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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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mir Leid, Pete. Ich war heute einfach nur ein bisschen empfindlich.«
    »Ist schon okay«, sagte er immer noch voller Sarkasmus. »Ich halte das schon aus. Tu ruhig, was du willst – wenn du dich dadurch besser fühlst.«
    Anna lachte. »Wie ich sehe, hat unser kleines Baby seinen Humor wieder«, sagte sie und gab ihm einen freundschaftlichen Klaps auf den Arm.
    Pete stand mit weinerlicher Miene auf. »Weißt du, ich habe auch Gefühle.«
    »Okay, ich mache es wieder gut und lade dich auf ein Bier ein.«
    »Wirklich?« Seine Miene hellte sich schlagartig auf.
    »Ja, aber nicht heute Abend – vielleicht morgen.« Anna wollte so schnell wie möglich nach Hause und Liz die guten Neuigkeiten berichten.
    »Wenn dir wirklich etwas an mir liegen würde, dann würdest du heute mit mir ausgehen. Ich hätte es gerade heute dringend nötig.«
    Anna schüttelte den Kopf. »Oh, bitte. Wir sehen uns ja morgen wieder.« Sie drehte sich um und ging auf das Nordwesttor zu. Im Gehen rief sie Liz an. Nachdem es viermal geklingelt hatte, hob ihre Freundin ab.
    »Liz, ich bin jetzt mit der Arbeit fertig. Ich nehme heute ein Taxi.«
    »Nein, das wirst du nicht tun! Michael ist ja zu Hause. Ich schicke ihn gleich los – er ist in fünf Minuten bei dir.«
    »Nein, das ist nicht nötig. Es ist alles in Ordnung. Ich kann mir wirklich ein Taxi nehmen.«
    »Anna, sei nicht so ein Dickkopf. Michael ist schon unterwegs.«
    »Liz, es ist alles in Ordnung. Ich habe mit Mitch gesprochen. Ich erzähle es dir später.« Ihre Freundin wollte noch etwas einwenden, doch Anna ließ sie nicht mehr zu Wort kommen. »Michael braucht wirklich nicht zu kommen. Ich bin in knapp zehn Minuten bei euch.«
    Anna beendete das Gespräch. Sie ging durch das Tor hinaus und winkte dem uniformierten Secret-Service-Mann zu, der hinter einer kugelsicheren Glasscheibe saß. Dann ging sie in westlicher Richtung die Pennsylvania-Avenue hinunter und blickte mit einem erleichterten Lächeln zum Himmel hinauf. Die herbstliche Luft fühlte sich klar und frisch an. Vor der Renwick Gallery nahm sie ein Taxi und teilte dem Fahrer die Adresse in Georgetown mit. Das Taxi setzte sich in Bewegung und ordnete sich in den Verkehr ein, während sich Anna auf dem Rücksitz zurücklehnte. Sie fühlte sich so richtig ermattet und freute sich nur noch auf ein gutes Glas Merlot und darauf, dass sie endlich wieder einmal gut schlafen konnte.
    An der 17 th Street stand ein dunkelblauer Crown Victoria mit U.S.-Government-Nummernschildern. Dave Polk saß am Steuer und sah zu, wie das Taxi mit seinem Überwachungsziel auf dem Rücksitz losfuhr. Polk fuhr ebenfalls los und reihte sich in den Verkehr ein. Im Kofferraum seines Wagens hatte er einen Koffer liegen, der rein äußerlich nichts Außergewöhnliches an sich hatte – doch in seinem Inneren befand sich eine Hightech-Anlage zum Abhören von analogen und digitalen Telefongesprächen. Das Gerät war in Taiwan hergestellt worden und war bestens geeignet, analoge Gespräche abzufangen – doch wenn der Benutzer des Geräts die Nummer des Digitaltelefons besaß, das es abzuhören galt, so war das ebenfalls kein Problem. Zwei Kabel liefen hinten aus dem Koffer heraus; das eine war mit der Antenne am Heckfenster verbunden, das andere führte unter dem Rücksitz hindurch und kam zwischen den Vordersitzen wieder hervor, wo es mit dem Knopf in Polks Ohr verbunden war.
    Er war hier seit drei Uhr nachmittags auf dem Posten. Der Großteil seiner Schicht war völlig ereignislos verlaufen; erst in der letzten Viertelstunde war es interessant geworden. Es war der erste Tag, dass sie die Frau observiert hatten. Man hatte Polk nicht gesagt, warum, und er hatte nicht danach gefragt. Er war ein guter Soldat, der seine Befehle ausführte, ohne Fragen zu stellen. Das hieß jedoch nicht, dass er ein Roboter war. Er verfolgte stets mit, was um ihn herum passierte, und er hatte außerdem einen gesunden sexuellen Appetit. Beides zusammen hatte dazu geführt, dass er längst wusste, wer Anna Rielly war. Sie war die heißeste Reporterin in ganz Washington, und sie war in das Geiseldrama im Weißen Haus verwickelt gewesen. Polk hatte einen Artikel gelesen, in dem stand, dass ihre Kollegen sie dafür bewunderten, dass sie aus dem Vorfall nicht Kapital zu schlagen versuchte. Polk hatte den Verdacht, dass da noch irgendetwas anderes im Spiel war.
    Wenn man mit einer Überwachung beauftragt wurde, hieß das, dass man genug Zeit zum Lesen hatte. Er hatte sich bereits die

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