Die Entscheidung
Security Agency und das National Reconnaissance Office. Clark war dafür zuständig, den Hütern der Geheimnisse auf die Finger zu schauen, und er hatte dabei selbst jede Menge Geheimnisse angehäuft, die er sorgsam hütete.
Senator Clark verließ das Ausschusszimmer und ging den Flur des Hart Office Building entlang. Er lächelte und nickte den Leuten zu, an denen er vorüberging. Clark war ein guter Politiker. Er gab jedem, selbst seinen Gegnern, das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Er bog um die Ecke, öffnete eine Tür und trat in einen kleinen Empfangsbereich ein. Ein Polizeibeamter saß auf einem Stuhl neben einer zweiten Tür auf der anderen Seite des Raumes. Der Mann blickte auf und sagte: »Guten Tag, Senator.«
Clark sah ihn mit einem freundlichen Lächeln an. »Wie geht’s denn so, Roy?«, fragte er.
»Der Rücken macht mir mal wieder Ärger, Sir, aber ich glaube, ich halte noch eine Stunde durch.«
»Gut.« Clark klopfte ihm auf die Schulter und tippte an der Tür seinen Code ein. Als er hörte, wie das Schloss aufging, öffnete er die Tür und trat in Zimmer 219 ein. Zimmer 219 war einer der bestgesicherten Räume im Kapitol. Das Zimmer war komplett in Stahl gehüllt, um es gegen elektromagnetische Wellen abzuschirmen. Der Raum war in mehrere kleinere Zimmer unterteilt, die alle etwas erhöht angelegt waren, sodass die Techniker darunter nach eventuellen Wanzen suchen konnten.
Senator Clark ging den Flur entlang, vorbei an einigen der verglasten Briefing Rooms, wo die verschiedenen Geheimdienst-Organisationen den Senatoren und einigen auserwählten Mitarbeitern Bericht erstatteten. Clark ging zu einer Tür kurz vor dem Ende des Ganges, wo er erneut seinen persönlichen fünfstelligen Code eintippte, um die Tür zu öffnen. Er betrat das erhöht angelegte Zimmer und schloss die Tür hinter sich, worauf die Dichtung den Raum wieder luftdicht abschloss. Die vier Glaswände waren mit schwarzen Jalousien bedeckt, und in der Mitte des fünf mal sieben Meter großen Zimmers stand ein ovaler schwarzer Konferenztisch, an dem für jedes der fünfzehn Mitglieder des Ausschusses ein Platz vorgesehen war. Der Raum war dunkel bis auf das Licht einer einzelnen Lampe am gegenüberliegenden Ende.
Von der Tür aus konnte Senator Clark bereits die dünnen, knochigen Finger seines Gasts erkennen, der dieselbe Funktion wie Clark im Repräsentantenhaus ausübte. Die Hände des Abgeordneten Albert Rudin lagen auf dem Tisch und wurden von einer der fünfzehn modernen schwarzen Leselampen beleuchtet. Clark konnte in der Dunkelheit nicht mehr als Rudins Profil erkennen, doch das genügte vollauf. Er hatte es längst in sein Gedächtnis eingeprägt und wusste genau, dass es nur zwei Gestalten mit einem so markanten Profil gab; nachdem der eine, nämlich Ichabod Crane, eine Romanfigur aus dem 19. Jahrhundert war, konnte es sich nur um Albert Rudin, den Vorsitzenden des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, handeln.
Clark ging ans andere Ende des Zimmers. »Guten Tag, Al«, sagte er.
Rudin gab keine Antwort, was Clark auch gar nicht erwartete. Al Rudin war wahrscheinlich der am wenigsten umgängliche Politiker in ganz Washington. Clark holte ein Glas aus einem Schrank und schenkte sich etwas Johnnie-Walker-Scotch ein. Der Senator fragte Rudin, ob er auch einen Drink wolle, worauf dieser mürrisch den Kopf schüttelte.
Albert Rudin war bereits in seiner siebzehnten Amtszeit als Abgeordneter des Repräsentantenhauses. Er war Demokrat bis ins Mark und konnte absolut keinen Republikaner leiden, mit Ausnahme von Hank Clark. Rudin war ein unermüdlicher Parteisoldat, dessen oberste Maxime es war, immer das zu tun, was der Partei nützte. Wenn die Partei von einem Skandal erschüttert wurde und ein eindeutiges Vergehen eines demokratischen Politikers vorlag, so war es stets Al Rudin, der vor die Kameras trat, um seine ewig gleichen Worthülsen von sich zu geben: Die Republikaner wollen eure Kinder verhungern lassen, sie wollen ihren reichen Freunden Steuererleichterungen verschaffen, sie werfen eure Eltern aus ihrem Altenheim – und dabei spielte es überhaupt keine Rolle, dass die Reporter eigentlich nach dem Skandal in der demokratischen Partei gefragt hatten. Für Rudin war die ganze Politik ein ständiger Kampf zwischen Gut und Böse; die Republikaner stellten das Böse dar – selbst dann, wenn ein Skandal die eigenen Reihen erschütterte. Rudin begriff seine politische Tätigkeit als einen Marathonlauf, in dem
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