Die Entlarvung
Ich hoffe nur, daß es in der Hölle auch heiß genug ist!«
Sie erhoben ihre mit Champagner gefüllten Gläser und prosteten sich zu. Evelyn Western sagte sanft: »Jetzt ist alles vorbei. Du brauchst dich um nichts mehr zu sorgen.«
William Western sah sie an. »Wenn du dir ein ruhiges Leben wünschst, Evie, hättest du mich nicht heiraten dürfen. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, was jetzt aus Kings Unternehmen wird? Er hat doch nur diese eine Tochter. Ich denke, daß sein ganzes Imperium unter den Hammer kommt. Und ich werde der erste sein, der sich seinen Anteil daran sichert.«
»So wie ich dich kenne«, entgegnete seine Frau ruhig, »nimmst du dir alles.«
»Julia? Ich dachte, du wärst in der Schweiz?«
»Felix … nett, daß du anrufst. Wie geht es dir?«
»Ich bin sauer. Harris hat mich auf einen Drink in sein Hotel eingeladen und ist dann einfach nicht erschienen. Ich mußte selbst bezahlen. Was hat ihn denn so Dringendes aufgehalten?«
»Er hat mich vom Flughafen abgeholt und die Verabredung wahrscheinlich vergessen«, sagte Julia. »Er ist hier. Möchtest du ihn sprechen?«
»Nein, ich will euer Wiedersehen nicht länger stören. Richte ihm nur aus, daß er mir etwas schuldig ist.«
»Wird gemacht«, versprach Julia. »Und Felix … Ben und ich wollen heiraten. Du mußt unbedingt zur Hochzeit kommen.« Sie sah zu Ben hinüber. »Er hat mir einen Antrag gemacht, weil seine Katze in den Hungerstreik getreten ist, während ich weg war.«
Sie hörte Felix lachen. »Na dann, alles Gute für euch. Du wirst also deinen alten Job nicht zurückverlangen?«
»Mit dem Journalismus höre ich ganz auf. Ich möchte ein Buch schreiben und habe einen Mann mit einer Katze zu versorgen. Ich gebe dir noch Bescheid, wann und wo die Feierlichkeiten stattfinden.«
Ben Harris kam und nahm ihr das Telefon ab. Sie schlang die Arme um seinen Hals und rief: »Ich bin so glücklich.«
Bevor er sie küßte, erwiderte er: »Und ich erst.«
Es war schon eigenartig, das mußten sie zugeben, wie gut die Tochter den Platz ihres Vaters am Kopf des Konferenztisches ausfüllte. Es waren sechs Männer, die Gloria zu einer Besprechung zusammengerufen hatte. Anwesend waren der Finanzdirektor des Unternehmens, der Direktor einer angesehenen Londoner Handelsbank und ein Direktor der Field Bank, der extra aus New York angereist war. Ferner nahmen der Geschäftsführer, der über zwanzig Jahre für King gearbeitet und sein volles Vertrauen besessen hatte, sowie zwei weitere Firmendirektoren an der Versammlung teil. Das eigentliche Vorstandstreffen würde erst in einer Woche stattfinden, gefolgt von einer außerordentlichen Vollversammlung der Aktionäre. Diese war aus Respekt vor dem Toten auf einen Termin nach der Beerdigung verschoben worden. Die Untersuchungen hatten einen hohen Alkoholspiegel in Kings Blut bestätigt. Das abschließende Ergebnis lautete daher: Tod durch Unfall. Die Lebensversicherung würde die Summe von über zwei Millionen Pfund auszahlen müssen.
Gloria nahm einen Schluck Wasser aus demselben Glas, das King immer benutzt hatte. Dann hob sie zu ihrer Rede an: »Ich bin Ihnen allen für Ihre Unterstützung dankbar. Es ist eine schwere Zeit für meine Mutter und mich gewesen. Aber jetzt liegt sie hinter uns, und mein Vater ruht in Frieden. Er hat mir eine verantwortungsvolle Aufgabe hinterlassen. Ich werde sein Unternehmen weiterführen und seine Pläne für die Zukunft realisieren.
Sie sollen wissen, daß ich Harold Kings Tochter bin und genau das tun werde, was er getan hätte, wenn er noch am Leben wäre. Wir verfügen über das Geld und die Mittel. Daher werden wir mit unseren Bemühungen um Western International und den Sunday Herald fortfahren. Näheres dazu besprechen wir auf der Vollversammlung der Aktionäre. Meine Herren, ich danke Ihnen.«
Sie stand auf. Einer nach dem anderen trat an sie heran, gab ihr die Hand und verließ den Raum. Als der Geschäftsführer an die Reihe kam, sagte sie leise: »Ich hätte Sie gern gesprochen, Ken.« Er nickte und wartete, bis sich der letzte der Direktoren verabschiedet hatte. »Ich möchte, daß Joe Patrick den besten Verteidiger bekommt, den das Land zu bieten hat«, begann Gloria. »Das bin ich ihm schuldig für die Dienste, die er meinem Vater erwiesen hat. Bedingung ist allerdings, daß der Name meines Vaters im Prozeß nicht erwähnt wird. Außerdem müßte Patrick entsprechende Aussagen widerrufen, die er vor der Polizei gemacht hat.«
»Das
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