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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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zurückzulassen, wäre schlimmer gewesen als tausend Fingerabdrücke. Rapp wusste, dass er sich beeilen musste, wenn er hier herauskommen wollte. Es gab eine Menge Fragen, die zu klären waren – aber das alles konnte warten. Im Moment gab es andere Prioritäten – vor allem, wenn er überleben wollte.
    Er ignorierte den stechenden Schmerz in der Brust und das Pochen im Kopf, kniete nieder und hob seine Ruger-Pistole auf. Dabei sah er, dass der Leibwächter erschossen worden war. Rapp suchte weiter nach irgendwelchen Hinweisen, die ihn mit Hagenmüllers Tod in Verbindung bringen könnten. Er sah nach dem Anwalt und dem Butler und stellte erleichtert fest, dass beide atmeten. Dann ging er zur Tür, versperrte sie und ging zu den Fenstern hinüber, um auf die Zufahrt hinunterzublicken. Wie erwartet, war der Audi fort. Rapp lehnte sich mit dem Rücken gegen die Wand und überlegte fieberhaft, wie er am besten vorgehen sollte. Das Blut musste unbedingt weg – und zwar gründlicher, als er es mit Aufwischen hinbekommen hätte. Die Angst, geschnappt zu werden, half seiner Fantasie auf die Sprünge. Schließlich fiel sein Blick auf den Kamin und dann auf die vielen kostbaren Kunstwerke. Er tat es nur sehr ungern, aber er sah keinen anderen Ausweg. Rapp rief sich den Plan des Hauses in Erinnerung und sah zu der anderen Tür des Arbeitszimmers hinüber. Sie führte zum Billardzimmer, von wo man durch eine weitere Tür in den Wintergarten gelangte. Von dort würde er ungefähr an der Stelle, wo die Autos geparkt waren, ins Freie gelangen können. Die Entscheidung war in Sekundenbruchteilen getroffen.
    Rapp ging quer durch das Zimmer zu einer Sammlung von Glaskaraffen, die auf einem Silbertablett standen. Er öffnete eine der Karaffen, hob sie an die Nase und nahm den Geruch von Cognac wahr. Rapp nahm einen Schluck aus der Flasche und ging dann zu der Blutlache hinüber. Er übergoss zuerst die Stelle auf dem Fußboden und dann die Leichen von Hagenmüller und dem Leibwächter mit dem Cognac. Dann machte er sich mit den restlichen Karaffen daran, zuerst die Teppiche und danach die Vorhänge mit Alkohol zu tränken. Er eilte zum Kamin, nahm ein Stück Anmachholz und hielt es ins Feuer. Nach wenigen Sekunden fing das dünne Hölzchen Feuer. Rapp ging damit durch das Zimmer und steckte alles, was er zuvor mit Alkohol getränkt hatte, in Brand.
    Dann packte er den Butler am Hemdkragen und zerrte ihn zu der Tür, die in das Billardzimmer führte. Dasselbe machte er mit dem Anwalt, der sich mittlerweile zu regen begann. Die Flammen züngelten an den Wänden hoch, und die Hitze nahm rasch zu. Rapp riss die Tür auf und zerrte die beiden Männer mit sich. Er hielt kurz inne, um zu verschnaufen; es fühlte sich an, als wäre eine Rippe gebrochen. Er sagte sich, dass er jetzt ohnehin nichts tun konnte, um die Verletzung zu behandeln, und ging zur Tür des Arbeitszimmers zurück, um sie zu versperren. Er blickte ein letztes Mal in das brennende Zimmer zurück, wo die beiden Toten bereits von den Flammen umringt waren, die sich rasch ausbreiteten. Rapp zog die Tür zu und lief quer durch den langen Raum, vorbei an den Billardtischen, den ausgestopften Köpfen verschiedener exotischer Tiere und einer alten Rüstung.
    Bei der nächsten Tür blieb er stehen und lauschte einen Augenblick, ehe er sie öffnete und hinausblickte. Von rechts drangen Stimmen von der Küche zu ihm her. Er trat auf den Flur hinaus, zog die Tür hinter sich zu und lief rasch durch die offene Glastür, die in den Wintergarten führte.
    Der Raum war erst dreißig Jahre nach dem Bau des Hauses angefügt worden. Die drei Außenwände wurden von großen Fenstern dominiert, die etwa vier Meter hoch waren und vom Fußboden bis zur Decke reichten. Die Pflanzen und Korbmöbel vermittelten den Eindruck, dass man sich in einem Garten aufhielt. Der Raum wurde von Deckenlampen hell erleuchtet, sodass die Gäste von der Zufahrt hereinblicken konnten, wenn sie ankamen oder abfuhren.
    Rapp schaltete rasch das Licht aus und blickte auf den Flur in Richtung Küche hinaus. Nichts deutete darauf hin, dass man das Feuer entdeckt hatte. Er eilte quer durch den Wintergarten und hielt sich dabei hinter verschiedenen Pflanzen verborgen. Als er eine der Verandatüren erreichte, blickte er über eine Hecke hinweg, hinter der einige Limousinen geparkt waren. Die Chauffeure standen herum und rauchten oder spielten Karten. Rapp musste irgendwie an ihnen vorbeikommen und zu den anderen Wagen

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