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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa J. Smith
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auf einer Rampe stand, dann richtete sie ihre Taschenlampe auf die Gleise. »Ich denke, der Zug läuft aus eigener Kraft – seht ihr, dass die Gleise genauso aussehen wie ganz normale Bahngleise? Aber das spielt keine Rolle. Ich finde, wir sollten zu Fuß gehen.«
    Audrey öffnete den Mund, als wolle sie protestieren, doch dann schloss sie ihn wieder. Die Lichtkegel der vier Taschenlampen verschmolzen zu einem, als sie den Eingang der »Höhle« erreichten, in den die Gleise verschwanden. Im echten Park war diese Höhle eine dunkle, fantastische Goldmine voller geisterhafter Minenarbeiter, gefluteter Schächte, Skelette, Fledermäuse und Dynamit. Im Schattenpark konnte diese Höhle alles sein.

    »Los geht’s«, sagte Jenny und hatte das Gefühl, verschluckt zu werden, als sie in die Höhle hineingingen. Während sie langsam an den Gleisen entlangliefen, schaute Jenny zurück und sah einen Kreis aus hellerem Schwarz hinter ihnen – die Außenwelt, die kleiner und kleiner wurde.
    Ungefähr an diesem Punkt tauchten in der echten Goldmine geheimnisvolle Lichter und Nebelschwaden auf, wahrscheinlich um zu signalisieren, dass man nun in eine längst vergangene Zeit eintauchte, in die Zeit der alten Goldgräber. Heute Nacht umfing sie nur ein modriger, feuchter Geruch in der Dunkelheit.
    Jenny zuckte zusammen, als ihre Taschenlampe eine Gestalt in den Schatten anstrahlte. Es war ein schnurrbärtiger Goldgräber mit hochgekrempelten Ärmeln, der Dynamit in ein Loch im Fels packte, während zwei andere Arbeiter zuschauten.
    »Der da hat einen Vorschlaghammer in der Hand«, bemerkte Dee.
    »Ja, aber der ist viel zu schwer. Keiner von uns könnte ihn hochheben«, stellte Jenny fest. »Wir sollten besser nachsehen, was es weiter unten noch gibt. Ich erinnere mich an Äxte und so was.«
    »Immerhin können wir uns nicht verirren, solange wir den Gleisen folgen«, fügte Michael beinahe fröhlich hinzu.
    Dee zuckte die Achseln, und sie gingen weiter. Die
nächste Szene zeigte die Goldmine nach der Dynamitexplosion  – die drei Goldgräber waren hinter einer eingestürzten Wand zwischen Felsblöcken gefangen. »Lasst mich raus!« und »Helft mir!«, erschallte es an dieser Stelle in der echten Abenteuerbahn. Doch ohne die Soundeffekte war es beinahe noch Furcht einflößender. Die Gestalten zwischen den Felsbrocken warfen im Schein der Taschenlampen beängstigende Schatten an die Höhlenwand. Jenny starrte eine verkrümmte Hand an, die über die Felsen griff.
    »Bewegen die sich etwa?«, fragte Jenny.
    »Deine Hand zittert«, entgegnete Audrey schneidend.
    »Ist alles bloß Pappmaché«, erklärte Michael und schlug mit der Faust gegen die Höhlenwand. Es klang, als klopfe er auf ein Surfbrett. »Au. Ich hab gelogen. Es ist Fiberglas.«
    Weitere Szenen zeigten einen mit echtem Wasser überfluteten Schacht, einen Galgen und sogar einen Saloon, in dem die Gäste Skelette waren. Die Freunde nahmen den Saloon etwas genauer unter die Lupe.
    »Diese Flaschen könnten funktionieren«, sagte Dee und nahm prompt eine davon einem Skelett aus der knochigen Hand. Seltsam, durchzuckte es Jenny – die Flasche sieht tatsächlich alt aus. Das Glas war dick und trübe und trug die Aufschrift CROWN DISTILLERIES & CO.

    Alle Flaschen sahen alt aus. Sie waren braun, dunkelblau, grün, sogar rosa und hatten Aufschriften wie AVEN HOBOKEN & CO. und PEARSON’S SODA WORKS.
    »Sehr authentisch«, murmelte sie. »Ich hätte gar nicht gedacht, dass man sich in Joyland solche Mühe gibt.«
    Die anderen wechselten Blicke, sagten jedoch nichts.
    »Wir sollten besser weitersuchen«, fügte Jenny hinzu.
    Als Nächstes kamen sie an einem gefangenen Goldgräber vorbei, dem Tausende kleiner schwarzer Ameisen übers Gesicht krochen. Jenny gefielen die Szenen immer weniger – sie wurde das unerträgliche Gefühl nicht los, dass sich die Figuren jeden Moment bewegen könnten. Dann passierten sie einen seltsamen Wasserfall – purpurnes Wasser floss glatt wie Glas über breite Felsstufen in einen farbigen Teich hinein.
    »Da!«, rief Dee, als sie um eine Ecke bogen. »Hacken!«
    Goldgräber standen um einen Fluss herum und stützten sich auf Schaufeln oder hielten Äxte in der Hand. Mehrere hatten Bowie-Messer oder Pistolen in ihren Gürteln stecken.
    Dee befand sich bereits mittendrin. »Seht euch das mal an, das ist großartig!« Es war ein Werkzeug mit einem Holzgriff, so lang wie ein Zollstock, und einer eisernen Spitze, die nicht sehr scharf war. Die

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