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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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immer in Suite 776 im Mayflower Hotel ein, wo Präsident Roosevelt geschrieben hatte: »Wir haben nichts so sehr zu fürchten wie die Furcht selbst.« LaBelle würde es nie zugeben, aber es kitzelte ihn, den Wahlkampf der Republikaner von dem Zimmer aus zu leiten, in dem der größte demokratische Präsident seine berühmtesten Worte niedergeschrieben hatte.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, drängte LaBelle ihn.
    Der General ließ seine Begleiter vom Secret Service im Flur zurück und betrat die großzügige Suite. Antiquitäten aus der amerikanischen Kolonialzeit und die geschnitzte Täfelung aus Walnussbaumholz verliehen dem Raum eine dunkle, elegante Atmosphäre. Der kristallene Kronleuchter sorgte für ausreichende Helligkeit. Stapel von Papieren und eine Flasche Makers Mark-Bourbon befanden sich auf dem Fußboden neben der Couch. Schwere Seidenstores verdeckten die Fenster - sie waren ganz zugezogen, damit niemand hereinsehen konnte.
    LaBelle schob sein Notebook und die verstreut herum liegenden Papiere auf dem Couchtisch zur Seite. »Hier sind die jüngsten Umfragen in Kürze, ganz frisch und noch nicht vollständig ausgewertet. In Anbetracht der schnell erstellten Ergebnisse sind sie zwar nicht sehr wissenschaftlich, aber selbst wenn man von sehr großer Ungenauigkeit ausgeht, sieht es doch so aus, dass Leahys Fehlschlag in der U-Bahn ihr den Rest geben könnte. Selbst weiße Frauen der Baby-Boomer-Generation halten ihr nicht mehr die Stange.«
    Howe lehnte sich in seinem Sessel zurück und betrachtete sorgfältig die auf einer Seite zusammengefassten Ergebnisse. Er schien unbeeindruckt. »Was ist mit Tanyas Drohung?« »Was soll damit sein?«
    »Sie hat es doch ziemlich deutlich gemacht. Wenn Kristen morgen früh nicht zu Hause ist, rennt sie zum Fernsehen und erzählt aller Welt, dass sie mich für die Entführung verantwortlich macht. Das könnte alles ändern.«
    »Wir müssen uns einfach zusammenreißen«, sagte LaBelle. »Wir müssen weiterhin die öffentliche Meinung bestärken und können dann nur hoffen, dass sie mit ihren Beschuldigungen zu spät kommt, um noch irgend jemandes Haltung zu ändern.«
    Howe sah ihn zweifelnd an. »Eine Tochter beschuldigt ihren eigenen Vater der Entführung. Wie sollen wir das der Öffentlichkeit verkaufen?«
    »Indem wir es der Öffentlichkeit unmöglich machen, das zu schlucken. Dazu haben wir schon eine Umfrage durchgeführt. « Er kramte in einem anderen Stapel Papiere und zog einen weiteren Bericht hervor.
    Howe machte eine abwehrende Handbewegung. »Sagen Sie mir einfach, was drin steht. Ich habe keine Lust mehr, diesen ganzen Mist zu lesen.«
    »Ja, Sir. Zur Zeit hält es nur einer von zehn Amerikanern für nicht gänzlich auszuschließen, dass Lincoln Howe die Entführung seiner eigenen Enkelin geplant haben könnte. Von diesen zehn Prozent wären fünfundachtzig Prozent noch weniger geneigt zu glauben, dass Lincoln Howe hinter der Entführung steckt, wenn er seine Position zur Lösegeldzahlung überdenken würde und auf die Forderung der Entführer einginge.«
    »Ich kann meine Position nicht revidieren. Das würde nur als Schwäche ausgelegt werden.«
    »Privat haben Sie es doch schon getan, General. Das FBI hat Kenntnis davon, dass Sie bereit wären, Lösegeld zu zahlen. Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, den Amerikanern zu sagen, dass Sie Ihre Meinung geändert haben.«
    »Die Presse wird mich vernichten. Man würde mich Präsident Flip-Flop Howe nennen, bevor ich überhaupt gewählt bin.«
    »Normalerweise würde ich Ihnen zustimmen. Aber Leahys Herumgemurkse gibt Ihnen die perfekte Entschuldigung. Sie ändern gar nicht Ihre Meinung; Sie ändern Ihre Haltung. Sie müssen etwas dagegen tun, dass sie sich einmischt, wenn Sie Ihre Enkelin retten wollen.«
    »Ich weiß nicht«, stöhnte Howe.
    »General, Sie müssen sich darauf einlassen. Die Umfragen verlangen das von uns.«
    Howe erhob sich und entfernte sich ein wenig von dem Durcheinander an Papieren. »Dieses ganze Zeug mit Umfragen und öffentlicher Meinung. Kann ich denn nicht einfach mal eine intelligente Entscheidung treffen auf der Grundlage von dem, was ich denke?«
    LaBelle blickte ungerührt von seinem Computer auf. »Sir, jeder Politiker, dem ich bisher gedient habe, hat sich ab einem bestimmten Punkt genau darüber beschwert. Und nach der Wahl haben sie mir alle recht gegeben. Wenn Sie ein erfolgreicher Präsident werden wollen, müssen Sie aufhören, wie ein knallharter Soldat zu denken, und

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