Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
Vom Netzwerk:
Außer ihnen und Mrs Leung befand sich noch das einzige Zimmermädchen des Hotels mit seinem schwarzen Kleid und der Spitzenschürze in dem Raum.
    Als Kyle eintrat, richteten sich acht Augenpaare auf ihn. Er hatte Angst, und in seinem Kopf schwirrten verschiedene Szenen aus Katastrophenfilmen herum, aber sie alle schienen das Gefühl zu haben, dass er über eine gewisse Autorität verfügte, nachdem sogar Large ihn um seine Meinung gebeten und seine Vorschläge angenommen hatte.
    Â»Gebt mir mal ein Kissen«, verlangte Kyle.
    Dante warf ihm ein freies Kissen zu, und Kyle setzte sich auf den Boden, den Rücken an die Currypulverdosen gelehnt. In dem ungelüfteten Raum mussten über vierzig Grad herrschen, und die Auszubildenden rochen nach ihrem harten Training nach Schweiß. Die vier Mädchen hielten sich an den Händen und wirkten klein und verletzlich, während sie versuchten, nicht an die Gefahr zu denken, in der sie schwebten.
    Â»Tja«, sagte Dante mit leichtem Grinsen auf dem Gesicht, »hier wird man also in ein paar Wochen unsere aufgequollenen Leichen finden.«
    Iona fand Dantes Galgenhumor ganz und gar nicht lustig und schlug ihm auf das nackte Bein. »Sag so was nicht!«, verlangte sie. »Wir müssen positiv denken!«

    Ein anderes Mädchen stimmte ihr zu. »Wir könnten ja vielleicht ein Lied singen.«
    Dante verzog das Gesicht. »Wenn ihr anfangt zu singen, bin ich hier raus, Tsunami hin oder her.«
    Â»Reißt euch zusammen«, verlangte Kyle streng. »Es kann sein, dass wir hier ziemlich lange drinbleiben müssen. Fangt also bloß nicht an zu streiten.«
    Für ein paar Sekunden herrschte Stille, bis das Zimmermädchen plötzlich in einer Mischung aus Malaiisch und Englisch verkündete: »Sie sagen, die Welle hätte gerade Phuket erreicht. Große Welle, ganz schlimm.«
    Kyle hatte bis dahin gar nicht bemerkt, dass sie die Ohrstöpsel ihres Handys im Ohr hatte und die Lokalnachrichten hörte.
    Â»Ist das weit weg?«, fragte Iona.
    Â»Knapp hundert Kilometer nördlich«, sagte Mrs Leung. »Bei dieser Geschwindigkeit ist sie in ein paar Minuten hier.«
    Â»Wusch!«, machte Dante.

11
    Nach neunzig Minuten in dem halbdunklen Raum blinzelte Kyle mühsam ins grelle Sonnenlicht, als er auf das Hoteldach trat. Large hatte sich nicht vom Fleck gerührt, er saß immer noch am Tisch mit dem Fernglas um den Hals.

    Â»Das Zimmermädchen hat Radioempfang über ihr Handy«, verkündete Kyle und hielt schützend die Hand über die Augen. »Vor über einer Stunde hat die Welle die thailändische Küste getroffen. Sie hätte also schon längst da sein müssen.«
    Â»Stimmt«, sagte Large und kratzte sich nachdenklich den Schnurrbart. »Die Nachrichten, die ich auf dem Laptop gelesen habe, besagen, dass die malaysische Küste und die Südspitze von Thailand nicht betroffen sind. Das indonesische Festland hat wie ein riesiger Wellenbrecher gewirkt und uns vor der Schockwelle gerettet. Ich warte nur noch auf die Bestätigung aus dem Campus-Kontrollraum, bevor ich Entwarnung gebe.«
    Â»Gut«, nickte Kyle. »Ein paar von den Mädels müssen dringend aufs Klo. Soll ich ihnen sagen, dass sie gehen können?«
    Â»Ist okay«, antwortete Large, »aber sie sollen danach noch mal in den Schutzraum zurückkehren.«
    Doch als sie von der Toilette kamen, hatte Large bereits den erlösenden Anruf per Satellitentelefon erhalten, sodass sie alle aufs Dach stürmten, sich erleichtert umarmten und in die Hände klatschten.
    Allerdings konnte Large es nicht ausstehen, wenn seine Auszubildenden lachten und fröhlich waren. Er knallte den Deckel des Laptops zu und donnerte los: »Wir sind schon viel zu spät dran. Ihr hättet eigentlich genau jetzt mit eurer Übung anfangen sollen. Aber ihr habt noch nicht mal eure Ausrüstung gepackt und eure
Unterlagen gelesen. Eure erste Aufgabe ist es also, alles, was wir hier heraufgebracht haben, wieder nach unten zu schaffen, wo es hingehört. Und dann will ich, dass ihr euch mit euren Sachen am Tennisplatz aufstellt, damit wir eure Ausrüstung checken und euch eure letzte Übung erklären können. Ihr habt zwanzig Minuten, also los!«
    Die sechs Kinder rannten davon und begannen, die Lebensmittel und das Gepäck nach unten zu bringen, während sich Kyle mit einem erleichterten Lächeln an

Weitere Kostenlose Bücher