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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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Offensichtliches. Ehrlich gesagt, hatte ich mich dem Boot in der Erwartung genähert, dass es hier nach verwesendem Fleisch stinken würde, aber nichts dergleichen. Die Leute von der Marine-Patrouille sagten mir, dass die Kajüte ziemlich stickig war, als sie sie geöffnet haben, so als wäre sie schon eine ganze Weile geschlossen gewesen. Wir haben die Kombüse und die Schlafkabinen untersucht. Keine Anzeichen eines Kampfs. Alles wirkt ziemlich steril. Fast zu sauber. An einigen Stellen riecht es nach starkem Lösungsmittel.«
    »Hört sich nicht so an, als würde Mitch O'Brien sich auf dem Boot versteckt halten. Wollen Sie mir das sagen?«
    »Genau das will ich sagen.«
    »Sie vermuten also, irgend jemand hat ihn umgelegt und dann das Boot von Spuren befreit?«
    »Das kann man nicht mit Sicherheit sagen. Bootsbesitzer benutzen alles mögliche, um die Salzrückstände zu entfernen. Es wäre denkbar, dass O'Brien auch einer von diesen Sauberkeitsfanatikern ist, die ihr Boot tipptopp in Ordnung halten. Vielleicht ist er ja hier untergetaucht, als er mitbekommen hat, dass er vom FBI gesucht wird, und abgehauen, bevor es zu spät war.«
    Harley klopfte mit einem Radiergummi auf die Schreibtischplatte. »Manny, ich brauche schnellstens Gewissheit. Sprühen Sie überall, wo dieser Lösungsmittelgeruch war, ein chemisches Reagens. Sehen Sie zu, ob Sie Blutspuren finden können.«
    »Jetzt sofort?«
    »Ja. Ich bleibe solange am Apparat.«
    Trujillo klemmte sein Handy zwischen Kinn und Schulter und rief zu seiner Expertin der Spurensicherung, Linda Carson, hinüber: »Abrams möchte, dass wir Luminol benutzen. Schlägt das hier an?«
    »Draußen nicht. Zu sonnig.«
    »Wie ist es unten in der Kajüte, wo wir das Lösungsmittel gerochen haben?«
    »Wenn wir die Vorhänge zuziehen, müsste es dunkel genug sein. Ich habe welches in meiner Tasche. Ich hole es.« Sie sprang vom Deck auf die Anlegestelle, nahm eine Sprühflasche mit Luminol aus einer Stofftasche, kletterte zurück an Deck und stieg wieder in die Kajüte hinunter.
    Trujillo folgte ihr. »Wie zuverlässig ist das Zeug?«
    »Luminol? Das Beste auf dem Markt. Es reagiert genau da auf Spuren von Blut, wo die Mengen zu klein sind, um sie im Labor untersuchen zu können. Wenn es hier irgendwo Blut gegeben hat, wird es als blassblaues Leuchten sichtbar, sobald ich das Zeug sprühe.«
    Die Kajüte lag vier Stufen abwärts zur Hälfte unter Deck. Auf der linken Seite befanden sich eine Kombüse und ein Esstisch. Rechts stand eine lange Sitzbank, die sich in ein Bett verwandeln ließ. Zum Bug hin lagen die Schlafkabinen.
    Carson zog die Vorhänge zu. Die Kajüte war abgedunkelt, lediglich durch einen Spalt an der Tür des Niedergangs drang ein schmaler Sonnenstrahl. Carson bückte sich auf den Fußboden neben dem Esstisch, wo der Geruch des Lösungsmittels am stärksten gewesen war. »Fertig?« fragte Trujillo.
    Sie zielte mit der Sprühflasche auf die Stelle am Boden und nickte. Trujillo schloss die Tür, so dass völlige Dunkelheit in der Kajüte herrschte. Das zischende Sprühgeräusch war dreimal in der Dunkelheit zu hören. Unmittelbar danach leuchtete ein hellblauer Fleck auf dem Boden auf. »Bingo«, sagte Carson.
    Sie besprühte eine andere Stelle. Eine weitere Explosion blauen Lichts. Sie besprühte den Tisch. Dasselbe Ergebnis. Die Wand. Noch mehr Blutspuren. Sie sprühte immer weiter. Die ganze Kajüte war eine einzige hellblau schimmernde Horrorgeschichte.
    Trujillo holte tief Luft und sprach in den Hörer. »Harley, sind Sie noch dran?«
    »Klar. Was haben Sie gefunden?«
    Trujillo traute seinen Augen kaum und schwitzte in der heißen, muffigen Luft. »Ich glaube, wir haben herausgefunden, was mit O'Brien passiert ist.«
    Allison starrte ungläubig auf den Fernseher. Die Erkenntnis war ganz langsam gekommen, anfangs vielleicht sogar unbewusst.
    Mit der Fernbedienung spulte sie noch einmal zurück. Es gefiel ihr nicht, Harley noch einmal mit einzubeziehen, aber sie brauchte die Meinung eines anderen - der ihr sagte, dass sie das Gesehene nicht falsch deutete, oder besser gesagt, dass sie es doch tat. Sie rief ihn aus dem Besprechungszimmer an.
    »Ich bin's«, sagte sie.
    Harley zögerte. »Merkwürdig. Ich wollte gerade Sie anrufen. Wir haben O'Briens Boot gefunden. Es sieht nicht gut aus. Blutflecken in der ganzen Kabine.«
    Voller Kummer schloss sie die Augen. »Armer Mitch«, sagte sie. Sie befürchtete das Schlimmste. »Aber meine Gedanken gingen genau in

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