Die Entlarvung
dafür bezahlen.«
Joe kippte die Hälfte seines Scotchs in einem Zug hinunter.
»Sie haben doch behauptet, daß die ›Enthüllungen‹ längst an einer Story dran sind. Ich kann mich auf nichts Ungewisses einlassen – dazu ist die Geschichte zu heiß.«
»Eben deshalb wird sie auch keine andere Zeitung kaufen«, bemerkte Felix.
Joe nahm einen tiefen Zug aus seinem Glas. »Was passiert, wenn die Sache nicht gedruckt wird? Ich verlange das Geld im voraus. Mein Kumpel von der Presse und sein Kontaktmann von der Sitte bestehen auf ihrem Anteil.«
»Regen Sie sich nicht auf. Ich habe Ihnen doch gesagt, daß der Herald gut bezahlt.«
»Woher dieser plötzliche Sinneswandel ihres Täubchens?« fragte Joe provozierend. »Sie sagten doch, daß die Dame über so einen Dreck nur die Nase rümpfen würde?«
»Ihr Boss hat sie unter Druck gesetzt, William Western, der Herausgeber, ist übrigens auch mein Chef. Ziemlich kompliziert. Sie hatte eine große Reportage für die Erstausgabe der ›Enthüllungen‹ vorbereitet – Harold King und die Lords, ein brisantes Thema. Leider wird nichts draus. Sie können die Story nicht veröffentlichen. Western ist natürlich außer sich. Eine der Zeuginnen ist gestorben, daher das plötzliche Aus. Ich habe meiner Freundin Ihr Angebot unterbreitet, und sie ist sofort darauf angesprungen. Western ist auf eine wilde Skandalgeschichte aus, jetzt, wo die King-Story gestorben ist. Sie brauchen wahrscheinlich nur Ihren Preis zu nennen.« Er sah Joe Patrick durchdringend an.
»Und was springt für Sie dabei heraus?« wollte Joe wissen.
»Vielleicht kann ich meine Freundin zurückgewinnen«, sagte Felix. »Und eine kleine Beteiligung würde ich erwarten. Keine horrende Summe, nur ein Taschengeld sozusagen.«
Joe grinste. »Verstehe. Sie sind also der Vermittler?«
»Nein«, widersprach Felix. »Die Verhandlungen führt sie selbst. Sie müßten mit einem ihrer Mitarbeiter über den Preis sprechen. Sie sagten etwas von fünfhundert?«
»Ja, wenn Sie die Story gekauft hätten.« Joe lächelte. »Ihre Freundin muß schon ein paar Tausender lockermachen. Sie meinten doch, ich sollte meinen Preis selbst bestimmen. Hören Sie, ich mache Ihnen einen Vorschlag …«
Er leerte den Rest seines Whiskeys und schob das Glas beiseite. »Ich spreche zuerst mit meinen Partnern. Dann melde ich mich wieder bei Ihnen. Ich glaube, daß sie inzwischen noch einen anderen Interessenten gefunden haben.«
Er stand auf und reichte Felix die Hand. Mit einiger Überwindung schlug Felix ein. Er drückte Joes Hand so fest, daß dieser vor Schmerz zusammenzuckte, was Felix mit Schadenfreude zur Kenntnis nahm.
»Lassen Sie nicht zu lange auf Ihre Antwort warten. Meine Freundin steht wirklich unter Druck …«
»Sie hören sehr bald von mir«, versprach Joe Patrick.
Felix verließ das Lokal. Draußen nieselte es. Ein eisiger Wind pfiff ihm um die Ohren. Das Mädchen, das er in der Wirtschaft gesehen hatte, ging langsam den Bürgersteig auf und ab.
Sie trat an ihn heran und lächelte. »Hallo, Süßer. Wie wär's mit uns beiden?«
»Heute nicht«, wehrte Felix ab. »Trotzdem danke. Hier, kauf dir eine Tasse Kaffee. Zum Aufwärmen.« Er gab ihr fünf Pfund und ging in Richtung Tottenham Court Road davon. Er war überzeugt, daß er von Joe Patrick nichts mehr hören würde. Es gab gar keine Story, die zu verkaufen war. Ben Harris hatte recht gehabt.
Harold King flog mit einer Concorde nach New York. Er hatte beschlossen, seine Tochter Gloria diesmal mitzunehmen. Ihre Begeisterung und Dankbarkeit rührten ihn. Sie griff nach seiner Hand, als die Maschine startete. Er drückte sie liebevoll und murmelte ein paar beruhigende Worte. Gloria war etwas ängstlich und fürchtete sich sowohl vor dem Start als auch vor der Landung. Harold King war guter Dinge, seit er sich um eines seiner Hauptprobleme keine Sorgen mehr machen mußte. Die ›Enthüllungen‹ hatten ihre Nachforschungen aufgegeben, weil – wie Joe mehrmals betont hatte – eine der Zeuginnen verstorben war …
Joe hatte gestrahlt wie ein Clown, als er von seinem Treffen mit Felix Sutton berichtet hatte. Mit der Beseitigung von Jean Adams war die ganze Verschwörung zerschlagen worden. Ohne sie hatten die Gegner nichts in der Hand – nichts als Gerüchte. Hamilton und ihren Freund Harris würde er loswerden, sobald er den Herald in seinen Besitz gebracht hatte. Keiner der beiden würde je wieder bei einer Zeitung arbeiten, wenn er mit ihnen
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