Die Entscheidung
gestellt und fungierten als stille Teilhaber. Das Lokal trug den Namen »Café Wired« und war ein richtiges Internetcafé – und Rapps Überzeugung nach eines der wenigen, die wirklich profitabel waren. Rapp hatte Dumond kennen gelernt, als dieser noch zusammen mit Rapps Bruder studierte. Dumond gehörte zu den Menschen, die zwar einiges auf dem Kasten hatten, aber manchmal dazu neigten, Dummheiten zu begehen.
Er war ein siebenundzwanzigjähriges Computergenie – aber andererseits ein Mensch, der keine hohe Meinung von Gesetzen und Vorschriften irgendwelcher Art hatte. Rapp hatte Dumond vor drei Jahren dazu gebracht, für die CIA zu arbeiten. Davor hatte der junge Mann großen Ärger bekommen, weil er sich als Hacker Zutritt zu einer der größten Banken von New York verschafft und größere Beträge auf verschiedene Überseekonten transferiert hatte. Für die CIA war dabei besonders interessant, dass er nicht geschnappt wurde, weil er Spuren hinterlassen hatte, sondern weil er eines Nachts in betrunkenem Zustand mit seinen Taten geprahlt hatte.
Damals hatte Dumond mit Steven Rapp in einer Wohnung gelebt. Als der ältere Bruder von Dumonds Problemen mit dem FBI hörte, rief er Irene Kennedy an und sagte ihr, dass es sich vielleicht lohnen würde, sich den Hacker einmal näher anzusehen. Die CIA gibt nicht gern zu, dass sie einige der besten Computerpiraten der Welt in ihren Diensten hat. Diese meist jungen Leute verschaffen sich Zugang zu den Systemen von ausländischen Firmen, Regierungen und Militärs. Die besondere Herausforderung besteht darin, nicht nur in ein System einzudringen, sondern es so zu verlassen, dass kein Mensch etwas merkt. Dumond war ein Meister in dieser Kunst, und seine Fähigkeiten waren in der Anti-Terror-Zentrale von großem Nutzen.
Rapp öffnete die Tür und betrat das Café, das vom Duft von frisch gemahlenem Kaffee erfüllt war. Ganz hinten sah er Marcus Dumond, der mit dem Rücken zur Tür an seinem Platz saß. Rapp runzelte nachdenklich die Stirn. Dumond war ein fürchterlich leichtsinniger Kerl. Hätte er bei der CIA denselben Job wie Rapp, würde er keine fünf Minuten überleben. Rapp trat an die Theke, bestellte einen Kaffee und blickte sich weiter um. Im Moment waren vierzehn Gäste da, die überwiegend um die zwanzig waren. Die vier Computer an der rückseitigen Wand waren alle besetzt, einer der Gäste las ein Buch, zwei weitere schrieben irgendetwas in ihre Ringbücher. Die übrigen Gäste arbeiteten auf ihren Laptops.
Dumond saß an einem Tisch mit zwei Frauen, mit denen er plauderte und im Web surfte. Dumond hatte die vertraute Stimme gehört, die einen Kaffee bestellte, und unterdrückte den Impuls, sich umzudrehen. Die Stimme gehörte Mitch Rapp, einem Mann, von dem er Dinge wusste, die er eigentlich nicht hätte wissen dürfen. Es war nichts Außergewöhnliches, dass Rapp im Café vorbeischaute, doch er tat es für gewöhnlich sonntags zusammen mit seiner Freundin. Dumond stand schließlich auf und nahm seine halb volle Kaffeetasse mit. Während er zur Theke ging, leckte er sich unbewusst über seine plötzlich sehr trockenen Lippen.
Rapp bezahlte den Kaffee und bedankte sich bei der jungen Frau hinter der Theke. Als er sich umdrehte und Dumond ansah, zeigte er mit einem Kopfnicken auf den hinteren Bereich des Cafés. Die beiden Männer gingen zwischen den Tischen und Stühlen hindurch zu einem Tisch in der Nähe der Toiletten. Rapp setzte sich so, dass er die Eingangstür im Auge behalten konnte.
»Netter Afrolook, Marcus.«
Dumond griff sich instinktiv an sein gekräuseltes schwarzes Haar. »Na ja, sie wachsen eben.«
»Das wird Dr. J sicher freuen.«
»Wen?«
Mitch schüttelte lächelnd den Kopf. Marcus war bestimmt der einzige achtundzwanzigjährige Afroamerikaner in Washington, der nicht wusste, wer der große Basketballspieler Julius »Dr. J« Erving war. »Ach, nicht so wichtig.«
»Du siehst aus, als wärst du in der Sonne gewesen.«
»Ich war unterwegs.«
»Geschäftlich oder privat?«
Rapp umschloss seine Kaffeetasse mit beiden Händen. »Geschäftlich«, antwortete er.
»Wie ist es gelaufen?«, fragte Dumond ein wenig zögernd.
»Nicht so gut«, antwortete Rapp und nippte an seinem Kaffee. »Wie war’s in der Zentrale?« Er meinte die AntiTerror-Zentrale der CIA.
»Immer der gleiche Käse.«
»Nichts Ungewöhnliches in den letzten drei Tagen?«
»Nein«, sagte Dumond stirnrunzelnd. »Mir ist jedenfalls nichts untergekommen.«
»Und was
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