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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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haben. Kyle steckte die Hände in die Hosentaschen, damit sie nicht so zitterten, während Large mit seiner Erklärung fortfuhr.
    Â»Der Kontrollraum auf dem Campus sagt, das Erdbeben hätte vor zwei Stunden an ungefähr diesem Punkt hier nordwestlich von Indonesien im Meer stattgefunden. Dreißig Minuten später hat der nachfolgende Tsunami das indonesische Festland erreicht. Ersten Berichten zufolge hat er die ganze Küste verwüstet. Gott weiß, wie viele Menschen umgekommen sind, aber bestimmt waren es Hunderte, wenn nicht Tausende. Jetzt breitet sich die Schockwelle vom Epizentrum weiter aus. Entlang der gesamten Westküste von Thailand wurden Tsunami-Warnungen herausgegeben. Man erwartet, dass die Welle dort innerhalb der nächsten zwanzig bis vierzig Minuten auftrifft, und bei uns wird es nur wenig später sein. Die Wellen, die Indonesien erreicht haben, waren bis zu fünfundzwanzig Meter hoch, doch je weiter sich die Riesenwelle ausbreitet, desto schwächer wird sie. Also wird die, die uns trifft, hoffentlich längst nicht so hoch sein.«
    Kyle tippte auf den Bildschirm des Laptops und blinzelte. Er stand zwar unter einem großen Sonnenschirm, doch im grellen Licht konnte man das Bild auf dem Monitor trotzdem nicht gut sehen. »Das Erdbeben hat also hier stattgefunden und wir sind hier auf Langkawi
… Das heißt, zwischen uns und dem Epizentrum liegt das indonesische Festland.«
    Large nickte. »Dass wir nicht direkt im Weg der Schockwelle liegen, ist unser Vorteil, aber darüber habe ich noch keine genauen Informationen. Der Kontrollraum auf dem Campus versucht, das meteorologische Amt in London dazu zu bringen, herauszufinden, was uns hier erwartet, aber ich habe noch nichts von ihnen gehört.«
    Â»Aber Norman!«, stieß Mrs Leung hervor und nahm ihre riesige Sonnenbrille ab, die an einer Kette um ihren Hals baumelte. »Vielleicht sind es hier keine fünfundzwanzig Meter wie in Indonesien, aber auch eine Zwei- oder Drei-Meter-Welle wird meinen Pool überfluten, das erste Stockwerk verwüsten und Gott weiß was mit den Fischerdörfern anstellen!«
    Â»Liegt das Inland höher?«, erkundigte sich Kyle.
    Â»Ja«, antwortete Large. »Aber es ist dicht bewaldet, sobald man den Strand und die Küstenstraße verlässt. Es gibt keine Garantie, dass wir hinaufgelangen, bevor die Welle kommt.«
    Â»Aber dieses Gebäude hier könnte völlig weggespült werden, wenn die Welle heftig genug auftrifft«, gab Kyle zu bedenken.
    Large nickte ernst. »Egal welche Entscheidung man trifft, es könnte die falsche sein. Aber mein Bauch sagt mir, dass wir hierbleiben sollten, wo uns das Hotel einigermaßen Schutz bietet.«
    Kyle sah ein, dass es keine eindeutige Lösung gab.
»Okay«, nickte er. »Aber wir sollten nicht im Freien bleiben. Ich würde vorschlagen, dass wir ins Hotel gehen und uns im höchsten fensterlosen Raum verstecken, den wir finden können. Dann ist das Risiko am geringsten, dass wir von der Welle mitgerissen oder von herumfliegenden Trümmern oder Splittern getroffen werden.«
    Â»Gute Idee«, fand Large und sah dann die Besitzerin an. »Welcher fensterlose Raum liegt am höchsten?«
    Â»Der Vorratsraum hinter uns«, antwortete Mrs Leung und wies über das Dach zur Bar und der Küche. »Da sollten wir alle hineinpassen.«
    Large klatschte in die Hände. »Okay, Kinder, folgt Mrs Leung. Geht alle dort hinten in die Küche!«
    Â»Nehmt euch ein paar Schaumstoffkissen oder Matten mit«, empfahl Kyle. »Dann habt ihr etwas Schutz, falls ihr herumgeworfen werdet, und falls das Wasser über das Hoteldach steigt, können sie als Schwimmhilfen dienen.«
    Â»Gut, Kyle«, sagte Large beeindruckt und nahm einem der Wachposten das Fernglas weg. »Alle nach drinnen, ich halte weiter Ausschau.«
    Die Kinder rissen die Schaumstoffkissen von den Korbmöbeln im Restaurant und folgten Mrs Leung in die Küche.
    Â»Du auch, Kyle«, befahl Large und sah mit dem Fernglas aufs Meer hinaus. »Ich rufe, wenn ich die Welle kommen sehe.«
    Â»Wie Sie meinen«, nickte Kyle und ging los.
    Im Vorratsraum hinter der Küche war es drückend
heiß. An der Decke hing nur eine nackte Glühbirne, und Reissäcke und Gemüsekisten waren an der Wand aufgestapelt. Die Kinder setzten sich auf ihre Kissen oder hielten sie ängstlich umklammert.

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