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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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Bürogebäudes eine Zimmerflucht zur Verfugung gestellt. Sie hatte außerdem um eine direkte Telefonverbindung gebeten, die nicht über die Vermittlung lief. Sie war froh, daß sie Felix nichts von Harold King erzählt hatte. Nach der letzten Nacht mit ihm hatte sie sich sehr erniedrigt gefühlt.
    Ihre körperliche Beziehung hatte nichts mehr mit Liebe zu tun. Es handelte sich nur noch um Sex. Die Feststellung stimmte sie traurig. Sie zwang sich, nicht mehr daran zu denken, und machte sich wieder an ihre Arbeit. Nach einigen Überlegungen war sie zu dem Schluß gekommen, daß ihr neues Projekt strikte Geheimhaltung erforderte. Sie hatte zwar ihren Eltern davon erzählt, aber ein Telefonat hatte genügt, um sich ihrer Diskretion zu versichern. Etwas völlig anderes wäre es natürlich gewesen, wenn die Redaktion davon erfahren hätte – und danach auch der Rest der engen, kleinen Medienwelt.
    Von ihren Mitarbeitern mußte Julia strikte Verschwiegenheit erwarten. Verstöße würde sie mit sofortiger Entlassung ahnden. Sie nahm den Telefonhörer ab. »Julia Hamilton.«
    Ben Harris war am Apparat. »Ich habe eine vertrauliche Nachricht von oben erhalten und muß mit Ihnen sprechen. Kommen Sie aber nicht in mein Büro. Wir treffen uns in einer halben Stunde in der Kneipe.«
    Er saß an einem Ecktisch des Lokals, als sie hereinkam. Der hektische Betrieb zur Mittagspause hatte bereits begonnen. »Hallo, Ben. Tut mir leid, daß ich Sie habe warten lassen. Gerade als ich gehen wollte, ist noch etwas dazwischengekommen.«
    »Nicht weiter tragisch. Ich habe mir mittlerweile schon ein Glas genehmigt. Das Übliche für Sie?«
    »Lassen Sie nur, ich bestelle für uns. Trinken Sie Scotch?«
    Er nickte. »Ich übernehme dann die nächste Runde.«
    Sie ließ sich neben ihm nieder. »Warum wollten Sie nicht, daß ich in Ihr Büro komme?«
    »Weil ich in Ruhe mit Ihnen sprechen möchte«, erklärte er und zündete sich eine Zigarette an. Er war ein starker Raucher. »Wie gesagt, ich habe eine Nachricht vom Chef erhalten. Wegen Ihres neuen Jobs.«
    »Ah, ja«, erwiderte Julia. »Ich wußte, daß er es Ihnen selbst mitteilen würde. Sie müssen mir glauben, daß ich mich nicht darum gerissen habe. Ich habe nichts hinter Ihrem Rücken getan.«
    »Das weiß ich«, entgegnete er schroff. »So etwas ist nicht Ihre Art. Im Gegensatz zu manchen anderen. Mein Vertrag läuft sowieso in fünf Jahren aus. Ich hätte nichts dagegen, meine Position an Sie abzutreten, Julia. Nie im Leben hätte ich gedacht, daß ich so etwas einmal sagen würde – aber ich meine es ernst. Sie wären eine verdammt gute Chefredakteurin.«
    »Das ist wirklich ein großes Kompliment. Sie sind unser bester Mann.«
    Wegen des Zigarettenqualms kniff er die Augen zusammen und sah sie durchdringend an.
    »Erinnern Sie sich, als ich Ihnen damals von dem Rhys-Fall abgeraten habe? Sie haben nicht auf mich gehört und hatten recht damit. Sie haben den Fall bewältigt, haben ein Buch darüber geschrieben und sich auf diese Weise einen Namen gemacht. Bevor ich weiterspreche, möchte ich betonen, daß ich Sie nicht ausbooten, daß ich Ihnen nichts vermiesen möchte.
    Sie sind eine gescheite Frau und mutig dazu. Eine ziemliche Seltenheit in diesem Metier. Ich mag Sie. Und deshalb hören Sie dieses eine Mal auf mich.
    Lassen Sie um Gottes willen die Finger von der Sache. Legen Sie sich nicht mit Harold King an!«
    Julia stellte ihr Glas ab. »Ich bin überrascht, daß Western Sie so genau informiert hat. Eigentlich sollte das Ganze erst einmal geheim bleiben …«
    »Er hat seine Gründe«, murmelte Harris. »Ich kenne King. Und Western will, daß ich Ihnen helfe. Ich habe abgelehnt.«
    »O Gott«, rief Julia aus. Sie sorgte sich um Harris, nicht um sich selbst. »Das haben Sie nicht getan, Ben – Sie wissen doch, wie er ist. Bei der nächsten Gelegenheit wirft er Sie raus.«
    »Nein, das wird er nicht tun«, entgegnete Harris sarkastisch. »Ich werde Ihnen ein Paar Dinge über King erzählen. Nein, Sie hören mir jetzt einfach nur zu. Ich spreche nicht von dem, was in der Öffentlichkeit allgemein bekannt ist. Ich möchte Ihnen zeigen, wer dieser Mann wirklich ist und was sich hinter ihm verbirgt. Er ist anscheinend aus dem Nichts gekommen, hat seine Spuren so gut verwischt, daß niemand je herausgefunden hat, aus welchem Land er stammt. Er behauptet zwar, daß er wahrscheinlich polnischer Herkunft ist, aber selbst das ist nur eine Vermutung.
    Er spricht fließend Polnisch,

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