Die Entscheidung
Ölgemälden geschmückt, von denen einige so groß wie Rapp, andere wieder nicht größer als seine Hand waren. An der gegenüberliegenden Wand befand sich ein reich verzierter Kamin, in dem ein Feuer knisterte. Rapp war kein Kunstexperte, aber diese Gemäldesammlung musste Millionen wert sein. Er wandte seine Aufmerksamkeit den Möbeln und Teppichen zu. Alles hier im Zimmer, mit Ausnahme einiger weniger Lampen, sah aus, als wäre es zumindest hundert Jahre alt.
Das ist ja wirklich großartig, dachte Rapp. Da hat der Kerl schon das Glück, in eine steinreiche Familie hineingeboren zu werden, und dann verschleudert er fast sein gesamtes Vermögen. Doch anstatt sich von ein paar der Kostbarkeiten zu trennen, beschließt er, lieber hochsensible Technologie an einen sadistischen Psychopathen zu verkaufen, der nichts lieber täte, als eine Atombombe über New York City abzuwerfen. Dieser Mistkerl verdient es zu sterben.
Rapp blickte auf seine Uhr. Zwei Minuten und drei Sekunden waren vergangen, seit sie durch das Tor gefahren waren. Rapp sah durch eines der beiden großen Fenster auf die Zufahrt hinaus. Tom Hoffman stand neben dem Audi und hatte den Motor laufen. Hoffman winkte Rapp kurz zu, und Rapp erwiderte die Geste. Rapp blickte noch einmal auf die Uhr. Sie befanden sich jetzt achtunddreißig Sekunden in der Höhle des Löwen. Rapp hatte sich ein Limit von zwei Minuten gesetzt; danach würde er sich auf die Suche nach dem Grafen machen. Man durfte ihm nicht die Zeit geben, um telefonisch nachzufragen, was das Ganze sollte. Rapp durchquerte den Raum und spähte durch den schmalen Spalt in der Doppeltür. Er konnte nicht viel erkennen, und nach einigen Augenblicken wurde ihm klar, warum. Der hünenhafte Bodyguard hatte sich draußen vor der Tür postiert und verstellte ihm die Sicht.
Rapp trat zurück und überlegte fieberhaft, wie er den Leibwächter ausschalten konnte, ohne ihn zu töten. Um ihn bewusstlos zu schlagen, hätte er ihm ganz nahe kommen müssen. Von hier drinnen aus hätte er den Mann mit einem Schlag bestenfalls wütend machen, aber keinesfalls außer Gefecht setzen können. Und das Letzte, was Rapp jetzt gebrauchen konnte, war ein Ringkampf. Rapp beschloss, zunächst abzuwarten und später zu entscheiden, wie er vorgehen würde.
Es waren fast drei Minuten verstrichen, als die Tür aufging und Heinrich Hagenmüller ins Zimmer trat. In der einen Hand hielt er ein Glas Champagner, in der anderen eine Zigarre. Offenbar hatte dem Grafen noch niemand gesagt, dass Rauchen nicht mehr zeitgemäß war. Wenn man sich den maßgeschneiderten Smoking, die Rolex und das sorgfältig zurückgekämmte Haar wegdachte, dann unterschied sich der Mann kaum von einem gewöhnlichen Terroristen.
Zu Rapps Bestürzung folgte dem Grafen ein zweiter Mann ins Arbeitszimmer. Er war ungefähr im gleichen Alter und von ähnlicher Statur wie Hagenmüller und trug ebenfalls einen Smoking. Der Hüne von einem Bodyguard trat ebenfalls ein, worauf der Butler hinausging und die Tür schloss.
Der Graf fragte mit schockierter Miene, warum um alles in der Welt das BKA ihn hier zu Hause aufsuchte. Jane Hoffman übernahm es, ihm in Hagenmüllers Muttersprache zu antworten, und begann mit der Geschichte, die sie sich vorher ausgedacht hatten. Kaum hatte sie zwei Sätze gesprochen, als der andere Mann vortrat und in energischem Ton verkündete, dass er der Anwalt des Grafen sei und ihre Ausweise sehen wolle.
Rapp lauschte dem Gespräch aufmerksam, ließ dabei aber den Leibwächter nicht aus den Augen. Der Mann stand völlig regungslos etwas abseits, die Arme vor der Brust verschränkt. Jane Hoffman befand sich zwischen Rapp und der Tür. Rapp gegenüber stand der Graf und zu seiner Rechten der Anwalt und schließlich der Bodyguard. Als der Anwalt vortrat und die Ausweise zu sehen verlangte, fasste Rapp einen Entschluss. Jede Sekunde, die sie abwarteten, erhöhte die Gefahr, dass irgendetwas schief ging.
Während er die linke Hand ins Innere seines Mantels gleiten ließ, blickte Rapp kurz nach rechts, wo Jane Hoffman soeben ihren gefälschten BKA-Ausweis hervorholte. Rapp ließ seine Hand in die verborgene Tasche schlüpfen und griff nach der Ruger Mk II. Dann drehte er sich nach links, zog die schallgedämpfte Waffe und streckte den Arm aus.
Der Graf war nicht viel mehr als einen Meter vom Lauf der Waffe entfernt. Rapp drückte einmal ab, und eine Kugel schoss aus dem langen schwarzen Lauf hervor. Praktisch im selben Augenblick erschien
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