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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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dreimal – ein ätherischer, etwas gespenstischer Klang, der die Stille zerriß. Der Verkehr, der sich in Richtung Parliament Square bewegte, drang merkwürdig gedämpft an Julias Ohr. Sie betrachtete die riesigen Bronzefiguren auf ihrem steinernen Sockel. Tote Männer, gefallen im unbarmherzigen Krieg. Tote im heißen Wüstensand. Eine Frau, im Schlaf überrascht und zu Tode geprügelt. Harald King, geschützt durch seine Kontakte zu neonazistischen Organisationen, Herrscher über Westerns wie auch über sein eigenes Imperium, eingehüllt in eine karmesinrote Robe und im Begriff, seinen Platz unter den Lords einzunehmen …
    »Nein«, rief Julia laut aus. »Es ist mir egal, was Ben sagt. Ich fahre nach Hollowood und spreche mit Evelyn Western. Heute abend noch.«
    »Schön, dich hier zu haben, Harry. Du siehst gut aus. Was machen die Geschäfte?«
    »Ich kann nicht klagen«, erwiderte Harald King. Vor ihm stand ein Nudelgericht, dem er sich hingebungsvoll widmete. »Mario, das ist einfach köstlich …«, murmelte er zwischen einzelnen Bissen. »Was für eine Soße …«
    Der New Yorker Textilfabrikant lächelte geschmeichelt. »Mein Lieblingsrestaurant. So gut, daß ich Teilhaber geworden bin. Schade, daß du keinen Wein trinkst, Harry. Du verpaßt einen großartigen Chianti.«
    »Mein einziges Handicap. Ich vertrage keinen Alkohol. Aber ich habe genügend andere Laster, man soll ja nicht undankbar sein.«
    Er betrachtete den Mann, der ihm gegenübersaß. Er war aufgedunsen und fett, hatte einen Bierbauch und ein Doppelkinn. Von seinem Hemdkragen hing die Serviette herab, die er sich wie ein Lätzchen eingesteckt hatte. Mit Brot tunkte er die cremige Soße auf und sprach reichlich dem Rotwein zu, mit dem er das schwere Essen hinunterspülte. King hatte Gloria an diesem Abend sich selbst überlassen. Er hatte den Mafia-Kontaktmann allein treffen wollen. Es gab ein paar Dinge, die er mit ihm besprechen mußte.
    Sie warteten mit dem Geschäftlichen, bis sie ihr Mahl beendet hatten.
    Erst als der Espresso serviert wurde, den der New Yorker Gastgeber zusammen mit einem Grappa einnahm, lenkte King das Gespräch auf seine Probleme.
    »Ich habe Schwierigkeiten mit der Presse«, begann er. Der Kaffe war so stark, daß sein Herz zu rasen begann.
    »Mit der Presse?« Der Italiener sah auf. »Verfluchte Schnüffler. Mir haben sie das ganze letzte Jahr hinterherspioniert. Ich weiß, wie lästig das ist. Worum geht es genau?«
    »Um eine Journalistin, die sich für besonders clever hält«, antwortete King. »Sie will Karriere machen. Und stochert dazu in meinen Privatangelegenheiten herum. Sie ist gefährlich, Mario. Ich weiß nicht, was sie noch alles herausfinden wird.« Er überließ es dem Mafioso, seine eigenen Schlußfolgerungen daraus zu ziehen. Zwischen ihnen bestanden enge Geschäftsbeziehungen, enorme Summen aus dem Drogenhandel waren durch ihre Hände gegangen. Kings Privatangelegenheiten gaben daher auch einen Fingerzeig auf gewisse Personen in New York.
    »In London?« fragte Mario.
    »In London«, bestätigte King. »Jemand von außerhalb müßte sich der Sache annehmen.«
    »Was ist mit diesem Iren, der für dich gearbeitet hat? Kann er nicht jemanden engagieren?«
    »Die Angelegenheit ist äußerst heikel«, erklärte King. »Sie einem Londoner Killer anzuvertrauen halte ich für zu riskant. Ich brauche einen Profi, der die Sache erledigt und danach sofort das Land verläßt. Die Frau ist ziemlich prominent, an sie ist nicht so leicht heranzukommen. Wenn sie umgebracht wird, steht die ganze Londoner Medienwelt Kopf. Kannst du mir mit jemandem aushelfen?«
    »Du müßtest dafür bezahlen«, sagte Mario langsam. Er hantierte mit einem Zahnstocher an seinen Zähnen herum. »Die Preise liegen im Moment sehr hoch. Wie eilig ist es?«
    »Eiliger als eilig. Sprich, ich brauche jemanden für sofort.«
    »Soll es nach einem Unfall, einem Sexualverbrechen oder einem ganz gewöhnlichen Mord aussehen?«
    »Das ist mir völlig egal. Hauptsache, die Frau ist tot«, antwortete er. »Dein Mann hat freie Hand. Und erspar mir die Details. Wegen des Geldes brauchst du dir keine Sorgen zu machen. Ich zahle jeden Preis.«
    Der Italiener beugte sich vor und legte seine schwere, beringte Hand auf Kings Arm. »Gib mir den Namen und die Adresse, Harry. Und dann vergiß die Sache. Okay? Ich kümmere mich darum. Noch etwas Kaffee?«
    »Ich muß zurück ins Hotel. Meine Tochter wartet auf mich. Ich bin dir sehr dankbar, Mario. Du bist

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