Die Entscheidung
saß neben Rudin, und den beiden gegenüber hatte ihr Ehrengast Platz genommen – Jonathan Brown, der stellvertretende CIA-Direktor.
Abgeordneter Rudin hatte verlangt, dass etwas geschehen müsse. Irene Kennedys unverfrorene Lügen vor seinem Ausschuss durften nicht ungestraft bleiben. Clark hatte sich bereitwillig als Vermittler angeboten und vorgeschlagen, eine sehr diskrete Sitzung abzuhalten. Rudin hatte den Vorschlag begrüßt. In seinem Zorn erschien ihm alles besser, als gar nichts zu tun. Clark führte persönlich die entsprechenden Telefongespräche. Zuerst rief er Jonathan Brown an und fragte ihn, ob er zu einem informellen Treffen auf den Capitol Hill kommen könne. Brown zögerte nicht lange, wenn er dem Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Senat einen Gefallen tun konnte, und stimmte deshalb sofort zu. Er kam in einem neutralen Wagen und betrat das Gebäude über die Tiefgarage. Außenminister Midleton machte es ebenso. Es wäre nicht angebracht gewesen, in seiner gepanzerten Limousine durch die Stadt zu fahren, deshalb kam er in einem schlichten Dienstwagen mit dunkel getönten Scheiben.
Senator Clark lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und schlug seine langen Beine übereinander. Er wandte sich zunächst an die Nummer zwei der CIA. »Jonathan, mein Kollege aus dem Repräsentantenhaus ist ein wenig besorgt über bestimmte Entwicklungen in der Agency.«
»Ein wenig besorgt ist verdammt untertrieben«, versetzte Rudin. »Ich habe eine Stinkwut. Ich überlege sogar, ob wir die CIA-Spitze zu einer Anhörung vorladen sollten. So kann es einfach nicht weitergehen.«
Clark legte eine Hand auf Rudins knochigen Unterarm. Noch nicht, mein Freund, dachte er. Ich lasse es dich schon wissen, wenn es Zeit dafür ist. Clark tätschelte besänftigend Rudins Arm. »Wir wollen doch ruhig bleiben, nicht wahr? Ich glaube, Jonathan haben Sie nichts vorzuwerfen.«
»Mag sein. Aber wem ich etwas vorzuwerfen habe, ist diese verdammte Irene Kennedy.«
Außenminister Midleton runzelte missbilligend die Stirn. »Ich glaube nicht, dass eine solche Ausdrucksweise notwendig ist.«
Rudin, der sich noch nie an irgendwelche Benimmregeln gehalten hatte, wies Midletons Einwand spöttisch zurück. »Komm du mal runter von deinem hohen Ross, Charles. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um sich über feine Umgangsformen Gedanken zu machen. Hier geht es um handfeste Schweinereien. Ich bin sicher, dass die CIA Graf Hagenmüller auf dem Gewissen hat, und ich glaube, dass diese Irene Kennedy heute Morgen vor meinem Ausschuss gelogen hat, als ich sie dazu befragte.«
Jonathan Browns Gesicht war leichenblass, und Midleton schüttelte erneut missbilligend den Kopf. Clark lehnte sich zurück und genoss die Szene. Es war Brown, der als Erster etwas dazu sagte.
»Ich kann Ihnen versichern«, erklärte er mit etwas zittriger Stimme, »dass die CIA nichts Derartiges unternommen hat.«
»Ach, wirklich?«, entgegnete Rudin. »Es wird Sie nicht freuen, was ich Ihnen jetzt sage, Mr. Brown, aber ich glaube, Sie haben nicht die geringste Ahnung, was Thomas Stansfield so alles treibt. Er führt die Agency wie ein Diktator.«
»Also, ich habe Direktor Stansfield als ehrlichen und fairen Menschen kennen gelernt«, wandte Brown zögernd ein.
»Ja, weil Sie sich nie die Mühe gemacht haben, den Dingen auf den Grund zu gehen.«
»Hören Sie«, sagte Brown und streckte die Hände aus, wie um Rudin Einhalt zu gebieten, »wenn Sie irgendwelche Beweise haben, dass Direktor Stansfield oder Dr. Kennedy gegen irgendein Gesetz verstoßen haben, dann zeigen Sie sie mir, und ich werde dafür sorgen, dass dazu Stellung genommen wird.«
»Ich soll Ihnen Beweise liefern? Wenn ich Beweise hätte, dann hätte ich den beiden längst die Justiz auf den Hals gehetzt.«
Clark sah, dass Brown nahe daran war, die Beherrschung zu verlieren. Als ehemaliger Bundesrichter war er es nicht gewohnt, dass man in diesem Ton mit ihm redete. Clark griff erneut nach Rudins Arm. »Jetzt beruhigen Sie sich doch, Albert.«
»Ja, das würde ich auch vorschlagen«, warf Midleton ein. »Dein Benehmen ist überaus peinlich.«
»Oh, hör doch auf mit diesem Stuss, Charles«, versetzte Rudin, zu Midleton gewandt. »Du wischst dir den Arsch auch nicht anders als jeder andere. Nur weil du kein Senator mehr bist, sondern im Kabinett sitzt, heißt das noch lange nicht, dass du etwas Besseres bist.«
Midleton war offensichtlich nicht gewillt, sich diesen Ton von seinem Parteikollegen
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