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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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jederzeit bereit sein, alles zusammenzupacken und zu verschwinden. Er wurde das Gefühl nicht los, dass es nun wieder einmal so weit war.
    Mario war sein Leben lang ein Einzelgänger gewesen. Der einzige echte Freund, den er je gehabt hatte, war Villaume. Außer ihm gab es niemanden, dem Mario wirklich vertraute. Villaume hatte ihm sogar geholfen, für die Zukunft vorzusorgen, damit er einmal seinen Ruhestand genießen konnte. Mario hatte sein Geld immer in verschiedenen Bankschließfächern aufbewahrt, bis Villaume es für ihn anlegte. Die Erträge waren so gut, dass er sich schon heute zur Ruhe hätte setzen können, wenn er gewollt hätte. Nach dem Job in Colorado, so dachte er, wäre es vielleicht eine gute Idee, zumindest einmal eine Pause einzulegen.
    Um 6.25 Uhr war er bereit für seinen kleinen Spaziergang in die nahe gelegene Bäckerei. Mario hatte über fünfundzwanzig Jahre in Frankreich gelebt und konnte den amerikanischen Kaffee nicht ausstehen. Er hatte über eine Woche gebraucht, bis er endlich ein Lokal fand, wo man einen guten Cappuccino bekam. Es war eine kleine Bäckerei, die sechs Blocks von seiner Wohnung entfernt war. Bevor er ging, steckte er noch eine 9-mm-Pistole in seinen Hosenbund, wo sie von dem dunklen Hemd verdeckt wurde. Er schlüpfte in sein Jackett, setzte den Hut auf und ging hinaus.
     
    Jeff Duser war auf Speed. Er saß auf dem Fahrersitz seines grauen Dodge Durango und trommelte den Rhythmus irgendeines Musikstücks auf dem Lenkrad, während sein Blick ständig zwischen den beiden Außenspiegeln und dem Rückspiegel hin und her huschte. Duser trug einen dunkelbraunen Anzug und einen etwas helleren Trenchcoat. In der Brusttasche seines Anzugs verwahrte er Papiere, die ihn als Steven Metzger, einen Beamten des Bureau of Alcohol, Tobacco and Firearms, auswiesen. Duser trug sein Haar sehr kurz, wenn auch nicht ganz so kurz wie in seiner Zeit bei den Marines. Er war einst mit achtzehn Jahren den Marines beigetreten. Damals hatte er nur zwei Möglichkeiten – entweder ins Ausbildungscamp für US-Marines auf Parris Island oder ins Gefängnis.
    Duser dachte zuerst, dass er im Marine Corps so etwas wie ein Zuhause gefunden hatte – bis sich herausstellte, dass sich auch Schwule im Corps herumtrieben. Wenn diese politisch korrekten Politiker glaubten, sie könnten ihn zwingen, auch Schwule in seiner Einheit zu dulden, so hatten sie sich geschnitten. Er hatte andere dazu ermuntert, Leute, die im Verdacht standen, homosexuell zu sein, zu schikanieren – und er hatte selbst ausgiebig Hand angelegt. Ein besonders naiver Soldat, der direkt aus dem Ausbildungslager kam, hatte Dusers Aufforderung etwas zu ernst genommen; nachdem sie eines Abends reichlich Bier getankt hatten, ging der Soldat in die Kaserne zurück und prügelte einen Kameraden zu Tode. Die folgende Untersuchung brachte nicht nur Dusers Rolle bei diesem Vorfall ans Licht, sondern auch viele andere Verfehlungen, worauf er aus dem Corps ausgeschlossen wurde. Danach arbeitete er zunächst für private Sicherheitsdienste und dann als Auftragskiller.
    Wally McBride saß auf dem Beifahrersitz, eine schallgedämpfte Steyr-TMP-Maschinenpistole im Schoß. Duser und seine Leute hatten eine Kiste dieser kompakten Waffen in einem Lager in Richmond aufbewahrt. Es war äußerst wichtig, immer genug Waffen vorrätig zu haben – denn Duser hatte eine Grundregel, an die er sich eisern hielt. Wenn man eine Waffe verwendete, um jemanden zu töten, dann wurde sie so bald wie möglich ins Meer geworfen.
    Peter Cameron saß auf dem Rücksitz und verfolgte, wie die beiden Männer vor ihm unruhig auf ihren Plätzen herumzappelten. Er hatte gesehen, wie sie die Aufputschmittel nahmen, hatte aber nichts gesagt. Er wusste, warum sie es taten, und er fragte sich, warum er nicht selbst etwas genommen hatte, als sie es ihm anboten. Er hatte die ganze Nacht mit Duser an dem Plan für ihr Vorhaben getüftelt, und er hatte jede Menge Kaffee getrunken, um sich wach zu halten. Jetzt musste er wieder einmal auf die Toilette, doch er wagte es nicht, den Wagen zu verlassen. Die Sache wurde allmählich ernst – es konnte nicht mehr lange dauern, bis ihr Ziel auftauchte.
    Bevor er am Sonntag aus Colorado aufgebrochen war, hatte sich Cameron kurz von Villaume und seinen Leuten entfernt, um einen Anruf zu machen. Er hatte mit Duser telefoniert. Cameron hatte damals noch nicht die Anweisung gehabt, Villaume und seine Leute auszuschalten, doch er war eben ein Mann, der

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