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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Muchamore
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sollte. Aber Abdullah hat einfach weitergemacht und behauptet, der Tourismus bringe neue Jobs und Wohlstand. Er sagte, ein paar Tausend Menschen dürften dem Fortschritt der ganzen Insel nicht im Wege stehen und dass alle Dorfbewohner fair behandelt würden und neues Land erhielten.«
    Â»Und ist das so?«, wollte Kyle wissen.
    Mrs Leung lachte. »Es mag vielleicht genauso viel Land sein wie vorher, aber was nützt das einem Fischer, wenn es sich auf einer Dschungellichtung befindet?«
    Â»Nicht viel, schätze ich«, schüttelte Kyle den Kopf.

    Â»Ich hab es aufgegeben, Widerstand zu leisten«, seufzte Mrs Leung. »Ich bin jetzt siebenundsechzig und habe nicht das Geld, dafür zu sorgen, dass dieses Hotel es mit denen von Mr Abdullah aufnehmen kann. Ich kann mir ein nettes Haus kaufen, meine Enkel besuchen, etwas Gartenarbeit erledigen und es hübschen jungen Männern wie dir überlassen, sich Sorgen um die Zukunft zu machen.«

    Beide Land Cruiser befanden sich in erbärmlichem Zustand. Allerdings sah der eine mit der verbeulten Seite und dem neuen Vorderreifen noch besser aus als der andere mit dem kaputten Heckfenster, dem eingedrückten Heck und einem  – wie sich bei Licht betrachtet zeigte  – erheblichen Schaden an der hinteren Radaufhängung.
    Kyle war für seine fünfzehn Jahre klein und wirkte nicht alt genug, um Auto fahren zu dürfen. Er hatte auch keine Papiere und würde Schwierigkeiten mit der Polizei bekommen, wenn man ihn anhielt  – und noch mehr mit Mr Large, wenn er es herausfand. Aber es beschäftigte ihn, dass die Dorfbewohner vertrieben worden waren, und er fand, dass er das Risiko, Probleme zu kriegen, eingehen musste, wenn er helfen wollte.
    Anhand der Skizze des Zimmermädchens, das er am Tag zuvor wiederbelebt hatte, fuhr er den Weg an der Küste entlang in Richtung Umsiedlungslager. Die Bulldozer hatten ganze Arbeit geleistet und die Straße
freigeräumt. Es herrschte nicht viel Verkehr, aber Kyle kam an mehreren Geschäftsleuten vorbei, die mit dem Fahrrad zum Hotel fuhren, und musste sogar einmal fünfzig Meter zurücksetzen, um einem Laster voller kaputter Hotelmöbel auszuweichen.
    Als er zum Dorf kam, fuhr er langsamer. Der Strand war mit einem Plastikzaun abgesperrt, den man an waghalsig in den Sand getriebenen Pflöcken befestigt hatte. Drei Polizisten mit Sturmgewehren über der Schulter waren vor dem Gelände postiert.
    Zwei von ihnen standen Wache, während sich der Dritte um eine Schlange von Dorfbewohnern kümmerte, die zu zweit oder zu dritt zu den Hütten gehen durften, um ihre Habseligkeiten herauszuholen. Ein älteres Ehepaar, das alles mit sich schleppte, was es tragen konnte, tat ihm leid. Kyle wäre gerne stehen geblieben und hätte ihnen angeboten, sie zu fahren, aber er wollte in unmittelbarer Nähe zur Polizei keine Aufmerksamkeit erregen.
    Also fuhr er weiter, bis sich die Straße urplötzlich veränderte und statt des einspurigen unbefestigten Weges eine breite zweispurige Teerstraße mit gelben Markierungen vor ihm lag. Links und rechts daneben befand sich ein schmalerer Weg, was Kyle einigermaßen verwirrte, bis er das Schild sah. Nur für Golfbuggys , warnte es in mehreren Sprachen.
    Die Teerstraße war vom Schlamm verschont geblieben, nicht jedoch die riesige Rasenfläche vor dem neunstöckigen Hotel, die in braunen Sumpf verwandelt
worden war und umgegraben und neu bepflanzt werden musste.
    Dennoch verkündete ein riesiges Schild stolz: Langkawi Regency Plaza & Golf Resort  – Fünf-Sterne-Anlage, Eröffnung März 2005. Auf den Balkonen standen einige Maler, welche die halb fertigen Wände strichen, während sich unten vor dem Eingang zur Rezeption ein Haufen nasser Teppiche aufstapelte, die von einem Team nach draußen geschafft wurden.
    Die geteerte Straße führte nur einen Kilometer weiter zwischen Grünflächen und Sandgruben hindurch, die man dem angrenzenden Dschungel abgerungen hatte. Dann rückten die Bäume näher heran und die Straße wurde wieder einspurig.
    Außer Sichtweite der Polizei wagte Kyle es, anzuhalten und die beiden Mädchen mitzunehmen, die am Tag zuvor auf die Babys in der Hütte  – ihre Neffen, wie sich herausstellte  – aufmerksam gemacht hatten. Die Teenager hatten Plastiktüten voller Kleidung und Schuhe dabei, einen tragbaren

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