Die Entlarvung
abgerechnet hatte.
King war zuversichtlich und zufrieden mit Joe, wollte aber – wie immer – nichts dem Zufall überlassen.
»Was geschieht jetzt mit Sutton?« hatte er Joe gefragt. Überrascht hatte dieser entgegnet: »Ich rufe ihn an und sage, daß aus dem Geschäft nichts wird.«
»Du Trottel«, fuhr King ihn an. Er machte Joe gern herunter – zuviel Lob würde ihm nur in den Kopf steigen. »Wenn du dich so billig herausredest, merkt Sutton gleich, daß die ganze Sache nur ein Bluff war. Er ist nämlich vielleicht nicht ganz so blöd wie du. Nein, du mußt ihm eine Story anbieten – und zwar eine echte.«
»Woher nehmen?« protestierte Joe. »Ich habe nichts auf Lager.«
Ein spontaner Einfall Kings hatte das Problem gelöst.
»Wozu haben wir das Material über Leo Derwent? Hol es von Freda ab und gib es an Sutton weiter. Für Publizität ist Derwent immer zu haben.« Er war in schadenfrohes Gelächter ausgebrochen, in das Joe eilig eingefallen war. Sie besaßen Tonbänder und heimlich gemachte Fotos, die Derwents sexuelle Präferenzen sehr deutlich zur Geltung brachten. Das eigens für diese Zwecke engagierte Callgirl hatte seine Sache gut gemacht.
Harold King war leichten Herzens und voll neuer Energie mit seiner Tochter nach Amerika aufgebrochen. Er hatte beschlossen, seine finanziellen Schwierigkeiten zu umgehen und sich an den Rentenfonds gütlich zu halten. Es galt, keine Zeit mehr zu verlieren. Er würde die Verhandlungen mit der Field Bank zügig zum Abschluß bringen und Gloria als neue Vertragspartnerin ins Spiel bringen. Sie sollten nur akzeptieren, daß seine Tochter fortan immer an seiner Seite stehen würde. Es gab ihm ein angenehmes Gefühl von Kontinuität, seine Erbin neben sich zu wissen.
Er hatte ihr offenbart, daß er daran dachte, die Rentenfonds als Sicherheitsgarantien zu benutzen. Er wollte sehen, wie sie reagierte, wollte ihre Geschäftsethik überprüfen. Sie hatte ihn nicht enttäuscht. »Wieso nicht? Du benötigst das Geld – und es erfahrt sowieso niemand davon.« Ganz der Vater, hatte er mit Stolz festgestellt.
Während des Flugs nach New York brüteten sie gemeinsam über den Kalkulationen. Es machte ihm Spaß, ihr beizubringen, wie er mit Geld arbeitete. An seine originellen Methoden und Techniken würde sie nie herankommen – dazu war sie zu schwerfällig. Aber es reichte, wenn sie sich an seine Richtlinien hielt. Die Geschäfte würden dann von allein laufen.
Nach der Ankunft im Waldorf-Hotel schickte er gleich verschiedene Telefaxe los. Eines davon auch an Joe Patrick unter seiner Export-Import-Nummer.
»Der Auftrag für die Privatdetektei bleibt bis auf weiteres bestehen.« Julia Hamilton und Ben Harris mußten sicherheitshalber noch eine Weile beobachtet werden.
Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Denn jetzt ging es ums Ganze. Mit dem Einsatz der Rentenfonds stand sein ganzes Imperium auf dem Spiel.
Ben war auf die Idee gekommen, daß sie ihre Wohnungen am besten vermieteten. Die Telefonwanzen konnten nicht entfernt werden, ohne daß Suttons Deckgeschichte aufflog. Und an beiden Orten fühlte Ben sich nicht ganz sicher. Julia versuchte erst gar nicht, mit ihm zu diskutieren. Sie fröstelte bei dem Gedanken, daß ihre Wohnung aufgebrochen und durchsucht worden war. Und daß man sie überwacht hatte. Die Erinnerung an Jean Adams verfolgte sie und flößte ihr große Schuldgefühle ein. Ben hatte ganz recht. Sie benötigten eine Wohnung in einem dieser gut gesicherten Gebäude, die von einem Pförtner bewacht wurden und in die niemand so ohne weiteres eindringen konnte. Western würde die Kosten tragen, darauf hatte Ben bestanden.
Schon bald fanden sie, wonach sie suchten. In Chelsea Green, einem ruhigen Wohngebiet unweit der Kings Road, stand in einem luxuriösen Haus eine Wohnung auf der vierten Etage zum Verkauf. Nachdem Western dem Eigentümer eine beträchtliche Summe gezahlt gezahlt hatte, wurde die Wohnung vom Markt genommen. Ben und Julia erhielten einen Mietvertrag für ein Jahr und zogen zusammen mit der Katze in ihr neues Domizil ein. Ben hatte Western ein weiteres Zugeständnis abgerungen. Julia durfte die Wohnung auf Firmenkosten renovieren und einrichten lassen. Western hatte eher amüsiert auf Bens Forderungen reagiert. Der Zeitpunkt, wo er den Schraubstock fester anziehen würde, war nicht mehr fern.
Felix Sutton war mit einer Geschichte über Leo Derwent, dem Staatssekretär, bei Ben aufgetaucht. Er hatte sie von dem Mann
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