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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Grippando
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unpersönlichen Welt, genauso wie die geheimnisvolle Frau, die, wenn man eine Fernverbindung mit Hilfe der Kreditkarte anwählt, sagt: »Schönen Dank, dass Sie AT&T benutzen.«
    Peter stand einen Moment ruhig da und dachte darüber nach. Die Nachricht war auf jeden Fall für ihn und nicht für Allison. Der Anruf war unter seinem eigenen Anschluss gekommen - niemand rief Allison unter diesem Anschluss an. Offensichtlich wollte jemand, dass er auf seinem Computer nachsah. Vorsichtig ging er zu seinem Aktenkoffer am anderen Ende des Zimmers. Er nahm seinen Laptop heraus und verband das Modem mit der Telefonsteckdose. Er wählte die Nummer seines New Yorker Büros und betrachtete den Bildschirm, während sich sein Laptop in seinen Geschäftscomputer in New York einloggte.
    »Sie haben eine E-Mail«, sagte die Computerstimme - dieselbe Stimme, die er bei dem Anruf gehört hatte. Zuerst entnervte es ihn. Fast hatte er das Gefühl, dass diese Nachricht für ihn persönlich aufgezeichnet worden war. Aber er wusste, dass etwa vierzig Millionen Kunden denselben Internet-Provider benutzten und alle dieselbe »Sie haben eine E-Mail«-Nachricht bekamen. Es war ja nicht so, dass irgend jemand sich Zugang zu seinem PC verschaffen musste, um die Stimme aufzunehmen und sie ihm über das Telefon zuzuspielen.
    Der Monitor leuchtete auf. Jede Menge ungeöffneter E-Mails wurden in der Mailbox angezeigt. Bei jeder waren Datum und Uhrzeit des Eingangs angegeben, und dazu der Absender - mit einer Ausnahme. Die letzte, die heute um 15:54 Uhr eingetroffen war, wies nur einen unleserlichen Eintrag neben dem »Absender«-Zeichen auf. Der Absender hatte es irgendwie geschafft, seinen Rechner zu verschlüsseln, um seine Identität nicht preiszugeben.
    Peter klickte die letzte Nachricht an. Eine getippte Mitteilung erschien auf dem Bildschirm. Er sah sie sich aufmerksam an, las sie einmal und noch einmal
    »Planänderung. Wir treffen uns im Rock Creek Park am Brunnen östlich der alten Pierce-Mühle. Um 17:00 Uhr.«
    Sein Puls beschleunigte sich. Natürlich gab es keine Unterschrift, aber im Postskriptum wurde auf eine angehängte Datei verwiesen. Per Mausklick öffnete er sie. Auf dem Bildschirm tauchte jetzt ein Foto auf. Überall leuchtendes Rot auf weißem Hintergrund. Jetzt war es schon klarer zu erkennen: ein junges Mädchen in einer Badewanne, blutüberströmt. Das Foto erschien ganz deutlich: Das Mädchen war Kristen Howe.
    Peter schloss die Datei, und das Foto verschwand vom Bildschirm. Die ursprüngliche Nachricht stand wieder da - »Wir treffen uns am Rock Creek Park.« Er atmete tief durch und bemühte sich, seine Gedanken zu ordnen.
    Der Rock Creek Park grenzte an Georgetown. Dort war er unzählige Male gejoggt. Er kannte den Treffpunkt ganz genau.
    Er kannte auch den Stil ganz genau - ein Mädchen in der Badewanne, in Tierblut getaucht. Es war so gut wie eine Unterschrift. Vincent Gambrelli.
    Er schaltete den Computer ab und verstaute ihn wieder in seinem Aktenkoffer. Er ging zum Fenster und lugte durch die Gardinen. Unten warteten immer noch einige Medienleute vor dem Haus, aber es war längst nicht mehr die Menge wie zuvor. Als Allisons Mitarbeiter das Haus mit ihrem Koffer verlassen hatte, waren die meisten offensichtlich zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht zurückkommen würde.
    Peter sah auf die Uhr - 16:15 Uhr. Selbst wenn er einige Umwege machen musste, um die Reporter abzuhängen, konnte er leicht in einer Dreiviertelstunde im Rock Creek Park sein. Er zog sein Jackett über und nahm die Autoschlüssel, blieb aber noch einmal stehen, wandte sich um und verschwand im Wandschrank. Auf ein Knie gebeugt, hob er den Teppichboden in der Ecke an und legte den Safe im Boden frei. Mit drei kurzen Drehungen am Kombinationsschloss öffnete er ihn.
    Eine halbautomatische Pistole lag darin.
    Er sah nach, ob das Magazin geladen war. Dann verstaute er die Waffe in seinem Jackett und verschloss den Safe wieder. Eilig verließ er das Haus.
    Bei Anbruch der Dunkelheit hing Nebel über der Stadt. Die Lichter spiegelten sich auf den glänzend nassen Straßen und Gehwegen, nur unter den Bäumen und Schaufenstervorbauten gab es noch trockene Stellen. Einige Berufspendler hatten ihre Regenschirme geöffnet. Andere schienen den Regen gar nicht zu bemerken und überquerten die Straßen in Richtung Metro ohne Regenkleidung, wie an jedem anderen Tag auch. Es war wie die meteorologische Variante der klassischen Washingtoner Zweideutigkeit - es

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