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Die Entlarvung

Titel: Die Entlarvung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Evelyn
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einem Umzug werden die Karten aber in der Regel an den neuen Arzt geschickt«, warf Julia ein. »Ich frage mich«, wechselte sie das Thema, »wieso King überhaupt gelogen hat. Bestimmt doch nicht nur, um den Leuten ein paar Tränen zu entlocken. Warum hat er sich nicht einfach an die Wahrheit gehalten, anstatt ein solches Märchen zu erfinden?«
    »Wahrscheinlich ist die Wahrheit unangenehmer als die Lüge«, vermutete Ben.
    »Deshalb müssen wir herausfinden, was wirklich passiert ist«, forderte Julia.
    Sie tippte mit einem Finger auf den Aktendeckel.
    »Alle anderen Ansatzpunkte haben sich als Sackgassen erwiesen. Sie waren in Deutschland, in Nessenberg. Dort haben Sie die Unterlagen über Hans König zusammengesucht. Wir wissen, daß er erst im Lager und später bei Phyllis Lowe gelebt hat. Dann verkündet die Frau, daß sie nach England zurückgeht, und ward nie wieder gesehen. Es könnte doch sein, daß King illegal nach England eingereist ist und sich die ganze Geschichte nur ausgedacht hat.«
    Bens Miene blieb fast immer ernst. Nun aber lächelte er.
    »Das wäre zu schön, wenn wir ihm etwas Derartiges nachweisen könnten. Für den Anfang, meine ich. Wie viele Leute können Sie auf den Fall ansetzen?«
    »Sagen Sie mir, wie viele wir brauchen«, verlangte Julia. Er dachte nach. »Drei Paare. Ich denke, es ist besser, wenn wir jeweils zu zweit arbeiten. Vier Augen sehen mehr als zwei. Ein Team kümmert sich um die medizinischen Karteikarten und um die Nachbarschaft, in der Phyllis Lowe angeblich gelebt haben soll. Das zweite Team versucht, ehemalige Mitarbeiter der UNRRA ausfindig zu machen. Das dritte fahrt nach Nessenberg, um dort noch einmal nach Anhaltspunkten zu suchen. Die UNRRA hat nicht nur mit den Militärbehörden zusammengearbeitet, sondern auch mit der zivilen deutschen Verwaltung.« Er nahm seine Brille von der Nase und kniff angestrengt die Augen zusammen. »Ich könnte etwas übersehen haben, aber was?«
    »Es gibt nur einen Weg, dies herauszufinden«, sagte Julia. »Wie gut ist Ihr Deutsch, Ben?«
    Er sah auf. »Recht gut – warum?«
    »Weil ich denke, daß wir beide nach Nessenberg gehen sollten. Können Sie ein paar Tage freinehmen?«
    »Ich habe seit ewigen Zeiten keinen Urlaub mehr vom Büro gehabt. Das dürfte also kein Problem sein. Und Brennan ist sicherlich begeistert, wenn er sich meinen Sessel schon einmal anwärmen kann.« Brennan war einer seiner Assistenten. Ben hatte ihn – wie jeden anderen auch – im Verdacht, daß er es auf seinen Job abgesehen hatte. »Das wäre also abgemacht«, sagte Julia. »Ist Ihnen Mittwoch recht?«
    »Mittwoch ist in Ordnung«, stimmte Ben zu. »Sie sind von der schnellen Sorte, wenn es um einen Entschluß geht, nicht wahr, J.?«
    »Was sollen wir erst noch lange abwarten? Außerdem kommt es mir gelegen, wenn ich in der nächsten Zeit nicht allzu oft zu Hause bin. Felix sieht sich nach einer anderen Wohnung um, lebt aber noch bei mir. Ich möchte ihm nicht dauernd über den Weg laufen.«
    »Es geht mich eigentlich nichts an, aber ich bin froh, daß Sie standhaft geblieben sind. Der Kerl hat Sie doch sehr ausgenutzt.«
    »Denken Sie nicht zu schlecht über ihn. Er hat meine Entscheidung gut aufgenommen, deswegen möchte ich nichts gegen ihn sagen. In unserer Beziehung hat es auch sehr glückliche Momente gegeben.«
    »Freut mich zu hören«, sagte er ein wenig schnippisch. »Beeilen Sie sich damit, den Flug und das Hotel zu buchen – der Nessenberghof ist gut. Oder war gut, als ich dort übernachtet habe. Könnte sich geändert haben. Zehn Jahre sind eine lange Zeit. Wir sollten auch einen Wagen mieten.«
    »Ich kümmere mich darum«, versprach Julia.
    »Fein.« Er stand auf. »Wie lange wollen Sie dort bleiben?«
    »So lange, wie es nötig ist. Ich kann mir nicht helfen, Ben, aber ich habe da so ein Gefühl, daß der Schlüssel zu allem bei Phyllis Lowe liegt.«
    »Bei ihr endet alles – das ist das Problem«, erwiderte er. »Aber genug für heute. Ich gehe jetzt.« Er stand schon bei der Tür, als sie rief: »Warten Sie, ich mache auch Schluß. Wollen wir zusammen noch etwas trinken, bevor wir nach Hause fahren? Ich könnte einen Drink gebrauchen.«
    Ben verstaute seine Brille in seiner Brusttasche. »Also, ich habe keine dringenden Verabredungen für heute abend. Warum gehen wir nicht zusammen essen?«
    »Ich verstehe nicht, was sie sich von ihrem Besuch in Deutschland erhoffen«, sagte Evelyn Western. »All das hatten wir doch schon

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