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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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beinahe das Handy aus der Hand gefallen wäre.
    Mit leiser, verängstigter Stimme sprach Cameron in sein Telefon: »Jeff, bist du da? Um Himmels willen, melde dich doch.« Cameron wartete eine Weile, was passierte. Es kamen andere Stimmen dazu, die er nicht kannte, und dann hörte er jemanden atmen. »Jeff, bist du das? Sag doch was, verdammt noch mal.« Im nächsten Augenblick war die Verbindung unterbrochen.
    Cameron stand auf und begann verzweifelt in seiner Wohnung auf und ab zu gehen. Er versuchte sich irgendwie zusammenzureimen, was soeben passiert sein mochte. Wie hatte das geschehen können? Wie, zum Teufel, hatte Rapp herausgefunden, was los war? War es einfach nur Glück gewesen? War er einfach nur nach Hause gekommen, um etwas zu holen, oder war er ihm bereits auf den Fersen? Er hatte keine Ahnung, was er Clark erzählen sollte. Konnte es sein, dass Rapp Camerons wahre Identität aus Duser herausbekam? Cameron konnte sich das nicht vorstellen – doch er hatte andererseits die ganze Zeit angenommen, im Vorteil gegenüber Rapp zu sein, und jetzt stellte sich heraus, dass das keineswegs zutraf. Cameron erinnerte sich an die Angst, die er plötzlich empfunden hatte, als er versucht hatte, Rapp durch den Wald zu folgen. Cameron fühlte sich in seiner Wohnung plötzlich ganz und gar nicht mehr sicher.
    Es ist vielleicht Zeit, für eine Weile unterzutauchen, dachte er. Cameron hatte für diesen Fall bereits einen Plan vorbereitet. Er ging in sein Schlafzimmer und holte einen Koffer aus dem Schrank. Er warf ihn aufs Bett und füllte ihn mit den notwendigsten Dingen. Als unvermittelt das Telefon klingelte, glaubte er, das Herz springe ihm aus der Brust. Cameron lief aus dem Schlafzimmer und schnappte sich sein Handy vom Couchtisch. Bevor er sich meldete, blickte er auf das Display. Es war Duser.
    Cameron drückte auf die Sprechtaste. »Was, zum Teufel, ist passiert?«, fragte er aufgeregt.
    Es dauerte einige Sekunden, bis eine Antwort kam. »Ich gebe dir noch eine Chance, mit dem Leben davonzukommen. Sag mir, für wen du arbeitest – oder ich jage dein fettes, bärtiges Arschgesicht so lange, bis ich dich habe. Und dann werde ich dafür sorgen, dass du einen langsamen, qualvollen Tod stirbst. Und glaub ja nicht, du kannst dich verstecken. Egal, wo du hingehst – ich finde dich.«
    Cameron griff sich mit der freien Hand an den Bart und blickte in den Spiegel über dem Kamin. Rapp wusste, wie er aussah. Cameron wusste nicht, was er sagen sollte, und tat das Einzige, was ihm einfiel: Er unterbrach die Verbindung und starrte sein Spiegelbild an. Eine eisige Kälte kroch ihm über den Rücken, und er ging ins Badezimmer, um sich zu rasieren.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

40
    Die Sonne war bereits aufgegangen, aber nicht zu sehen. Der Himmel über Washington war von dichten grauen Wolken bedeckt. Rapp war müde, aber keineswegs erschöpft. Das Wissen, dass Anna in Sicherheit war, gab ihm das Gefühl, dass er sich wieder ohne Angst bewegen konnte und dass er nicht ständig an eine extrem verwundbare Stelle denken musste. Er hatte sie soeben zu Leuten gebracht, denen er vertrauen konnte – zum United States Secret Service. Diese Leuten standen zutiefst in Rapps Schuld und waren nur zu gern bereit, ihm zu helfen. Und so befand sie sich jetzt im Blair House, wo auch die Familie des Präsidenten wohnte – von einigen Dutzend Secret-Service-Leuten bewacht. Sie würde heute wie an jedem anderen Tag zur Arbeit gehen – und Rapp wusste, dass er sich etwas einfallen lassen musste. Seine schlimmsten Befürchtungen waren gestern Abend Wirklichkeit geworden, als Anna dem Feind in die Hände gefallen war – und er würde alles unternehmen, damit so etwas nicht noch einmal passierte.
    Rapp hatte überlegt, ob er Irene Kennedy und die Agency für Annas Sicherheit sorgen lassen sollte – doch solange sie nicht wussten, mit wem sie es letzten Endes zu tun hatten, war sie in der Nähe des Präsidenten am sichersten. Als er Anna mitten in der Nacht geweckt hatte und ihr erzählte, dass die Männer, die sie hierher gebracht hatten, nicht wirklich vom FBI waren, nahm sie die Nachricht sehr gefasst auf. Als sie wissen wollte, wer die Männer waren, wusste Rapp nicht recht, was er ihr sagen sollte. Sie war ziemlich bestürzt, als sie erfuhr, dass einige der Männer getötet worden waren – und das in der Küche des Hauses, das sie sich immer mehr als ihr zukünftiges Zuhause vorstellte. Als sie ihn fragte, wer die

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