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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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Männer getötet hätte, und Mitch ihr keine Antwort gab, ließ sie nicht locker, bis er es ihr schließlich sagte.
    Anna hatte schon einmal gesehen, wie er jemanden tötete. Er hatte es getan, um ihr und anderen Menschen das Leben zu retten. Sie hatte es akzeptieren können, weil sie wusste, dass ihr Freund auf der Seite des Rechts stand, und die, die er getötet hatte, Verbrecher waren. Diese Gewissheit war für sie wie Eis auf einem gebrochenen Handgelenk: Es milderte zwar den Schmerz, trug aber nicht dazu bei, das eigentliche Problem zu lösen. Es war für sie schwer zu ertragen, wie Rapp seinen Lebensunterhalt verdiente. Rapp war das sehr wohl bewusst; es war ihm klar, dass er Anna verlieren würde, wenn er mit diesem Job nicht ein für alle Mal aufhörte. Und sie war ihm einfach zu wichtig, als dass er das zulassen konnte. Nein, seine Tage bei der CIA waren gezählt. Es war höchste Zeit, endgültig auszusteigen.
    Als er bei Direktor Stansfields Haus ankam, sah er auf die Uhr am Armaturenbrett; es war fast sieben Uhr morgens. Die schwer bewaffneten Sicherheitsleute, die Stansfields Haus auf Rapps Drängen hin neuerdings bewachten, ließen ihn durch, ohne ihn zu kontrollieren. Rapp hatte vorher angerufen und Irene Kennedy gesagt, dass er kommen würde. Er stellte den Wagen ab und ging zum Haus. Normalerweise machte sich Rapp keine großen Gedanken über sein Äußeres – doch es gab für ihn einige wenige Menschen, denen er es seiner Ansicht nach schuldete, mit glatt rasiertem Gesicht und anständigen Kleidern, sprich Anzug und Krawatte, zu erscheinen. Direktor Stansfield gehörte zu diesen wenigen Menschen – deshalb fühlte sich Rapp ein wenig unwohl in seiner Haut, als er unrasiert, in Jeans und mit Baseballmütze zu Stansfield kam.
    Er klopfte an die Haustür, und wenige Augenblicke später öffnete ihm ein Mann mit einem riesigen blauen Fleck an der Kieferpartie. Der CIA-Sicherheitsbeamte blickte nicht gerade erfreut drein, als er den Mann erkannte, der ihn bei seinem letzten Besuch überwältigt hatte. »Wie geht’s dem Kiefer?«, fragte Rapp.
    »Nicht besonders.«
    »Gut«, sagte Rapp und ging an dem Mann vorbei. »Vielleicht passen Sie das nächste Mal etwas besser auf.« Er ging den Flur entlang und trat in das Arbeitszimmer. Es war ihm egal, ob der Mann ihn mochte oder nicht. In diesem Geschäft war Beliebtheit nebensächlich. Rapp hoffte nur, dass der Mann aus seinen Fehlern lernte.
    Irene Kennedy stand bei ihrem Boss und las ihm etwas von einem Blatt Papier vor. Als sie Rapp sah, hielt sie das Blatt hoch. »Wir haben gerade ein Fax reinbekommen; Informationen über einen der Männer, die letzte Nacht dabei waren.«
    »Von Hornig?«, fragte Rapp und meinte damit Dr. Jane Hornig, jene Frau, die darauf spezialisiert war, Informationen aus Leuten herauszubekommen, die nicht reden wollten. Rapp hatte die beiden Männer, die sie lebend geschnappt hatten, zu ihr geschickt, damit sie sie verhörte.
    »Nein. Wir wissen, dass einer der Männer, die ihr erschossen habt, Jeff Duser war. Er war einmal bei den Marines, war fünfunddreißig Jahre alt und musste das Corps wegen einer ganzen Liste von Vergehen verlassen.«
    »Für wen arbeitete er?«
    »Das wissen wir noch nicht, aber ein paar Leute kümmern sich darum.«
    Rapp wandte sich Stansfield zu. »Entschuldigen Sie mein Aussehen, Sir. Ich hatte keine Zeit mehr, mich umzuziehen.«
    »Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen«, sagte Stansfield mit leicht lallender Stimme. »Wo ist Commander Coleman?«
    Irene Kennedy antwortete für Rapp. »Er ist zusammen mit Marcus und einigen anderen in Langley, um Akten durchzusehen.«
    »State Department?«
    »Nein«, antwortete Rapp. »Im State Department haben wir nichts gefunden, darum habe ich ihnen gesagt, sie sollen die Akten der Agency durchsehen.«
    »Wie geht es Miss Rielly?«
    Rapp war über die Frage ein wenig überrascht. Sie hatten über seine Beziehung zu Anna nie ein Wort verloren. »Es geht ihr ganz gut«, antwortete er. Rapp stand am Kamin und blickte nervös zwischen Stansfield und Irene Kennedy hin und her. Er wollte das alles so schnell wie möglich hinter sich bringen. Das war der Grund, warum er in dieser kurzen Feuerpause hierher gekommen war. Ein wenig verlegen sagte er schließlich: »Wenn wir schon unter uns sind, würde ich gerne über etwas ganz Bestimmtes mit Ihnen sprechen.« Stansfield und Irene sahen ihn mit ausdruckslosen Gesichtern an. »Wenn das hier vorbei ist … also, sobald wir

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