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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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des Präsidenten verantwortlich war, kam mit einer Mappe in der Hand hinter ihr her. »Wie geht’s, Anna?«, fragte er.
    Anna strich sich eine Strähne ihres rotbraunen Haars aus dem Gesicht. »Nicht so gut, Jack. Was machen denn Sie so spät noch hier?«
    »Der Präsident arbeitet heute länger.«
    Anna blickte an Warch vorbei zum Oval Office hinüber. Es war gut möglich, dass der Mann, der in diesem Zimmer saß, wusste, wo sich Mitch gerade aufhielt. Ob er es allerdings zugeben würde, war eine andere Frage. Nachdem der Terrorangriff auf das Weiße Haus ausgestanden war, hatte der Präsident sie gebeten, die Identität von Mitch Rapp für sich zu behalten. Der Präsident wollte nicht, dass die Presse, die Politiker oder die Militärs erfuhren, dass es ein CIA-Mann war, der die entscheidende Rolle bei der Befreiung der Geiseln gespielt hatte. Als Gegenleistung für ihr Schweigen hatte Hayes ihr besonders interessante Informationen verschafft. Als sie und Mitch einander näher gekommen waren, hatte er von Anfang an deutlich gemacht, dass sie ihren guten Draht zum Präsidenten niemals dazu benützen dürfe, um mehr über Mitchs CIA-Aktivitäten in Erfahrung zu bringen. Wenn man bedachte, was sie allein in den vergangenen beiden Tagen durchgemacht hatte, wäre es wohl kein allzu schweres Vergehen gewesen, wenn sie dieses Versprechen gebrochen hätte.
    »Wer ist bei ihm?«, fragte sie.
    »Sie wissen, dass ich Ihnen das nicht sagen kann«, antwortete Warch lächelnd.
    Anna konnte sein Lächeln nicht erwidern. »Ich muss ihn sprechen.«
    Der Secret-Service-Agent sah, dass es ihr ernst war, und blickte kurz zum Oval Office hinüber. Er wandte sich schließlich wieder Anna zu. »Warten Sie hier. Ich sehe, was ich für Sie tun kann.«
    Anna Rielly zog ihren schwarzen Regenmantel aus und wartete. Sie überlegte, ob sie die O’Rourkes anrufen sollte. Michael hatte sie heute Morgen zum Weißen Haus gebracht, und sie hatte Liz versprochen, dass sie wieder anrufen würde, wenn sie mit der Arbeit fertig war, damit Michael sie abholte. Sie wollte schon zum Hörer eines der Telefone greifen, als Warch um die Ecke kam.
    »Kommen Sie, Anna«, forderte der Agent sie auf. Er ging voraus, und Anna folgte ihm den Flur entlang.
     
    Präsident Hayes saß an seinem Schreibtisch im Oval Office, als sie eintraten. Aus den Lautsprechern der Stereoanlage drang leise Jazzmusik. Der Präsident saß zwischen zwei Aktenstapeln und war gerade dabei, ein Dokument nach dem anderen abzuzeichnen. Als Warch und Anna Rielly zu ihm an den Schreibtisch traten, griff er nach einer neuen Mappe und unterschrieb auf vier verschiedenen Seiten. Er schloss die Mappe und legte sie auf den Stapel zu seiner Rechten. Hayes nahm seine Lesebrille ab, stand auf und schlüpfte in sein Jackett.
    »Guten Abend, Anna«, sagte er und streckte ihr die Hand entgegen. Er mochte Anna wirklich gern. Wie alle Reporter konnte sie manchmal ein wenig hartnäckig sein, doch sie hatte sich an das gehalten, worum er sie gebeten hatte – und das war in ihrem Beruf weiß Gott keine Selbstverständlichkeit.
    »Guten Abend, Mr. President.«
    Hayes wusste, dass Anna und Rapp sich nahe standen. Er wusste nicht genau, wie nahe, und würde auch nicht danach fragen. Hayes hatte einen langen Tag hinter sich, und er war ziemlich erschlagen. Er wandte sich an Warch. »Ich danke Ihnen, Jack.« Als Warch hinausgegangen war, führte Hayes Anna zu einer Couch hinüber und setzte sich neben sie. Er hoffte im Stillen, dass sie nicht ausgerechnet über Mitch Rapp mit ihm sprechen wollte. »Was gibt’s, Anna?«
    Anna Rielly sah einige Augenblicke auf ihre Hände hinunter. »Sir«, begann sie und zögerte erneut, weil sie nicht wusste, wie sie anfangen sollte. »Es geht um etwas Inoffizielles – etwas, über das ich niemals auch nur ein Wort ausplaudern würde.«
    »Okay«, sagte Hayes lächelnd.
    »Wo ist Mitch, und in was für Dinge ist er verwickelt?«
    Das Lächeln auf Hayes’ Gesicht verschwand. Er überlegte eine Weile, was er ihr antworten sollte. »Anna, Sie wissen sowieso schon mehr, als Sie wissen sollten. Was Mitch für …« Der Präsident hielt inne. Er wollte sagen, »für die Regierung macht«, doch damit hätte er bereits zu viel verraten. »Was Mitch im Moment macht, ist etwas, über das ich nicht sprechen kann.«
    »Dann wissen Sie also, wo er im Moment ist?«, fragte Anna und sah dem Präsidenten ins Gesicht, um die kleinste Regung darin zu erkennen.
    Hayes war gelernter Anwalt

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