Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
ein roter Punkt zwischen den sorgfältig zurechtgestutzten Augenbrauen des Grafen. Rapp hielt sich nicht damit auf, den Mann umfallen zu sehen – er wusste, dass Hagenmüller bereits tot war. Er nahm die Ruger rasch in die andere Hand, trat einen Schritt vor und versetzte dem Anwalt einen wuchtigen Kinnhaken. Der Mann taumelte zurück und ging bewusstlos zu Boden. Die Ruger immer noch in der rechten Hand, trat Rapp einen Schritt zurück, um aus der Reichweite des Bodyguards zu gelangen. Der Mann machte bereits den ersten Schritt auf ihn zu und griff nach seiner Waffe.
    »Halt!«, rief ihm Rapp zu, doch der Leibwächter ließ sich nicht davon abhalten, seine Pistole zu ziehen.
    Er hatte nur einen Sekundenbruchteil, um sich zu entscheiden. Er feuerte einen Schuss ab, der den Leibwächter am Handgelenk traf, sodass die schwere halbautomatische Pistole des Mannes zu Boden fiel. Der Mann krümmte sich vor Schmerzen und umfasste mit der anderen Hand sein verletztes Handgelenk. Rapp machte zwei rasche Schritte vor und trat nach dem Kopf des Mannes, als wäre er ein Fußball. Der Tritt schleuderte den Hundertfünfzig-Kilo-Mann zurück, worauf er krachend auf einem kleinen hölzernen Beistelltisch landete, auf dem eine zarte Porzellanlampe stand. Die Lampe zerschellte auf dem Parkettboden, und der Tisch selbst zerbrach unter dem Gewicht des Leibwächters in ein Dutzend Stücke.
    Rapp schob Jane Hoffman aus dem Weg und stürmte zur Tür. Kaum war er dort, wurde sie auch schon geöffnet, und der kleine Kopf des Butlers tauchte auf. Rapp packte den Mann an seiner Krawatte und zog ihn herein. Er knallte ihm den Griff seiner Pistole gegen die Schläfe, wenn auch mit deutlich weniger Wucht, als er es normalerweise tat. Der Butler verdrehte die Augen, und seine Knie gaben nach. Rapp ließ ihn zu Boden sinken und blickte rasch auf den Flur hinaus, um zu sehen, ob vielleicht jemand etwas bemerkt hatte. Dann schloss er die Tür und versperrte sie.
    Wie eine Maschine eilte Rapp quer durch das Zimmer. Zuerst musste er sich um den Bodyguard kümmern. Er zog drei Paar Plastikhandschellen aus der Tasche hervor – doch als er sich Jane Hoffman zuwandte, um ihr ein Paar zu geben, blieb er wie angewurzelt stehen.
    Rapp konnte einfach nicht glauben, was er da sah. Die Worte kamen ihm wie in Zeitlupe über die Lippen. »Was, zum Teufel, tun Sie da?«
    Kaum hatte er die Frage ausgesprochen, feuerte Jane Hoffman auch schon den ersten Schuss aus ihrer Heckler & Koch P7 ab. Die 9-mm-Parabellum-Kugel traf Rapp mitten in die Brust und ließ ihn in die Knie gehen. Die zweite Kugel schleuderte ihn rücklings über die Beine des Leibwächters hinweg. Er spürte noch, wie es ihm die Luft aus den Lungen presste, ehe er mit dem Kopf gegen die hölzerne Bibliotheksleiter geschleudert wurde. Er krachte mit voller Wucht gegen die unterste Sprosse der Leiter und blieb bewusstlos liegen.
    Jane Hoffmans Herz schlug wie wild, und ihre Hände zitterten. Eigentlich hätte ihr Mann hier drin sein sollen, und sie hätte draußen im Wagen auf ihn gewartet. Mit ihrer behandschuhten Hand hob sie Rapps Ruger vom Fußboden auf und schoss den Leibwächter zweimal in die Brust. Dann warf sie die Pistole neben Rapp auf den Boden und entfernte den Schalldämpfer von ihrer eigenen Waffe. Sie legte ihre Pistole dem Leibwächter in die Hand und zog dann eine kleine Dose aus der Tasche, aus der sie einen Hauch von Schießpulver auf die Hand des Leibwächters sprühte, damit es so aussah, als hätte er die Waffe abgefeuert. Dann stand sie auf und trat einen Schritt zurück. Sie suchte etwas, das irgendwo auf dem Fußboden liegen musste. Nicht weit von ihrem rechten Fuß fand sie es schließlich: die Heckler & Koch des Leibwächters. Sie hob die Pistole hoch und steckte sie in ihr Holster.
    Erleichtert eilte sie zur Tür, sperrte sie auf und trat in die Diele hinaus. Rasch ging sie zur Haustür hinüber, während aus dem Ballsaal die fröhlichen Laute der Festgäste drangen, die keine Ahnung hatten, was soeben geschehen war. Wenige Sekunden später war Jane Hoffman draußen und eilte die Treppe hinunter. Ihr Mann, der aufgeregt am Steuer des Wagens wartete, ließ sie einsteigen und brauste im nächsten Augenblick die Zufahrt hinunter.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

5
    Der Mann stand am Waldrand – keine hundert Meter von der Stelle entfernt, an der Rapp am Abend zuvor gestanden hatte. Von seiner erhöhten Position aus konnte er das Haus deutlich erkennen. Er

Weitere Kostenlose Bücher