Die Entscheidung
Trevor ebenfalls zu dem Hund schaute, feuerte Rapp einen wuchtigen linken Haken ab, der den Bodyguard mitten am Kinn traf. Der Mann ging in die Knie und wäre zu Boden gesunken, wenn Rapp ihn nicht aufgefangen hätte, um ihn ins Haus zu tragen, wo er ihn im Vorraum auf den Boden legte. Rasch schloss er die Tür – Shirley blieb draußen – und zog Plastikhandschellen hervor. Er fesselte dem Mann damit die Hände hinter dem Rücken und durchsuchte ihn nach irgendwelchen verborgenen Waffen, ohne jedoch etwas zu finden. Rapp nahm ihm die Pistole aus dem Holster und steckte sie in seine Jackentasche, als der Mann plötzlich erste Anzeichen erkennen ließ, dass er wieder zu sich kam. Rasch öffnete Rapp die Hose des Mannes und richtete ihn auf, sodass die Hose herunterrutschte. Mit der Beretta in der rechten Hand packte Rapp den Bodyguard mit der linken Hand an den Haaren und schob ihn vor sich her über den Flur, direkt auf Stansfields Arbeitszimmer zu.
Rapp hielt den Haarschopf am Hinterkopf des Mannes fest umklammert und drückte ihm den Lauf der Pistole in den Rücken. Der Mann schlurfte mühsam dahin, während Rapp ihn vorwärts schob; seine Hose befand sich mittlerweile in Kniehöhe. Binnen weniger Sekunden hatten sie die Tür zum Arbeitszimmer erreicht. Rapp wusste nicht, ob sie zugesperrt war – deshalb klopfte er zur Sicherheit an und hörte im nächsten Augenblick, wie Stansfield »herein« sagte. Er ließ die Haare des Leibwächters los, ohne jedoch die Pistole von seinem Rücken wegzunehmen. Dann öffnete er die Tür und drückte sie auf. Er trat einen halben Schritt zurück und stieß den Mann mit einem Fußtritt ins Zimmer hinein. Der Leibwächter taumelte und stürzte schließlich mit der Hose um die Knöchel zu Boden.
Rapp folgte ihm und hielt sogleich nach Coleman Ausschau. Stansfield und Irene Kennedy waren keine Gefahr für ihn. Er sah Coleman auf der Couch neben Irene sitzen. Rapp schloss die Tür mit seiner freien Hand. Coleman machte eine Bewegung, doch Rapp war schneller. Er feuerte einen Schuss ab, während er quer durch das Zimmer ging. Coleman erstarrte; entsetzt starrte er auf das Loch in der Couch hinunter, das von Rapps Kugel stammte.
»Die nächste landet in deiner Kniescheibe«, sagte Rapp. »Setz dich auf deine Hände, Scott, und rühr dich nicht von der Stelle.«
Coleman blickte wieder auf das Loch in der Couch hinunter. Es befand sich direkt zwischen seinen Beinen, keine fünf Zentimeter vom Schritt entfernt. So ruhig wie möglich schob er die Hände unter den Hintern und nickte Rapp zu, um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich nicht widersetzen würde.
23
Annas Stimmung war so gut wie schon lange nicht mehr. Einfach nur Mitchs Stimme zu hören und zu wissen, dass er am Leben war, schien zu genügen, um den ganzen Schmerz und die Angst zu vertreiben. Es würde alles gut werden – jetzt, da er wieder daheim in Amerika war. Und sie zweifelte auch keine Sekunde daran, dass bald alle Sorgen hinter ihnen liegen würden. Mitch war fest entschlossen, aus seinem Job auszusteigen. Sie wünschte sich immer noch, dass sie ihn sehen könnte, doch sie konnte sich gut vorstellen, was los war. Er musste wahrscheinlich noch einen Bericht über die ausgeführte Mission abliefern. Mitchs Vorgesetzte in Langley wussten, dass sie Reporterin war, und sie sahen ihre Beziehung bestimmt nicht mit großer Freude; deshalb war es wohl ausgeschlossen, dass er gleich nach dem erfüllten Auftrag zu ihr zurückkehrte, bevor er seinen Leuten einen detaillierten Bericht vorgelegt hatte.
Anna deckte das Stativ und einige andere Teile der Ausrüstung mit einer Plane zu, während Pete am Boden kniete und die Kamera zusammenpackte. Er blickte schließlich zu ihr auf. »Was hat dich denn plötzlich in eine so gute Stimmung versetzt?«, wollte er wissen.
Anna lächelte. »Ich habe gute Neuigkeiten erhalten, bevor wir auf Sendung gingen.«
»Vorhin am Telefon hast du nicht gerade glücklich ausgesehen.«
»Ja, aber das war nur, weil es so überraschend war.«
»War es Mitch?«
»Ja.«
»Dann ist wieder alles okay zwischen euch?«
Anna Rielly zögerte. »Es war nie anders zwischen uns. Es hat da nur ein kleines Problem am Wochenende gegeben.«
»Na, toll«, erwiderte Pete sarkastisch. »Ihr habt nur ein kleines Problem gehabt – und deswegen hatte ich die ganze Zeit Schuldgefühle, nachdem ich dich mit einer kleinen Bemerkung zum Weinen gebracht habe?«
Anna lächelte. »Es tut
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