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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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ein echter Freund. Und danke für das Essen.«
    »Das nächste Mal …«, der Italiener schnippte mit den Fingern, und sofort kam ein Kellner herbeigeeilt, »… das nächste Mal bringst du dein Mädchen mit. Dann feiern wir ein kleines Familienfest.«
    »Wie war dein Abend?« erkundigte sich King.
    Gloria lächelte ihn an. »Gut. Ich habe den Finanzierungsplan durchgesehen, den du aufgestellt hast. Er ist einfach genial. Du bist so clever, Daddy. Ich kann nur staunen, wie geschickt du mit Zahlen umgehen kannst.«
    »Daran ist nichts Geniales, Liebling. Ich habe lediglich ein paar Tricks auf Lager. Du lernst das auch noch. Hab keine Angst vor Bilanzen, schätze und liebe sie – und sie werden immer deine Freunde sein.«
    Er lachte. Er war gut gelaunt, zuversichtlich und gönnerhaft. Mario würde sich der Angelegenheit annehmen, bevor sie auch zu seinem Problem wurde. Alles war geregelt, lediglich ein paar Formalitäten standen noch aus, wie das große Essen, das Field zu Kings Ehren geben wollte. Morgen gehe ich mit Gloria zu Tiffanys, dachte King. Sie hat sich ein Souvenir verdient. Etwas, das sie zu der Dinnerparty tragen kann. Er betrachtete sie wohlgefällig.
    Vielleicht bildete er es sich nur ein, aber sie sah attraktiver aus als sonst. Sie gab sich mehr Mühe mit ihrem Haar, ihrem Makeup und ihrer Kleidung. Sie strahlte eine Zufriedenheit aus, die sie reifer erscheinen ließ. Aus dem plumpen Mädchen war eine selbstbewußte Frau geworden. Über die Gründe für diese Veränderung wollte er lieber nicht nachdenken.
    »Was würdest du zu einem Halsband sagen?« fragte er. »Ich möchte dir etwas schenken, etwas Besonderes. Den Leuten von der Field Bank sollen die Augen ausfallen, wenn wir zu ihrem Essen kommen. Sie sollen wissen, mit wem sie es zu tun haben. Denn du bist es, der ihnen eines Tages sagen wird, wo's langgeht. Morgen statten wir Tiffanys einen Besuch ab, in Ordnung?«
    Gloria hatte eine halbe Stunde lang mit Leo Derwent telefoniert. Sie hatte dafür gesorgt, daß sie die Rechnung bekam, nicht ihr Vater. Er mußte nicht unnötig verärgert werden. Wenn es um Privatgespräche ging, konnte er sehr geizig sein.
    »Daddy, was für eine nette Idee. Aber du mußt mir überhaupt nichts kaufen. Ich habe genügend Schmuck mitgebracht. Auf deinen eigenen Wunsch hin, erinnerst du dich?« Nach kurzem Zögern fügte sie hinzu: »Außerdem müßtest du Mummy dann auch etwas kaufen. Sie ist sonst eifersüchtig.« Sie konnte es nicht lassen, gegen ihre Erzrivalin zu sticheln.
    »Das ist ihr Problem«, erwiderte King. »Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht, Darling.«
    Sie umarmte ihn und gab ihm einen Kuß. »Gute Nacht. Schlaf gut.«
    Gloria selbst hatte noch keine Lust, schlafen zu gehen. Sie zog sich in ihre Suite zurück und dachte über Leo Derwent nach. Sie hatten über ihren Aufenthalt in New York gesprochen. Er zeigte großes Interesse für die Geschäfte, an denen sie beteiligt war, machte ihr Mut und unterstützte sie. Er sprach mit ihr wie von Mann zu Mann.
    Sie hatte sich auch nach seinem Befinden erkundigt, hatte wissen wollen, was es Neues aus dem Ministerium und dem Parlament gab. So hatten sie fast das ganze Telefonat mit Gesprächen über ihre beruflichen Aktivitäten verbracht.
    Gegen Ende hatte Leo das Thema gewechselt. In verschlüsselter Form, einer Art persönlichen Geheimsprache, hatte er auf ihre besondere Beziehung angespielt, hatte ihr andeutungsweise neue Ekstasen ausgemalt, die sie bei ihrer Rückkehr erwarten würden. Er drückte sich immer sehr subtil aus, wenn er über ihr Verhältnis sprach. Als sie sich einmal einer etwas direkteren Wortwahl bedient hatte, hatte er sie heftig zurechtgewiesen und sie daran erinnert, daß Telefone abgehört werden konnten. Mittlerweile bereitete ihr der Austausch versteckter Bedeutungen ein ganz besonderes Vergnügen. Sie fand es erregend, ihre Phantasien in Worte zu kleiden, deren tieferer Sinn jedem anderen außer Leo verborgen blieb.
    Die Gedanken an ihn versetzten sie in eine derartige Unruhe, daß sie sich ein heißes Bad einließ, um sich ein wenig zu lockern und zu entspannen. Nur noch fünf Tage, und sie würde ihn wiedersehen. Ich bin nicht verliebt, redete sie sich ein. Ich liebe nicht ihn, sondern Daddy. Aber durch ihn habe ich ganz neue Seiten an mir entdeckt. Er weiß, wie ich fühle und was mir gefällt. Ich hätte nie gedacht, daß mich ein Mann so in Fahrt bringen würde. Und ich scheine eine ähnliche Wirkung auf ihn auszuüben. Wir

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