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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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ich mit dem Land Cruiser los und irgendwas für dich besorgen?«
    Â»Wati ist schon im Dorf«, erklärte Aizat. »Sie holt einiges ab, und einer der Zimmerleute vom Hotel, dem ich immer Fisch verkauft habe, bringt mir in seiner Mittagspause den Rest mit seinem Lastwagen.«
    Â»Dann zieht ihr also nach Kuala Lumpur zu eurer Mutter?«, erkundigte sich Kyle. »Das Leben in der
Stadt wird sicherlich anders sein, aber ein cleveres Kerlchen wie du …«
    Â»Ich habe keine Ahnung, wo meine Mutter ist«, unterbrach Aizat ihn heftig. »Sie hat das Dorf verlassen, als Wati noch ein Baby war. Dann hat sie einen anderen Mann getroffen und ihn vielleicht sogar geheiratet. Zuerst sollten wir zu ihnen ziehen, aber dann hat sie aufgehört, anzurufen. Und dann kam nur noch einmal im Monat ein Brief. Dann alle paar Monate einer. Und jetzt habe ich seit über einem Jahr nichts mehr von ihr gehört, aber das weiß Wati nicht. Sie würde sich furchtbar aufregen.«
    Â»Dann seid ihr also allein mit eurer Großmutter?«, fragte Kyle. »Was ist mit eurem Vater?«
    Aizat antwortete nicht gleich, sondern dachte erst eine Weile nach.
    Â»Meine Mutter hat als Prostituierte gearbeitet«, gestand er schließlich. »Zehn Kerle pro Nacht, das reichte für das Motorboot und die beste Hütte im Dorf. Aber kein Mensch weiß, wer mein Vater ist.«
    Diese Enthüllung hing so schwer im Raum wie ein schlechter Geruch. Kyle versuchte, etwas Beschwichtigendes zu sagen, aber ihm fiel nichts ein.
    Â»Ich glaube, deshalb war das Dorf so wichtig für mich«, durchbrach Aizat schließlich die Stille. »Wati und meine Großmutter sind meine ganze Familie. Ich bin zwar noch jung, aber im Dorf war ich jemand. Ich habe die Post geholt, den Fisch zum Markt gebracht, die Stromleitungen repariert. Und was kann ich jetzt
tun? Mich um einen Job im Regency Plaza bewerben? Eine dämliche Uniform anziehen und Ja, Sir, Nein, Sir zu reichen Leuten sagen?«
    Â»Die Leute im Dorf haben sich auf dich verlassen, weil du clever bist«, warf Kyle aufmunternd ein. »Ich hab die ganzen anspruchsvollen Bücher gesehen, die du gelesen hast. Wenn du dir einen Job im Regency Plaza besorgst, dann bist du mit zwanzig wahrscheinlich der Manager des Ladens.«
    Â»Eher würde ich Scheiße fressen, als für eins dieser Hotels zu arbeiten«, regte sich Aizat auf.
    Â»Gibt es denn irgendwas, das ich für dich tun kann?«, fragte Kyle hoffnungsvoll. »Ich habe leider nur noch heute Zeit. Morgen Nachmittag geht’s los, wir bleiben über Nacht in Kuala Lumpur und nehmen am nächsten Morgen ein Flugzeug nach London.«
    Aizat schüttelte den Kopf. »Du bist ein guter Kerl, Kyle, aber falls du mir nicht irgendwas verschwiegen hast  – zum Beispiel, dass du mit dem malaysischen Premierminister verwandt bist oder eine Milliarde Dollar auf der Bank hast  –, dann wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als zu warten, dass mein Körper heilt und mein Kopf eine Lösung findet, wie mein Leben weitergehen soll.«
    Â»Bist du ganz sicher?«, fragte Kyle und sah auf seine Uhr. »Denn ich helfe wirklich gerne, wenn es etwas zu tun gibt. Aber ich habe mir den Land Cruiser unerlaubt geborgt und keine Lust, wieder Gräben auszuheben, wenn es keinen guten Grund dafür gibt.«

    Verwirrt sah Aizat ihn an. »Gräben ausheben?«
    Â»Lange Geschichte, Kumpel«, grinste Kyle und zog sich traurig aus der Hütte zurück. »Pass auf dich auf und sieh zu, dass du nicht in Schwierigkeiten kommst. Ich wette, du wirst es schaffen.«

16
    Es war der erste Februar, etwas mehr als einen Monat nach Kyles Rückkehr aus Malaysia. Es war Dienstagabend und in der Haupthalle auf dem CHERUB-Campus lief der große Projektor. Etwa fünfzig Kinder und ein Dutzend Angestellte schrien und jubelten. Arsenal gegen Manchester United, zwei zu eins.
    Zweiundfünfzig Minuten waren gespielt. James Adams, dreizehn Jahre alt, saß auf einem riesigen Sitzsack, der normalerweise in Kerrys Zimmer gehörte. Sie selbst saß neben ihm und trug eines seiner alten Arsenal-Trikots, wenn auch mehr aus Loyalität denn aus wirklicher Überzeugung. Zu seiner anderen Seite saß Shakeel, ebenfalls ein Arsenal-Verrückter, und hinter ihnen eine große Gruppe United-Fans, darunter James’ Kumpel Mo und Connor sowie einige ältere Agenten.
    Â»United!«,

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