Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
Vom Netzwerk:
die ihm einmal etwas bedeutet hatte. Irene Kennedy wusste von ihr. Sie hatte damals für den israelischen Geheimdienst Mossad gearbeitet – und möglicherweise tat sie das auch heute noch. Die meisten, die in dieser Branche arbeiteten, setzten sich nie ganz zur Ruhe. Geheimdienste hatten die seltsame Angewohnheit, sich immer wieder einmal bei ihren ehemaligen Mitarbeitern zu melden – egal, ob es diesen passte oder nicht. Aber Rapp wusste, dass er dieser Frau vertrauen konnte. Sie hatten eine Beziehung, die über irgendwelche Eide hinausging, die man gegenüber einem Land oder einer Organisation geschworen hatte. Sie waren einander ganz einfach sehr ähnlich. Doch Rapp wusste, dass er nicht zu ihr gehen konnte. Nicht jetzt, seit es Anna für ihn gab. Wenn er nach Mailand ginge, würde er unweigerlich in ihrem Bett landen. Nein, nach Mailand würde er nur gehen, wenn es keine andere Möglichkeit mehr für ihn gab.
    Am günstigsten war es wohl, es mit Frankreich zu versuchen. Rapp hatte Bankschließfächer in Paris, Marseille und Lyon, von denen niemand in der Agency wusste. In Frankreich hatte er Freunde, die er über seine Computer-Beratungsfirma und aus seiner Zeit als Triathlet kannte; es waren Leute, denen er vertrauen konnte und die einer Welt angehörten, die er vor seinen Vorgesetzten bei der CIA bewusst geheim gehalten hatte. Nicht einmal Irene Kennedy wusste von den Sicherheitsmaßnahmen, die er getroffen hatte.
    Rapp schaltete in den zweiten Gang hinunter, um eine scharfe Linkskurve zu nehmen. Während er weiter der kurvenreichen Straße durch den Wald folgte, wanderten seine Gedanken zu Irene Kennedy. Ihre Stimme hatte ein wenig seltsam geklungen, als sie zuletzt telefoniert hatten. Waren da etwa Schuldgefühle, weil sie ihn in den Tod geschickt hatte? Rapp schüttelte den Kopf. Nein, das war unmöglich. Sie waren fast wie Geschwister zueinander. Irene würde ihn niemals hintergehen. Es musste jemand anderes sein – aber wer? Es gab nur sehr wenige, die das Orion-Team kannten, und noch weniger, die von dieser Mission wussten.
    Schließlich erreichte Rapp das Ende des Waldes und eine Straße, die ihm zwei Möglichkeiten bot. Er blickte erst nach Norden und dann nach Süden, zögerte einen Augenblick und fuhr dann in Richtung Hannover weiter, also weg von Hamburg. Die Autobahn E4 war nur sieben Kilometer entfernt, und Rapp wusste, dass er von diesem Punkt aus in weniger als vierzig Minuten auf der anderen Seite von Hannover sein konnte. Von dort waren es drei Stunden bis Frankfurt. Bei dem Feuer, das in dem Haus wütete, würde es hoffentlich mindestens eine Stunde dauern, bis man bemerkte, dass dieser Wagen fehlte – und selbst dann würde man nicht unbedingt sofort erkennen, was der Diebstahl zu bedeuten hatte. Eines war jedoch sicher: Wenn die deutsche Polizei herausfand, dass sich die Mörder durch gefälschte BKA-Ausweise Zugang zu dem Haus verschafft hatten, würde es eine Fahndung geben, wie sie das Land seit den Tagen des Ost-West-Konflikts nicht mehr erlebt hatte. Der Funk war nun einmal viel schneller als ein Auto – und das bedeutete, dass er sich von seinem Fahrzeug wohl noch vor Frankfurt würde trennen müssen.
    Der Wagen flog mit mehr als hundertdreißig Sachen die Straße entlang. Rapp ignorierte das Stechen in der Brust und die pochenden Kopfschmerzen und konzentrierte sich ganz auf sein Problem. Er musste verschwinden. Er musste Deutschland so schnell wie möglich hinter sich lassen und herausfinden, wer ihm diese Falle gestellt hatte. Plötzlich kam ihm ein beängstigender Gedanke, der ihn fast in Panik versetzte. Er stieß einen Fluch hervor und drückte aufs Gaspedal. Es gab da ein Problem, um das er sich sofort kümmern musste. Rapp überlegte kurz, wie riskant es wäre, den Anruf von seinem Digitaltelefon aus zu machen. Nein, das wäre wohl zu gefährlich gewesen. So sehr es ihm auch widerstrebte – er musste mit dem Anruf noch ein wenig warten.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

6
    Anna Rielly sperrte die Haustür des kleinen Hauses im Cottage-Stil auf. Hinter ihr wurden die sanften Hügel von den letzten Sonnenstrahlen des Tages beschienen. Sie war froh, dass sie die Stadt hinter sich gelassen hatte, nachdem sie wieder eine hektische Woche lang über die verschiedenen Aktivitäten des Präsidenten berichtet hatte. Als sie den Job einer NBC-Korrespondentin für das Weiße Haus übernommen hatte, war ihr nicht im

Weitere Kostenlose Bücher