Die Entscheidung
es gab nur noch wenige freie Plätze nach GroÃbritannien, daher konnten sie erst am 29. Dezember fliegen, wenigstens einen Tag früher als ursprünglich geplant. Das Dorf war verlassen, der Hotelpool auÃer Betrieb und der Strand möglicherweise verseucht, daher konnten die Kinder nicht viel unternehmen, als sie am nächsten Morgen aufstanden.
Normalerweise waren frisch qualifizierte CHERUB-Agenten in Hochstimmung, aber die Ereignisse des vorangegangenen Tages dämpfte ihre Laune gewaltig. Also blieben sie zunächst in ihren Zimmern, sahen fern und schwitzten vor sich hin, weil das Notstromaggregat nicht für den Betrieb der Klimaanlage ausreichte.
Im Erdgeschoss arbeitete eine ganze Armee von Hotelangestellten und Mrs Leungs Verwandten, um die
nassen Möbel hinauszuschaffen und den Schlamm und die Glasscherben nach drauÃen zu schaufeln.
Mr Large mietete ein Boot zum Festland, um Mr Pike im Krankenhaus zu besuchen. Die gelangweilten Kinder kamen mit, und Miss Speaks gab ihnen etwas von dem Taschengeld, das sich während ihrer Grundausbildungszeit angesammelt hatte. Immerhin konnten sie damit durch die Geschäfte ziehen und in illegal gebrannte DVDs und Playstation-Spiele investieren, auch wenn das Geld offiziell für Andenken und Geschenke ausgegeben werden sollte.
Kyle blieb als Einziger zurück und erholte sich von seinem Jetlag. Gegen Mittag wachte er auf, duschte kalt und ging nach unten. Mrs Leung saà auf einem Hocker an der Rezeption und trank schwarzen Kaffee.
»Sie haben aber schwer gearbeitet«, sagte Kyle und versuchte, möglichst aufmunternd zu klingen, als er die sauber geputzten Fliesen und die verblichene Wandfarbe betrachtete, welche die Umrisse der verschwundenen Möbelstücke verriet.
»Das Wasser war ja nicht lange hier drinnen«, nickte Mrs Leung. »Bei der Hitze trocknet alles schnell wieder. Aber ich weià nicht, ob es sich noch lohnt, wieder zu eröffnen. Möchtest du etwas zu essen? Ich kann dem Koch sagen, dass er dir ein Sandwich macht.«
»Ich hab keinen groÃen Hunger«, gestand Kyle. »Ich habe gestern Abend im Dorf eine Riesenportion Fischcurry gefuttert. Aber Sie wollen doch bestimmt nicht das Hotel schlieÃen?«
»Doch, aber nicht nur deswegen«, seufzte Mrs Leung. »Wer kommt schon noch in diesen alten Schuppen, wenn das neue Hotel aufmacht? Tan Abdullah baut zehn Minuten von hier ein viel gröÃeres Hotel, zusammen mit einer amerikanischen Kette. Und jetzt, da die Dörfer weg sind, ist dieses Hotel alles, was ihn noch daran hindert, zehn Kilometer der Küstenlinie zu kontrollieren.«
»Dörfer?«, fragte Kyle nach, erstaunt über den Plural.
Mrs Leung setzte ihre riesige Sonnenbrille ab und nickte ernst. »Vier, soweit ich weiÃ, und das nur an diesem Teil der Küste. Seit Jahren versuchen sie, die Dorfbewohner von den Stränden zu vertreiben, und die Bedrohung durch einen Tsunami ist für sie natürlich ein gefundenes Fressen.«
»Wohin gehen die Dorfbewohner denn nun?«, fragte Kyle. »Gibt es eine Möglichkeit, Aizat und die anderen zu finden?«
»Vor ein paar Jahren wurden noch Umsiedlungslager gebaut, aber ein Richter hat entschieden, dass man die Leute nicht zwingen kann, wegzuziehen. Was nichts gebracht hat, denn so wurden sie einfach mit Gewalt in den Dschungel auÃer Sichtweite des Strandes verfrachtet.«
»Aber Abdullah kann Sie doch nicht zwingen, das Hotel zu verkaufen?«
Mrs Leung lächelte. »Ich bin nicht wie die Dorfbewohner. Ich habe Papiere, die besagen, dass das Land
mir gehört, daher kann er mich nicht einfach von hier vertreiben. Aber Tans Baugesellschaft hat mir bereits ein halbwegs vernünftiges Angebot gemacht, und normalerweise bekommt er, was er will. Wenn ich nicht darauf eingehe, wird er mir jemanden vom Gesundheitsamt schicken, der Kakerlaken in meiner Küche findet und das Restaurant schlieÃt, meine Steuervorauszahlungen werden in den Himmel schieÃen, der Müll wird nicht mehr abgeholt und die Stromversorgung wird immer öfter ausfallen.«
»Was ist mit Zeitung oder Fernsehen?«, fragte Kyle. »Weià die Ãffentlichkeit von Abdullahs Machenschaften?«
»Das ist längst nichts Neues mehr«, erwiderte Mrs Leung und schlug nach einer Fliege, die um ihren Kopf herumsummte. »Vor acht oder zehn Jahren gab es jedes Mal helle Aufregung, wenn ein Dorf umgesiedelt werden
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