Die Entscheidung
Haare hellbraun gefärbt und mit Hilfe von Spezialkontaktlinsen seinen dunkelbraunen Augen einen blauen Farbton verliehen hatte, ließ das Make-up nun auch noch seine sonnengebräunte Haut deutlich blasser erscheinen. Rapp blickte auf das schwarze Jackett und den langen schwarzen Ledermantel hinunter, die auf dem Bett lagen, und überprüfte ein letztes Mal seine Ausrüstung. Der Ledermantel hatte verborgene Taschen, in denen all die Dinge untergebracht waren, die Tom zuvor besorgt hatte. Ziemlich weit unten in dem knielangen Mantel waren drei Reisepässe und zehntausend Dollar Bargeld untergebracht. Einer der Pässe war ein amerikanischer – mit einem Foto von Rapp, einem falschen Namen und einem Stempel, der erkennen ließ, dass er via Dresden nach Deutschland eingereist war. Der zweite Pass war ein französischer und enthielt ein Foto von Rapp mit Ziegenbärtchen und kurzem Haar, und der dritte war ein ägyptischer Pass ohne Foto. Zu jedem der Pässe gab es eine entsprechende Kreditkarte. All diese Hilfsmittel sollten ihm die Ausreise aus Deutschland ermöglichen, falls irgendetwas schief ging. Niemand in Langley wusste von diesen Pässen. Wenn es einmal wirklich eng werden sollte und sich alles gegen ihn verschwor, wollte Rapp in der Lage sein zu verschwinden.
Rapp hatte sich die wichtigsten Hauptstraßen und Eisenbahnlinien eingeprägt, die von hier wegführten – doch er hatte trotzdem ein winziges GPS-Gerät von der Größe eines Kartenspiels bei sich, um jederzeit seine exakte Position bestimmen zu können. Im rechten Jackettärmel war ein mattschwarzes Kampfmesser verborgen, außerdem trug er vier Magazine mit 9-mm-Munition mit sich, die an verschiedenen Stellen versteckt waren. Besonders wichtig war auch das kleine verschlüsselte Motorola-Funkgerät. Es wäre zu auffällig gewesen, in der Stadt ein Headset zu tragen – also hatte Rapp ein ganz bestimmtes System entwickelt. Durch das Futter des Jacketts verliefen Drähte, die zu einem winzigen Lautsprecher im Kragen, einem Mikrofon im Revers sowie dem Lautstärkeregler im Ärmel führten. Das Jackett wies noch einige weitere Besonderheiten auf, die Rapp angefordert hatte, sodass das Kleidungsstück über zehn Kilo wog.
Seine aktuellen Papiere befanden sich in der linken Tasche des Jacketts. Heute Abend würde er als Karl Schnell vom Bundeskriminalamt auftreten. Seine Papiere sollten ihm den Weg ins Haus ebnen.
Rapp griff nach seinem ledernen Schulterholster und legte ihn über dem weißen Hemd an. Unter dem rechten Arm trug er die 9-mm-Glock-Pistole. Die Seriennummer war von der Waffe entfernt worden. Zwei zusätzliche Magazine waren in den Holstertaschen unter dem linken Arm verstaut, und mit den vier weiteren Magazinen im Mantel verfügte Rapp über ausreichend Munition, um sich auf ein kleines Gefecht einlassen zu können. Doch das alles trug er nur für den Notfall mit sich. Er hatte vor, den Job mit einem einzigen Schuss zu erledigen.
Rapp zog seine abgetragenen schwarzen Lederhandschuhe an und hob die lange schallgedämpfte Ruger Mk II vom Bett auf, eine nahezu geräuschlose Waffe, deren einziger Nachteil ihre Länge von über dreißig Zentimetern war. Rapp ließ sie in die Tasche gleiten, die rechts vorne am Mantel eingefügt worden war, zog Jackett und Mantel an und setzte einen schwarzen Filzhut auf.
Als er in den anderen Raum hinüberging, waren die Hoffmans gerade dabei, alle Stellen abzuwischen, an denen sie Fingerabdrücke hinterlassen haben könnten. Rapp hatte bereits das Gleiche in seinem Zimmer getan. Als sie damit fertig waren, nahmen sie ihre kugelsicheren Westen und legten sie an, ehe sie in ihre Mäntel schlüpften.
Tom Hoffman sah Rapp an. »Tragen Sie auch eine kugelsichere Weste?«, erkundigte er sich.
Rapp schüttelte stirnrunzelnd den Kopf. »Beeilen Sie sich, es wird Zeit«, sagte er, rückte die Krempe seines Huts zurecht und ging mit seinem Seesack in die Nacht hinaus. Er blickte zum Nachthimmel hinauf und hoffte, dass es das letzte Mal war. Doch so sehr er es sich auch wünschte – irgendetwas sagte ihm, dass es anders kommen würde.
Einige Augenblicke später kamen die Hoffmans aus dem Forsthaus, und sie stiegen alle drei in die kastanienbraune Audi-Limousine ein. Die Überwachungs- und Kommunikationsanlage war im Kofferraum verstaut. Tom Hoffman saß am Lenkrad, und Jane auf dem Beifahrersitz. Mitch Rapp hatte auf der Rückbank Platz genommen. Der Audi rollte sanft über die Schotterstraße hinweg. Es war
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