach geradeaus segeln kann. Sie müssen berücksichtigen, aus welcher Richtung der Wind weht. Sie kreuzen nach links und dann nach rechts - zurück und vor, bis Sie vielleicht durchkommen können. Mit der Politik ist es genauso. Der Wind ist die öffentliche Meinung. Sie hissen doch nicht einfach Ihr Segel und fahren dahin, wo der Wind Sie hintreibt. Sie widersetzen sich ihm auch nicht einfach, weil Sie dann an den Klippen zerschellen. Sie studieren ihn und kreuzen dementsprechend. Und am Ende können Sie überall dort anlegen, wo Sie wollen.«
    »Die Metapher hat nur einen Makel«, scherzte Howe. »Ein Seemann kann nicht seinen eigenen Wind erzeugen. Aber ein Präsident kann sehr wohl die öffentliche Meinung beeinflussen.«
    Sie sahen sich schweigend an. Ein feines Lächeln huschte über LaBelles Gesicht. »Sie lernen dazu, Sir. Sie lernen eindeutig dazu.«
    Der General erwiderte das Lächeln, wurde dann aber wieder ernst. »Also gut. Ich mache Ihnen ein Angebot. Ich werde meine sogenannte Haltungsänderung in Bezug auf das Lösegeld verkünden. Aber vorher müssen Sie diesen O'Brien finden. Es ist schon schlimm genug, dass ich womöglich von meiner eigenen Tochter aus dem Rennen katapultiert werde, aber ich möchte nicht, dass auch noch Mitch O'Brien auftaucht und uns in die Quere kommt. Einen Schlag können wir überleben. Zwei nicht.«
    LaBelle schüttelte frustriert den Kopf. »Ich habe schon meine besten Detektive auf ihn angesetzt. Sie können den Burschen nicht finden.« »Dann nehmen Sie bessere Detektive.« »Ich glaube nicht, dass das viel nützen wird.«
    Howe trat auf ihn zu und sagte mit dröhnender Stimme. »Das ist nicht das, was ich hören will, Buck.«
    LaBelle duckte sich. Er wusste, dass es in diesem Stadium besser war, einen Befehl nicht zu hinterfragen. »Ja, Sir. Wir werden ihn finden.«
51
    Das hatte es bestimmt noch nie gegeben - eine Präsidentschaftskandidatin, die am Vortag der Wahl der Presse aus dem Weg ging. Aber ein weiterer Ringkampf mit den Presseleuten vor ihrer Haustür kam für Allison nicht in Frage. Einer ihrer Mitarbeiter begleitete Peter nach Hause, wo er ein paar Sachen für ihren Flug nach Chicago und die alten Videobänder einpacken wollte, die sie sich auf Harleys Wunsch noch einmal ansehen sollte. Sie erledigte noch einige Telefonate, während sie in ihrem Büro wartete. Als ersten rief sie ihren Wahlkampfmanager an.
    »Ich mache keinen Wahlkampf mehr, David.«
    »Wie bitte?« Seine Stimme überschlug sich fast.
    Sie überlegte, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte, aber das war jetzt zu kompliziert. »Mein Leben ist in ernsthafter Gefahr. Der Secret Service hat mir geraten, alle öffentlichen Auftritte abzusagen.«
    Das folgende lange Schweigen bestätigte sie darin, dass sie den richtigen Nerv getroffen hatte. Selbsterhaltung. Eigennutz. Solche Beweggründe waren einem Arbeitstier wie Wilcox verständlich.
    »Vergessen Sie die öffentlichen Auftritte. Was wir brauchen, ist eine Reaktion für die Medien. Sie müssen erklären, was zum Teufel eigentlich in der U-Bahn vorgefallen ist. Ein Jugendlicher ist tot. Es wird spekuliert, dass Sie die Lösegeldübergabe verpfuscht haben - und dass Kristen Howe so gut wie tot ist.«
    »Sie ist nicht tot.«
    »Sie hatten die Absicht, das Lösegeld zu übergeben, stimmts?«
    Allison bemühte sich, nicht zu viel preiszugeben. »Ich kann jetzt nicht mehr darüber sagen, David.«
    »Sie müssen mehr darüber sagen. Und wenn wir die Geschichte richtig ausschlachten, können wir ihr eine extrem positive Wendung geben. Sie haben Ihr Leben für das Kind von jemand anderem riskiert. Sie waren so altruistisch, das Lösegeld aus Ihren eigenen Mitteln bereitzustellen. Um Himmels willen, Allison. Und wenn Sie nur eine schriftliche Erklärung abgeben, wir müssen uns auf jeden Fall irgendwie äußern.«
    Sie verdrehte die Augen. David hatte ja recht, zumindest politisch gesehen. Aber wenn die Entführer den Eindruck bekämen, sie würde politischen Nutzen aus der Sache ziehen, würde sie Emily nie wieder sehen. »David, ich kann mich im Moment nicht darum kümmern.«
    »Wann wollen Sie es dann tun?« fragte er sarkastisch. »Nach der Wahl?«
    »Heute Abend, im Hotel.«
    »Sie gehen also zum Empfang?«
    Es kostete sie Überwindung, aber sie hatte noch gut die Warnung der Entführer im Ohr, niemanden darüber im

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