Die Entscheidung
geschleudert.
Bebend traf die Welle auf das Starfish Hotel. Glas zersplitterte. Tausende von Vögeln stiegen aus den Bäumen auf, als Wasser und Sand über die KüstenstraÃe in den Dschungel strömten. Hilflos und erschrocken blickte Kyle vom Dach nach unten.
Nach einer Minute verringerte sich die Geschwindigkeit des Wassers, das sich in eine braune Brühe voller Unrat verwandelt hatte und dann in einem etwas langsameren, aber immer noch reiÃenden Strom wieder zum Meer zurückfloss; diesmal eher durch die Schwerkraft getrieben als durch die riesige Schockwelle, die es den Strand hinaufgeschoben hatte.
Erleichtert sah Kyle, wie sich die sechs Auszubildenden unten auf dem Tennisplatz von dem zerstörten Zaun befreiten und wieder aufrappelten. Large war stehen geblieben und hatte sich an einem verbogenen
Zaunpfahl festgehalten. Als Einzige war ein Mädchen verletzt, das von einem Kanu getroffen worden war. Ãber ihre Schulter und ihren Nacken verlief ein blutiger Riss.
Als Kyle seinen Blick schweifen lieÃ, bemerkte er das Zimmermädchen, das mit dem Gesicht nach unten inmitten eines Gewirrs von Plastikliegen und Tischen genau dort im Wasser trieb, wo sich der Swimmingpool befinden musste. Er rannte die Treppe hinunter und nahm die letzten Stufen auf einmal.
Das Erdgeschoss des Hotels stand knietief unter Wasser, in allen Fenstern hingen Glasscherben, der Strom war ausgefallen, und Mrs Leung stand an der Rezeption und sah aus, als würde sie vor Schreck gleich umfallen. Ihr normalerweise sehr ordentlich frisiertes Haar stand in alle Richtungen ab.
Kyle kämpfte sich zwischen den leichten Korbmöbeln hindurch, die die Verandatüren blockierten, und watete weiter. Er befürchtete, dass ihn die heftige Strömung umreiÃen würde. Durch das braune Wasser konnte er den Rand des Swimmingpools nicht sehen und war einen Schritt eher dort als gedacht.
Kyle stürzte nach vorne und sein Mund füllte sich mit Schmutzwasser. Doch er war ein guter Schwimmer und die Strömung schob ihn schnell zu dem Zimmermädchen hin. Anstatt sich seinen Weg zurück zu kämpfen, fasste er sie sanft am Hals und zog sie in Strömungsrichtung mit sich, bis er den gegenüberliegenden Rand des Pools unter sich fühlte.
Das Mädchen war bewusstlos, die Nase gebrochen und das Gesicht blutig. Ein paar der Kinder hatten die Rettungsaktion beobachtet und wateten durchs Wasser, um ihm zu helfen. Kyle nahm das Mädchen unter den Achseln, und Dante griff nach den FüÃen, um es auf den gemauerten Grillplatz zu legen, der aus dem abflieÃenden Wasser herausragte.
Alle Cherubs mussten einen Erste-Hilfe-Kurs für Fortgeschrittene absolvieren, doch zwischen einem Plastikdummy auf dem Campus und einem echten, bewusstlosen Menschen bestand ein riesiger Unterschied. Kyle wusste, dass sie sterben konnte, wenn er etwas falsch machte.
Er presste mit beiden Handflächen auf die Brust des Mädchens. Die ersten Male geschah nichts, dann lief ihr bräunliches Wasser übers Kinn. Beim nächsten Stoà brach ein ganzer Schwall von Wasser hervor und sie begann zu husten.
»Alles in Ordnung?«, erkundigte sich Kyle.
Sie setzte sich so ruckartig auf, dass sie mit dem Kopf an sein Kinn stieÃ.
»Himmel!«, keuchte Kyle auf, stolperte zurück und hielt sich das Gesicht. Er hatte zwar keine Gehirnerschütterung, aber für einen Moment konnte er nicht mehr klar sehen und Dante übernahm seinen Part. Er klopfte dem Mädchen auf den Rücken und lieà sie tief einatmen, um auch das restliche Wasser aus ihren Lungen zu vertreiben.
Sobald sich Kyle wieder erholt hatte, sah er sich um  â
und erschrak. Das Wasser war jetzt weitgehend abgelaufen, und der weiÃe Strand hatte sich in eine braune Schlammmasse voller Glasscherben, zerstörter Möbel und abgebrochener Zweige verwandelt, in der Hunderte von toten und oder im Sterben liegenden glitzernden Fischen dümpelten.
Large hatte es nicht nur geschafft, stehen zu bleiben, wie durch ein Wunder war auch das Satellitentelefon in seiner Brusttasche so trocken geblieben, dass es noch funktionierte. Jetzt sprach er aufgebracht mit dem Kontrollraum auf dem Campus.
»Was sollte das eigentlich heiÃen, es gibt keinen Tsunami in dieser Gegend?«, brüllte er. »Da ist sehr wohl einer! Er hat uns kaum dreiÃig Minuten nach dieser kompletten Fehleinschätzung getroffen, meine ganze Ausrüstung
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