Die Entscheidung
stockdunkel im Wald, die Bäume ließen nichts von dem spärlichen Mondlicht durch. Rapp blickte aus dem Fenster; obwohl die Scheinwerfer des Wagens eingeschaltet waren, sah Rapp kaum mehr als sechs, sieben Meter in den Wald hinein.
Als sie die asphaltierte Straße erreichten, schluckte Rapp bei dem Gedanken, dass sie in wenigen Minuten beim Tor des Anwesens sein würden. Sein ungutes Gefühl, was diese Mission betraf, hatte sich nicht gelegt. Er sah zu, wie Tom Hoffman die rechte Hand an den Knopf im Ohr hob. Er war immer noch mit der Anlage im Kofferraum verbunden und hörte den Polizeifunk ab. Hoffman würde im Wagen bleiben, während Rapp zusammen mit Jane Hoffman das Haus betreten würde. Es war notwendig, dass einer der Hoffmans Rapp begleitete. Im Gegensatz zu ihm sprachen die beiden fließend Deutsch. Der zweite Grund, warum er wollte, dass die Frau mitkam, war, dass sie für Hagenmüller und seine Sicherheitsleute einen weniger bedrohlichen Eindruck machen würde. Tom Hoffman war zunächst gegen diesen Teil des Plans gewesen; er wollte Rapp unbedingt selbst begleiten.
Rapp hatte es etwas befremdet, wie vehement sich der Mann gegen seinen Plan sträubte. Er betonte immer wieder, dass er ein viel besseres Gefühl bei der Sache hätte, wenn er selbst Rapp ins Haus begleiten würde. Als Rapp ihn nach irgendeinem logischen Grund dafür fragte, konnte er keinen nennen. Das Ganze kam Rapp ein wenig sonderbar vor. Es war seine Mission, und er allein bestimmte die Vorgehensweise. Er gab den Hoffmans zu verstehen, dass er befugt war, die Sache abzublasen, wenn er es für richtig hielt, und wenn sie seinem Plan nicht zustimmten, dann täte er nichts lieber als umzukehren und das Ganze sein zu lassen. Rapp wusste, dass die Hoffmans die andere Hälfte ihres Honorars erst bekamen, wenn der Auftrag erledigt war – und er wollte sehen, wie wichtig ihnen das Geld war. Ihre Reaktion auf seine Drohung, das Ganze abzublasen, sagte ihm alles, was er wissen wollte; sie ließen das Thema fallen, als wäre es ihnen überhaupt nie wichtig gewesen.
Vor ihnen tauchte ein gut beleuchtetes Pförtnerhaus auf, und der Audi wurde langsamer. Rapp sah auf seine Uhr; es war neun Minuten nach elf. Der Graf würde ziemlich überrascht sein. Hagenmüller hatte sich bestimmt alles genau zurechtgelegt. Er würde nicht damit rechnen, dass die Polizei ihn besuchte – und das noch dazu so früh. Bestimmt ging er davon aus, dass sie ihn ein, zwei Stunden nach dem Einbruch anrufen würden.
Die Limousine bog von der Straße ab und fuhr auf das große, reich verzierte schmiedeeiserne Tor zu. Ein Kleiderschrank von einem Mann in einem schwarzen Anzug kam mit einem Klemmbrett in der Hand aus dem Pförtnerhaus und trat an die rechte Seite des Wagens. Rapp war bereits zuvor auf die linke Seite gerückt, um zu vermeiden, dass er von der Überwachungskamera erfasst wurde, die über der Tür zum Pförtnerhaus angebracht war. Er hatte außerdem die Hutkrempe nach unten gezogen, sodass der Wächter sein Gesicht kaum erkennen konnte. Er musterte den Mann und bemerkte die Ausbuchtung an der rechten Hüfte. Es konnte sich um ein Funkgerät, aber genauso gut um eine Pistole handeln. Rapp war sich ziemlich sicher, dass es eine Waffe war.
Jane Hoffman zog ihren gefälschten BKA-Ausweis hervor und hielt ihn hoch. Als der Wächter den Ausweis sah, blieb er wie angewurzelt stehen. In Deutschland, einem Land, in dem einst die Gestapo Angst und Schrecken verbreitet hatte, nahm man einen Besuch des BKA nicht auf die leichte Schulter. Rapp hatte vor, sich diesen Umstand zunutze zu machen, um ohne allzu viele Fragen ins Haus und wieder hinaus zu kommen. Jane Hoffman redete nachdrücklich auf den Wächter ein. Der Mann nickte und sagte, dass er zuerst im Haus anrufen müsse. Sie schüttelte den Kopf und erwiderte, dass sie nicht angekündigt werden wollten. Das alles war bis ins kleinste Detail abgesprochen. Der Wächter sagte in höflichem Ton, dass Graf Hagenmüller Gäste im Haus habe und dass er unbedingt anrufen müsse, bevor er sie hineinlassen könne.
Sie stimmte schließlich zu – jedoch nur unter der Bedingung, dass er sie zuerst hineinließ und dann anrief. Zum Glück nickte der Wächter und zog sich dann ins Pförtnerhaus zurück. Das riesige schmiedeeiserne Tor öffnete sich langsam, und der Wagen setzte sich in Bewegung. Rapp beobachtete den Wächter im Pförtnerhaus, während sie vorüberfuhren. Er hatte bereits den Telefonhörer am Ohr.
»Schnell«,
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