Die Entscheidung
nicht! Aber der Campus ist groà genug, dass ich mich von ihr fernhalten kann. Ich werde fressen wie ein Schwein, so viel Alk trinken, wie ich kriegen kann, und Party machen, bis ich aus den Latschen kippe.«
»Mann, Junge, du hast echt Stil !«, lachte Bruce.
6
Es war die erste Hochzeit, die James in seinen fünf Jahren auf dem Campus miterlebte. Da nur die aktuellen und früheren Agenten oder Mitarbeiter das Campusgelände betreten durften und Frauen, Freundinnen, Kollegen von der Universität oder der Arbeitsstelle niemals eingeladen wurden, fanden Hochzeiten auf dem Campus fast ausschlieÃlich zwischen Ex-Cherubs statt, die hier wohnten und arbeiteten.
Chloe Blake war eine achtundzwanzigjährige Einsatzleiterin, mit der James schon bei mehreren Missionen zusammengearbeitet hatte. Ihr zukünftiger Ehemann Isaac Colee war vier Jahre älter als sie. Nach seinem Ausscheiden bei CHERUB hatte er eine kurze Karriere als professioneller Rugby-Spieler gemacht und danach eine Ausbildung zum Kinderpsychologen begonnen. Dann war er zu CHERUB zurückgekehrt und arbeitete nun als Betreuer im Juniorblock. Sein Spezialgebiet war es, den Kleinsten dabei zu helfen, ihre Vergangenheit zu bewältigen und sich an das neue Leben auf dem Campus zu gewöhnen.
Während der zweiten Phase seiner Bandits-Mission war James zwar ein paar Mal auf dem Campus gewesen, hatte aber den gröÃten Teil der Hochzeitsvorbereitungen verpasst und war nun völlig überrascht, welche Bedeutung dieses Ereignis für die Mädchen auf dem Campus hatte.
Die Zeremonie sollte erst am Mittag stattfinden, aber James wurde schon um sieben Uhr morgens von zwei frisch qualifizierten Grauhemden geweckt, die sich  â noch im Nachthemd  â gegenseitig ankreischten und sich als Schlampen beschimpften.
»Was macht ihr denn da?«, fragte James und steckte benommen den Kopf durch die Tür. »Hier gibtâs Leute, die noch gern schlafen wollen!«
»Verschwinde, Vanessa«, rief ein blondes kleines Mädchen. James wurde völlig ignoriert. »Ich hab Kevin zuerst gefragt!«
»Das ist doch glatt gelogen, Rhiannon!«, schrie die Asiatin zurück. »Du hast ja kaum mit Kevin gesprochen, bis ich mit ihm dieses Kunstprojekt gemacht habe. Er ist mein Freund. Und du hast versucht, vor zwei Tagen mit ihm abzuziehen.«
James war zwar noch im Halbschlaf, begriff aber, dass die Mädchen sich um Kevin Sumner stritten, der schräg gegenüber wohnte.
»Mädels, Mädels«, warf James ein, wurde aber weiterhin ignoriert.
»Nimm doch Ronan, der steht auf dich!«
»Ronan ist eklig!«, schrie Vanessa. »Nimm du ihn doch!«
»Ich klopfe und frage ihn, mit wem er gehen will«, schrie Rhiannon zurück. »Ich wette um eine Million Pfund, dass das nicht du bist, mit deinen blöden Hamsterbacken!«
»Hamsterbacken! Das sagt die richtige, du plattnasiges Luder!«
Vanessa sprang vor, um als Erste an Kevins Tür zu hämmern, doch Rhiannon stieà sie zurück. Normale zwölfjährige Mädchen hätten in dieser Situation vielleicht ein wenig gerangelt, aber hier handelte es sich um qualifizierte CHERUB-Agentinnen, die sich gegenseitig eine schnelle Folge von Kampfschlägen verpassten. Das Ganze endete damit, dass Vanessa Rhiannon in den Schwitzkasten nahm, während diese ihr die Finger schmerzhaft nach hinten bog.
»Lasst das! Sofort!«, brüllte James.
Er hatte es endgültig satt, ignoriert zu werden, sprang vor und stieà beide Mädchen heftig gegen Kevins Tür. Dann packte er Vanessa am Arm, befreite Rhiannon und hielt die beiden Rivalinnen schlieÃlich auf Armeslänge auseinander. Inzwischen spähten aus allen Türen neugierige Gesichter in den Gang, einschlieÃlich Kerrys, die zwei Zimmer weiter wohnte.
»James, lass die Mädchen in Ruhe!«, rief Kerry.
»Ich?«, stieà er hervor. »Ich versuche nur, sie daran zu hindern, sich gegenseitig umzubringen!«
Auch das Objekt der Begierde war mittlerweile erwacht. Kevin stand verdutzt in seiner Zimmertür und machte nicht gerade den Eindruck eines guten Fangs, mit einem Socken am FuÃ, seiner Spiderman-Schlafanzughose, die ihm zu klein war, und einem zerrissenen grauen CHERUB-T-Shirt, das die halbe Speisekarte des gestrigen Abends aufwies.
»Kevin, sag Vanessa bitte, dass du versprochen hast, mit mir zur Hochzeit zu gehen!«, verlangte
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