Die Entscheidung
Large wandte. »Da sind wir wohl noch mal davongekommen.«
Large sah Kyle an und stieà ein abfälliges Grunzen aus. Der nervöse, fast mitfühlende Mann, der angesichts der bevorstehenden Katastrophe Kyles Meinung geschätzt hatte, war wieder dem fiesen Trainer gewichen. Und der war jetzt noch schlimmer als zuvor.
»Warum hast du eigentlich so lange gebraucht, um die Lebensmittel herzuschaffen?«, blaffte er Kyle an. »Auf dem Land Cruiser auf dem Parkplatz hinter dem Hotel sind sechs Holzkanus. Hol sie zum Tennisplatz zusammen mit den Paddeln, Schwimmwesten und der anderen Ausrüstung. Ich bin im Hotelbüro. Ich muss sechs überarbeitete Einsatzunterlagen für die Bälger ausdrucken.«
»Alles klar, Boss«, sagte Kyle.
Large kullerten fast die Augen aus den Höhlen. »Wie war das?«
Kyle sah ihn verdutzt an. »Was?«
»Du bist vielleicht kein Auszubildender mehr, Blueman, aber ich erwarte trotzdem, jederzeit mit Respekt behandelt zu werden. Wenn ich dir einen Auftrag gebe, dann antwortest du mit Ja, Sir oder Ja, Mr Large, aber ganz bestimmt nicht mit Alles klar, Boss !«
Kyle hielt Mr Large für ein Riesenarschloch und hätte ihn am liebsten daran erinnert, dass er freiwillig am Weihnachtsmorgen um die halbe Welt geflogen war, um ihm zu helfen. Aber Large war äuÃerst nachtragend, und Kyle wusste, dass er sich spätestens bei der nächsten Trainingsübung sadistisch an ihm rächen würde.
»Ja, Sir«, antwortete Kyle deshalb nur, wenngleich er einen Hauch von Rebellion wagte, indem er einen militärischen Salut andeutete, auf dem Absatz kehrtmachte und die Treppe hinuntermarschierte.
Es fiel Kyle nicht schwer, die hölzernen Kanus den hundert Meter langen Weg vom Parkplatz zu den Tennisplätzen zu transportieren  â im Gegensatz zu den Zehn- bis Zwölfjährigen, die sie mehrere Kilometer weit über steiles, überwuchertes Gelände würden schleppen müssen, zusätzlich zu den Rucksäcken mit Vorräten und Ausrüstung.
Jedes Mal wenn Kyle am Pool vorbeiging, lächelte ihn das Zimmermädchen an, das die Aufgabe bekommen hatte, die Plastikmöbel herauszufischen, die beim letzten Beben hineingefallen waren. Nachdem er die sechs Kinderkanus auf dem Tennisplatz aufgereiht hatte, sah er sich sorgfältig nach Large um und half
dann den Auszubildenden, ihre Ausrüstung sauber zu machen und zur Inspektion zurechtzulegen.
»Antreten, lahmer ScheiÃhaufen !«, brüllte Large, als er mit sechs frisch ausgedruckten Einsatzunterlagen aus dem Büro des Hotels kam. »Auch wenn wir eure viertägige Abschlussübung wegen Pikes Blinddarm verkürzen mussten, könnt ihr euch sicher sein, dass ich zum Ausgleich umso mehr Schikanen eingebaut habe.«
Kyle musste angesichts der gelassenen Kindermienen grinsen. Nachdem sie siebenundneunzig Tage Grundausbildung überlebt hatten, waren sie gegenüber Larges Beleidigungen und Drohungen weitgehend immun.
Die Sonne brannte herunter, als Large den Auszubildenden ihre letzte Ãbung erklärte. Plötzlich stellte Kyle fest, dass er seine Sonnenbrille oben im Vorratsraum hinter der Küche vergessen hatte.
Mrs Leung lächelte Kyle an, als er zur Treppe lief. »Norman kommandiert die Kinder gerne herum, aber er ist ein sehr netter Mann«, lächelte sie.
Kyle lachte. »Der Mann hat ein Herz aus Gold«, log er.
Als er die Treppe zum Flachdach hinauflief, fragte sich Kyle, ob Mrs Leungs Meinung wohl hauptsächlich darauf gründete, dass Large ihr ganzes schäbiges Zwanzig-Zimmer-Hotel mindestens einmal im Jahr für ein paar Tage buchte.
Oben angekommen fand Kyle die Sonnenbrille genau dort, wo er sie erwartet hatte, doch als er wieder
aufs Flachdach hinaustrat, hörte er ein donnerndes Geräusch wie von einem Düsenjet. Aber es war keiner. Als er aufs Meer blickte, sah er etwa einen halben Kilometer entfernt eine Beule im Wasser. Sie war nicht groÃ, näherte sich aber mit spektakulärer Geschwindigkeit.
Kyle lehnte sich über die Brüstung. »Mr Large, bringen Sie alle â¦Â«, brüllte er.
Doch noch bevor er den Satz zu Ende bringen konnte, hatte die Welle den Strand erreicht. Sie war kaum einen Meter hoch, aber die Wasserwand knickte die Zaunpfähle um und riss die Kinder auf dem Tennisplatz von den FüÃen. Die Kanus und die Ausrüstung wurden gegen das Hotel
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