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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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24
    Die Standuhr in der Ecke zeigte den Beginn der zweiundzwanzigsten Stunde des Tages an. Senator Clark saß an dem großen Schreibtisch in seinem Arbeitszimmer. In der linken Hand hatte er ein Glas Cabernet Sauvignon. Es war der letzte Rest einer Sechzig-Dollar-Flasche des australischen Tropfens. Clark kaufte niemals französischen Wein. Er war zu teuer und wurde, was noch schlimmer war, von einem Haufen Snobs hergestellt. Der Mann, der sich von ganz unten hochgearbeitet hatte, war ein wenig empfindlich, was Snobismus betraf. Clark behielt seine diesbezüglichen Ansichten größtenteils für sich. Warum sollte man einem potenziellen Gegner seine Schwachstellen verraten? Außenminister Midleton war ein sehr gutes Beispiel für den Menschenschlag, der ihm so zuwider war. Der Mann war ein hochnäsiger Snob. Er stimmte für alle möglichen liberalen Projekte – aber nur solange sie ihm und seinen arroganten Freunden nicht in die Quere kamen. Midleton wusste nicht, dass Clark ihn nicht ausstehen konnte. Clark behielt seine Gefühle für sich und machte sogar gemeinsame Sache mit dem Mann – zumindest solange es ihm nützte.
    Clark studierte ein Memo, das einer seiner Mitarbeiter für ihn vorbereitet hatte. Es ging darin um den Mangel an erschwinglichen Wohnungen für Angehörige der Streitkräfte. Es war wirklich traurig, dass die Männer und Frauen im Militär in Wohnungen hausten wie Leute, die von der Sozialhilfe lebten. So gesehen war es kein Wunder, dass es mit der Stimmung in der Armee nicht zum Besten stand. Die Kürzungen der Militärausgaben gingen einfach zu weit – und genau das war das Thema, mit dem er demnächst an die Öffentlichkeit gehen würde. Ein Offizier verdiente anfangs weniger als ein Busfahrer zu Beginn seiner Tätigkeit und viel weniger als ein Lehrer. Das war ein weiterer Punkt, den er aufgreifen würde; er konnte das ständige Gejammer der Lehrergewerkschaften, vor allem der NEA, über die unzulänglichen Gehälter der Lehrer nicht mehr hören. Im Vergleich zu den Lehrern mit ihren langen Ferien wurden die Männer und Frauen der Streitkräfte jedenfalls arg benachteiligt.
    Die NEA steckte natürlich mit den Demokraten unter einer Decke – daran konnte weder er noch irgendein anderer Republikaner etwas ändern. Er würde ihre Stimmen so oder so nicht bekommen – also brauchte er sich gar nicht erst darum zu bemühen. Sein Plan war, sich vor allem auf Kalifornien, Texas und Florida zu konzentrieren – alles Staaten mit einer enormen Wählerschaft und mit zahlreichen Militärstützpunkten. Er würde für eine zehnprozentige Lohnerhöhung für das gesamte militärische Personal eintreten. Die betreffenden Staaten würden über die möglichen wirtschaftlichen Impulse seiner Maßnahme erfreut sein. Außerdem würde er für die tapferen Männer und Frauen der bewaffneten Streitkräfte die gleichen Gesundheitsleistungen fordern, wie sie alle anderen Bundesbediensteten erhielten. Auf diese Weise würden auch die Vertreter der verschiedenen medizinischen Berufe seinen Wahlkampf nach Kräften unterstützen, weil sie von seinen Maßnahmen profitieren würden. Mit dieser zusätzlichen Wahlhilfe würde er über eine stattliche Kriegskasse verfügen.
    Das Klingeln an der Tür unterbrach ihn in seinen Gedanken. Man musste viele Faktoren berücksichtigen, wenn man Präsident werden wollte – doch es gab nichts Wichtigeres als Geld und einen Namen, den jeder kannte. Im Moment hatte er noch alle Hände voll zu tun, überhaupt von seiner Partei als Kandidat nominiert zu werden. Außerhalb seines Heimatstaates war Clark immer noch relativ unbekannt – doch er war überzeugt, dass er es dennoch schaffen konnte. Wenn man sich über ein paar Monate hinweg in den Anhörungen im Senat hervortat, die noch dazu im Fernsehen übertragen wurden, dann hatte man gute Chancen, seine Bekanntheit enorm zu steigern.
    Es klopfte an der Tür des Arbeitszimmers. »Herein«, sagte der Senator.
    Peter Cameron trat ein und kratzte sich seinen schwarzen Bart. Clark machte keine Anstalten, sich zu erheben, sondern zeigte auf einen Stuhl vor dem Schreibtisch. Normalerweise hätte Clark ihm einen Drink angeboten – doch Camerons Ton vorhin am Telefon hatte ihm gar nicht gefallen. Er wollte erst einmal wissen, warum sein Handlanger so nervös war. Clark nahm einen

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