Die Entscheidung
ist etwas mehr Geld nötig.«
»Lassen Sie mich wissen, wie viel, dann bekommen Sie es.«
»Was ist mit Irene Kennedy?«
Der Senator blickte kurz zum Fernseher hinüber. Chris Matthews flirtete gerade mit einer attraktiven Reporterin. Er wandte sich wieder Cameron zu. »Das muss ich mir noch genauer überlegen. Ich lasse es Sie wissen, wie wir weiter vorgehen, sobald Sie die anderen Dinge erledigt haben.«
Peter Cameron nickte und nahm einen Schluck von seinem Wodka. Er musste sich ein Lächeln verkneifen – so sehr freute er sich auf die spannende Aufgabe, die vor ihm stand. Sein Wunsch würde doch noch in Erfüllung gehen. Er würde Mitch Rapp eine Falle stellen und ihn töten.
Anna Rielly fühlte sich ziemlich elend. Als NBC-Korrespondentin für das Weiße Haus konnte sie es sich nicht leisten, dass ihr Privatleben sie an der Ausübung ihres Berufes behinderte. Sie hatte soeben ihren jüngsten Livebericht im Rahmen der Spätnachrichten für die Menschen an der Westküste abgeliefert. Der israelische Ministerpräsident würde morgen Vormittag mit dem Präsidenten zusammentreffen, um über die stockende Umsetzung des Friedensabkommens zu diskutieren. Sie stand im hellen Licht vor dem Westflügel, nahm den Knopf aus dem Ohr und reichte ihn zusammen mit dem Mikrofon dem Kameramann, der die Ausrüstung zusammenpackte. Sie würden morgen früh wieder hier stehen, um praktisch das Gleiche noch einmal zu sagen – zuerst für die Menschen im Osten und Mittelwesten und danach für die Zuschauer im Westen.
Es fiel ihr schwer, sich auf ihre Aufgabe zu konzentrieren – denn ihr Herz und ihre Gedanken waren woanders. Zum Glück hatte ihr Brokaw keine spontanen Fragen gestellt. Anna dankte dem Kameramann und verabschiedete sich von ihm. Sie konnte keinen Moment lang aufhören, sich um Mitch Sorgen zu machen. Sie hatte seit Samstag kein Wort mehr von ihm gehört – und auch das war eine Nachricht gewesen, die mehr Fragen aufwarf, als sie beantwortete. Außerdem hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil auch die O’Rourkes in die Sache hineingezogen worden waren. Liz war schwanger und brauchte ihre Ruhe. Doch in gewisser Weise hatte ihr die Sorge um Liz geholfen, die Fassung wiederzugewinnen, nachdem sie am Samstagabend so aufgelöst gewesen war. Sie hatte sich am nächsten Morgen bei Michael entschuldigt, und er hatte sich dafür entschuldigt, dass er so rücksichtslos gewesen war. Liz hatte ihrem Mann fast den ganzen Tag die kalte Schulter gezeigt, bis Anna ihr sagte, dass sie ihn nicht für etwas büßen lassen solle, für das er nichts konnte. »Das Ganze ist ja nicht Michaels Schuld«, hatte Anna zu ihr gesagt, »darum sollte er auch nicht darunter leiden müssen.« Anna hatte vor, in ihre Wohnung zurückzukehren, weil sie nicht wollte, dass die O’Rourkes noch tiefer in die Sache hineingezogen wurden. Das Ganze betraf ausschließlich sie und Mitch. Der arme Mitch. Sie wusste nicht recht, ob sie um ihn bangen oder wütend auf ihn sein sollte. Es war natürlich zu neunzig Prozent das Erstere – doch es gab auch Momente, in denen sie sich unter Tränen schwor, dass sie ihn umbringen würde für das, was sie wegen ihm durchmachen musste.
Mitch war gut in dem, was er tat – das wusste sie genau. Sie hatte ihn während der Vorfälle im Weißen Haus in Aktion gesehen. Er war ein Ein-Mann-Kommandotrupp, doch letzten Endes war er auch nur ein Mensch und damit genauso verwundbar wie jeder andere. Annas Vater war Polizist in Chicago und ihre Brüder ebenso. Anna hatte miterlebt, wie scheinbar unbesiegbare Männer im Dienst ihr Leben lassen mussten. Alle miteinander waren sie so stur wie Mitch. Falls sie das Glück haben sollte, ihn lebend wiederzusehen, würde sie ihm zeigen, wie stur sie selbst sein konnte. Er würde aus seinem Job aussteigen müssen – ob es ihm nun passte oder nicht –, und sie würden zusammen vor den Traualter treten. Sie hatte einfach zu viel durchgemacht, um ihn jetzt so einfach wieder herzugeben.
Anna Rielly kochte immer noch innerlich, als sie die Tür aufriss und den Westflügel des Weißen Hauses betrat. Der Sicherheitsbeamte, der an seinem Schreibtisch saß, lächelte ihr zu – doch sie ignorierte ihn. Sie hatte in den vergangenen beiden Stunden genug damit zu tun gehabt, ihre Stimmung zu unterdrücken – und jetzt hatte sie es satt. Als sie sich nach rechts wandte, hörte sie, wie hinter ihr jemand ihren Namen rief.
Jack Warch, der Special Agent, der für das Sonderkommando zum Schutz
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