Die Entscheidung
darüber, welche Schäden die Tourismusentwicklung weltweit nach sich zog.
Guilt Trips zufolge hatten riesige französische Hotelketten den Bauern in Indien buchstäblich das Wasser abgegraben, rumänische Bürger waren für einen Themenpark von ihrem Besitz vertrieben worden und durch einen Wildpark in Florida waren mehrere einheimische Arten vom Aussterben bedroht. Es folgten Dutzende von weiteren Grausamkeiten, die im Namen des globalen Tourismus begangen wurden.
Ein vielversprechender Link führte zu einem Artikel in einer kanadischen Zeitung, der über thailändische Fischer berichtete, die vor drei Jahren nach einem Taifun von ihrem Land vertrieben worden waren.
Ein weiterer Artikel behandelte die aktuelle Katastrophe.
Während die Welt den Tod einer Viertelmillion Menschen betrauert, ist die Tragödie des zweiten Weihnachtsfeiertags ein Geschenk für Baufirmen, Grundbesitzer und Bauunternehmer, da diese nun Unsummen
an den Neubauten verdienen können. In den wenigsten Fällen berücksichtigen ihre Pläne die Interessen der armen und verzweifelten Tsunamiopfer, in den meisten Fällen finden Zwangsverkäufe statt, und das Land fällt auf Kosten der Opfer an Regierungsstellen und ihre Handlanger.
Kyle hatte gehofft, Guilt Trips oder eine andere Gruppe oder einen Journalisten kontaktieren zu können und mit Aizats Geschichte einen Sturm der Empörung heraufzubeschwören. Doch sein Schicksal schien in dieser Gegend überhaupt nichts Ungewöhnliches zu sein. Er war vielleicht sogar noch besser dran als viele andere, denn auf Langkawi hatte die Regierung schon vor dem Tsunami geplant, die Dorfbewohner zu evakuieren, und daher wenigstens billige Blechhütten bereitgestellt.
Kyle war deprimiert, aber so schnell wollte er nicht aufgeben. Er mochte Aizat und konnte ihn unmöglich im Stich lassen.
Immerhin hatte Kyle im Laufe der Jahre etwas Geld verdient, indem er Raubkopien von Filmen und Videospielen auf dem Campus verkauft hatte. Das Mindeste, was er jetzt tun konnte, war, einen Teil von dieser illegal angehäuften Summe dafür aufzuwenden, Aizat die gewünschten Bücher zu besorgen, und vielleicht noch ein paar Pfund von seinem eigenen, ehrlich angesparten Geld dazuzugeben.
Am nächsten Morgen hatte Kyle gleich in der ersten Stunde Mathe. Er ging James aus dem Weg, dessen Stimmung nach der Vier-zu-zwei-Niederlage grottenschlecht war. In der zweiten Stunde hatte Kyle frei, und obwohl er keine groÃen Hoffnungen hegte, nutzte er die Zeit, um in seinem Zimmer die Nummer des Guilt Trips-Büros in London anzurufen.
Die Frau am anderen Ende der Leitung hieà Helena Bayliss. Sie war die Verfasserin mehrerer Artikel, die Kyle am Abend zuvor auf der Webseite gelesen hatte, und klang wesentlich jünger als gedacht.
Er erzählte ihr, was während und nach dem Tsunami geschehen war, verschwieg dabei allerdings, dass er an einer Ãbung für eine streng geheime Organisation teilgenommen hatte, und behauptete stattdessen, mit einer Jugendgruppe auf Langkawi Ferien gemacht zu haben.
»Leider ist Aizats Situation keine Ausnahme«, erklärte Helena. »Es gab nicht viele Fernsehberichte über die Auswirkungen des Tsunami in Malaysia, aber das ist auch kein Wunder, da die Schäden andernorts um so vieles gröÃer waren.«
»Ich dachte mir schon, dass Sie so was sagen würden«, seufzte Kyle.
Helena lachte. »Lass mich erst mal ausreden. Denn das, was deinen Fall für mich interessant macht, ist, dass dein Freund Aizat vor Ort eine Art Kampagne starten will und dass du mit ein paar anderen aus deiner Gruppe bereit bist, ihm zu helfen oder ihn finanziell
zu unterstützen. Guilt Trips ist eine kleine wohltätige Organisation mit begrenzten Mitteln. Wir können keine groÃe Kampagne für dich starten, aber wir können auf jeden Fall Leuten, die selbst tätig werden wollen, mit Rat und Tat zur Seite stehen.«
Kyle lächelte. »Das hört sich doch gut an. Ich meine, ich möchte wirklich gerne helfen, und Aizat hat gesagt, dass er und ein paar Freunde versuchen wollen, auf Langkawi etwas zu erreichen. Das Problem ist nur, dass keiner von uns eine Ahnung hat, wie man so was anstellt.«
»Ich glaube, es ist am besten, wenn wir ein Treffen verabreden«, schlug Helena vor. »Ich kann selbst vorbeikommen oder einen unserer Volontäre schicken, um mit euch zu sprechen. Und ich kann mich direkt
Weitere Kostenlose Bücher